Steht blau direkt vor einer Übernahme?
Steht der Maklerpool Blau direkt vor einer Übernahme? Schließlich plant das US-amerikanische Private-Equity-Unternehmen Warburg Pincus den Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung an dem Lübecker Pool. Was dahinter steckt.
Der Einstieg von HG Capital bei Fonds Finanz bleibt nicht das einzige Engagement von Private-Equity-Unternehmen auf dem deutschen Poolmarkt.
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So läuft beim Bundeskartellamt ein sogenanntes Fusionskontrollverfahren (siehe Screenshot) unter dem Aktenzeichen B9-65/22. Gegenstand der Prüfung ist der geplante Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung der Warburg Pincus LLC an der blau direct-Gruppe.
Der Lübecker Pool versandte am Montag eine Meldung, in der es hieß, man habe sich mit Warburg Pincus einen international erfahrenen Spezialisten für „Corporate Engineering an Bord geholt“. Ziel sei es, dass internationale Wachstum zu forcieren. Diese Internationalisierung bräuchte es, um dem Marktdruck zu trotzen, so Lars Drückhammer, CEO von blau direkt.
Weiter heißt es zu den Plänen, dass blau direkt zunächst von einer Personengesellschaft in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt werden soll. Anschließend soll das Unternehmen in eine internationale Holding eingebracht werden. „Um blau direkt international aufzustellen, ist es erforderlich, auch die rechtliche Struktur von blau direkt anzupassen. Bisher firmiert blau direkt als deutsche Personengesellschaft. Künftig wird beispielsweise eine Holdingstruktur nach Kapitalrecht benötigt. Dazu wird blau direkt in eine solche Struktur eingebracht. Da mit einer solchen Umwandlung auch eigentümerrechtliche Veränderungen verbunden sind, ist aufgrund unserer Größenordnung eine kartellrechtliche Kontrolle erforderlich“, erklärt Oliver Pradetto gegenüber Versicherungsbote. Und Pradetto stellte klar, dass die bisherigen Eigentümer (Lars Drückhammer und Oliver Pradetto) wie bisher voll investiert bleiben. „Warburg Pincus kommt als ein strategischer Unternehmensentwickler hinzu. Warburg unterstützt uns in dieser Transaktion mit KnowHow, Zugang zum Kapitalmarkt und vor allem einem weltweiten Netzwerk“, so Pradetto gegenüber Versicherungsbote.
Doch 'an Bord holen' klingt deutlich anders als 'Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung'. Kann man von einer Übernahme sprechen? „Der aktuelle sichtbare Transaktionsschritt ist nur ein Schritt in einer Kette verabredeter notwendiger Transaktionen auf dem Weg zum Gesamtziel. Jede Interpretation dieses Einzelschritts führt nicht zu einem Verständnis bezüglich des Gesamtbildes. Warburg Pincus sieht sich selbst ausdrücklich nicht als langfristiger Übernehmer, sondern beabsichtigt Anteile vorübergehend zu halten, während man beim Aus- & Umbau hilft“, so Pradetto auf Nachfrage von Versicherungsbote.
Dieses Gesamtbild beschreibt Pradetto gegenüber Versicherungsbote so: „Stellen Sie sich vor, blau direkt hat einen Schrebergarten. Wir möchten gerne einen großen Park bauen. Wir bringen unseren Schrebergarten in den Park ein. Wir besitzen dann nicht mehr 100% am eigenen Schrebergarten, sondern x% am viel größeren Park. Wie groß unser x ist, hängt unter anderem davon ab, wie viele andere Schrebergärtner helfen, den Park größer zu machen. Der Bauträger, der den Park mit uns baut, wäre in diesem Fall Warburg Pincus. Der Bauträger erhält Anteile, um diese mit anderen Schrebergärtnern ebenfalls tauschen zu können und natürlich wird der Bauträger auch mit einem Anteil am Park entlohnt. Wer am Ende aber wieviel Prozent vom Park besitzt, kann man erst seriös sagen, wenn der ganze Park fertig ist. Das Ergebnis steht tatsächlich nicht fest; nicht einmal, ob es am Ende einen Partner mit Mehrheit gibt. Warburg Pincus moderiert und organisiert für uns den Umgestaltungsprozess und wird als Mit-Eigentümer später - sicher mit Gewinn - wieder ausscheiden.“
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Präsident von Warburg Pincus ist der ehemalige US-Finanzminister Timothy Geithner; das Unternehmen hält u.a. Beteiligungen an 1&1 und McMakler.