Pensionskassen erholen sich unter der Zinswende
Die aktuelle Zinswende nützt den angeschlagenen Pensionskassen: weniger als im Februar stehen aktuell unter erweiterter Aufsicht der BaFin. Dennoch kann Versicherungs-Chefaufseher Frank Grund noch nicht für alle Anbieter Entwarnung geben.
Kaum ein Altersvorsorge-Zweig hat in den letzten Jahren so stark unter den dauerhaft niedrigen Zinsen gelitten wie die Pensionskassen. Ihr alleiniges Geschäftsmodell besteht darin, lebenslange Renten anzubieten, und diese müssen sie zum Gros mit Anleihen absichern: Papiere, die kaum noch etwas abwarfen. Drei Anbieter mussten ihr Geschäft einstellen: die Pensionskasse der Steuerberater, die Kölner Pensionskasse sowie das Vorsorgewerk der Caritas.
Anzeige
Doch nun kann Frank Grund, Chef der Versicherungsaufsicht bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), teilweise Entwarnung geben. Die Lage für die Anbieter habe sich deutlich verbessert, sagte Grund am Donnerstag vor Pressevertretern in München. Über die Veranstaltung berichtet aktuell das „Handelsblatt“. Das wirkt sich auch darauf aus, welche Anbieter von der BaFin intensiviert beobachtet werden. Noch im Februar mussten 40 Pensionskassen vor der Aufsichtsbehörde ihre Hosen herunterlassen und intensiver berichten, weil sie finanzielle Probleme hatten. Aktuell sind es nur noch 30.
Zinswende - und Träger schossen mehr Geld zu
Ein Grund für die Erholung ist die aktuelle Zinswende: Zumindest bei Neuanlage der Kundengelder können die Pensionskassen wieder einen höheren Zinsertrag erzielen. Jedoch nicht so bei den bestehenden Geldanlagen, wo die steigenden Zinsen eher zu einer Entwertung der gehaltenen Papiere beitragen. Weil die Pensionskassen ihre laufenden Papiere aber in der Regel bis zur Endfälligkeit halten, würden zumindest keine Abschreibungen drohen, schreibt das „Handelsblatt“. Wenn die Zinsen wieder dauerhaft steigen, würde das perspektivisch den Anbietern eher nutzen.
Es gibt aber eine weitere Ursache, weshalb einige Pensionskassen nun besser dastehen. Die BaFin machte Druck, dass die Träger finanzschwacher Anbieter bei finanziellen Engpässen Geld nachschießen: in der Regel sind das die Unternehmen, die die entsprechenden Versorgungswerke anbieten. Offenbar mit Erfolg. Viele Träger hätten tatsächlich Geld bereitgestellt und die Pensionskassen somit entlastet. Zuvor habe die BaFin laut Frank Grund intensiv das Gespräch mit den Unternehmen gesucht. Gerade, wenn mehrere Träger für eine Altersvorsorge-Einrichtung verantwortlich sind, konnte sich zuvor oft nicht geeinigt werden, wer zahlt.
"Bei einigen Anbietern weiterhin Sorge"
Dennoch sieht Frank Grund weiterhin Problemkinder unter den Anbietern. „Bei einigen Pensionskassen haben wir weiterhin Sorgen und schließen dort auch Leistungskürzungen nicht aus“, zitiert ihn das „Handelsblatt“. Vor allem kleinere Anbieter mit zersplitterter Trägerschaft würden besonders streng beobachtet. In den letzten Jahren mussten mehrere Pensionskassen Leistungen zulasten ihrer Versicherten kürzen, um überleben zu können: teils auch bei Rentnerinnen und Rentnern, die bereits ihre Altersbezüge erhalten.
Anzeige
Die Zinswende hat aber auch negative Auswirkungen zulasten einiger europäischer Staaten. Sie müssen teils deutlich höhere Zinsen zahlen, um Abnehmer für die Staatsanleihen zu finden. Finanzexperten befürchten deshalb bereits eine neue EU-Schuldenkrise. Beispiel Italien: Seit August 2021 ist die Rendite zehnjähriger italienischer Staatspapiere von 0,56 Prozent auf bis 4,1 Prozent geklettert. Das belastet nicht nur den Staat, sondern auch die heimischen Banken, welche nach Angaben des italienischen Bankenverbands 422 Milliarden Euro an italienischen Staatsanleihen halten.