Ähnliches mit Ähnlichem bekämpfen - das ist die Grundidee der Homöopathie, entwickelt im 18. Jahrhundert vom deutschen Arzt Samuel Hahnemann. Sie geht vermutlich bereits zurück auf einen Irrtum. Hahnemann beobachtete im Selbstversuch, dass das Beträufeln mit Chinarinde bei ihm ähnliche Symptome hervorrief wie bei einem Malaria-Kranken, nur in abgeschwächter Form. Das brachte ihn zu der Überzeugung, dass Arzneien gegen Krankheiten helfen, die bei Gesunden ganz ähnliche Symptome verursachen wie bei einem Erkrankten - sie müssen nur in stark verdünnter Dosis gereicht werden. Andere Mediziner vermuteten später, dass Hahnemann einfach allergisch auf die Chinarinde reagiert hatte. Woraus ein Wirkstoff besteht, war Hahnemann letztendlich gleichgültig: wichtig war nur das Prinzip „Ähnliches wird mit Ähnlichem geheilt“.

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Eine Wirksamkeit homöopathischer Medizin konnte nie nachgewiesen werden: trotz mehr als 200 medizinischer Studien, die wissenschaftliche Belege für eine heilungsunterstützende Wirkung suchten. Und mitunter treibt das Prinzip „Ähnliches mit Ähnlichem bekämpfen“ seltsame Blüten. Auf entsprechenden Webseiten wird Kaffee und Koffein gegen Schlaflosigkeit empfohlen, Zucker gegen Übergewicht. Ein Tripper-Medikament namens Medorrhinum enthält einen Wirkstoff, der aus Eiter gewonnen wurde. Helfen soll das Mittel auch gegen Warzen und Depressionen. Ausschließlich bei Homöopathika sind keine wissenschaftlichen Studien notwendig, um die Medikamente beim zuständigen Bundesinstitut zuzulassen. Es reicht ein sogenannter Binnenkonsens: Mehrere Homöopathen müssen sich darauf verständigen, dass das Medikament tatsächlich wirkt.

Sollen Krankenkassen weiter für Homöopathie bezahlen dürfen?

Trotz fehlender Belege und massiver Kritik erstatten viele Krankenkassen weiterhin homöopathische Medizin und Behandlungen. Sie gehören zwar nicht zum Leistungskatalog der Kassen dazu. Aber viele Anbieter erstatten zumindest teilweise die Kosten - auch, um geneigte Kundinnen und Kunden an sich zu binden oder neu hinzuzugewinnen. Doch im Jahr 2023 steuern die gesetzlichen Krankenkassen auf ein Defizit von geschätzt 17 Milliarden Euro zu - laut einer Studie des IGES-Institutes könnte das Finanzloch sogar noch höher ausfallen. Das hat nun auch die Debatte um die Finanzierung von Homöopathie neu entfacht.

Homöopathie sei "nachweislich wissenschaftlich nicht wirksam“, sagte Johannes Vogel, Bundesvize der FDP, am Mittwoch letzter Woche dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Und brachte ins Spiel, sie als Kassenleistung zu streichen. "Das Kollektiv der Beitragszahler meiner Kasse dazu zu verpflichten, das mitzuzahlen, das ist eine Frage, die mit auf den Tisch muss.“ Angesichts des enormen Finanzlochs bei den Krankenkassen mahnte Vogel umfassendere Reformen an. "Der Vorschlag des Gesundheitsministers springt zu kurz mit Blick auf das Defizit. Was vorgelegt wurde, reicht noch nicht“, sagte er.

CSU verteidigt Homöopathie

Doch umgehend finden sich auch Verteidiger der Homöopathie. "Davon halte ich gar nichts", sagt der gesundheitspolitische Sprecher der CSU-Fraktion, Bernhard Seidenath, zu den Streichplänen. Gegenüber dem Bayerischen Rundfunk warnt er vor einem „Generalangriff auf die Homöopathie“, der die Gesellschaft spalten würde. „Ich sehe, dass es viele Menschen gibt die auf Homöopathie schwören“, so Seidenrath. Wenn ihnen die Behandlung helfe, halte er es nicht für richtig, ihnen etwas wegzunehmen.

Ohnehin ist strittig, ob es zur Sanierung der Kassen beitragen könne, wenn sie nicht mehr für homöopathische Mittel zahlen. Denn diese machen nur einen Bruchteil der Gesamtausgaben für Arzneien aus. Nach Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums zahlten die Kassen im Jahr 2020 für homöopathische Medikamente rund 6,7 Millionen Euro. Die Zahl der Verordnungen lag bei 540.000. Seit Jahren sinken die Ausgaben für diesen Posten kontinuierlich. Noch 2016 hatten die Krankenkassen 12,8 Millionen Euro gezahlt. Die gesamten Ausgaben für Arzneimittel bezifferten sich auf fast 47 Milliarden Euro. Die Homöopathie macht folglich nur 0,00014 Prozent der Gesamtausgaben für Arzneien aus.

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Bereits die Vorgänger-Regierung hatte sich geweigert, die Homöopathie anzufassen: Dass Krankenkassen dafür zahlen, "ist okay so", hatte sich der frühere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Jahr 2019 positioniert. Anlass war damals ein angestrebtes Verbot der Kostenübernahme in Frankreich. Deren oberste Gesundheitsbehörde HAS hatte fast 1200 homöopathische Arzneimittel geprüft und mehr als 1000 wissenschaftliche Publikationen analysiert. Das Ergebnis erneut: eine Wirksamkeit kann nicht nachgewiesen werden. Doch einer der Gegner von Homöopathie sitzt heute im Bundesgesundheitsministerium: ein Verbot, dass Kassen dafür zahlen, hatte unter anderem Karl Lauterbach (SPD) wiederholt gefordert.