Industrieversicherung: Das sind die teuersten Risiken für Unternehmen
Die Allianz hat die teuersten Schadensursachen in der Industrieversicherung ausgewertet. Feuer, Naturkatastrophen und fehlerhafte Verarbeitung platzieren sich hierbei an der Spitze der kostenintensivsten Versicherungsschäden für Unternehmen weltweit. Auf diese drei Ursachen entfällt fast die Hälfte aller Kosten.
Was sind die teuersten Versicherungsschäden für Unternehmen in der Industrieversicherung? Das wollte die Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) wissen und hat weltweit über 530.000 Schadenfälle ausgewertet. Eingeflossen sind hier Daten für Versicherungsschäden aus über 200 Ländern, mit denen Versicherer zwischen 2017 und 2021 befasst waren. Zu bedenken ist hierbei, dass für teure Risiken oft nicht nur ein Versicherer einspringt, sondern ein Zusammenschluss mehrerer Anbieter.
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Die untersuchten Schäden beliefen sich auf eine Summe von rund 88,7 Milliarden Euro. Das bedeutet, im Schnitt haben die beteiligten Versicherer folglich fünf Jahre lang jeden Tag über 48 Millionen Euro an Unternehmen ausgezahlt. Fast drei Viertel aller Kosten waren hierbei auf zehn Schadensursachen zurückzuführen.
Auf Rang 1 der teuersten Schadensfälle platziert sich die Ursache Brände/Explosionen, wobei Waldbrände bereits herausgerechnet wurden. Auf diese entfällt mehr als ein Fünftel des Gesamtschadenvolumens (21 Prozent). Allein Brände haben in den letzten fünf Jahren Schadenkosten von über 18 Milliarden Euro verursacht. Selbst ein durchschnittlicher Feuerschaden beläuft sich bereits auf 1,5 Millionen Euro, die im Schnitt erstattet werden.
Naturkatastrophen: oft komplexe Folgeschäden
Auf Rang 2 rangieren Naturkatastrophen mit 15 Prozent des Schadenvolumens. Die fünf wichtigsten Ursachen für Naturkatastrophen (auf der Grundlage von mehr als 20.000 Schadensfällen weltweit) sind Wirbelstürme/Tornados (29 Prozent), Stürme (19 Prozent), Überschwemmungen (14 Prozent), Frost/Eis/Schnee (neun Prozent) und Erdbeben/Tsunami (sechs Prozent). Hurrikans und Tornados entpuppen sich hier als teuerste Schadenursache, zumal die Jahre 2017 und 2021 zu den aktivsten und teuersten atlantischen Hurrikan-Perioden der Geschichte gehören.
Teuer sind bei derartigen Naturereignissen nicht nur die direkten Schäden selbst, wie die Allianz am Beispiel des „Texas Big Freeze“ im Februar 2021 verdeutlicht. Drei Winterstürme legten dabei in Texas die Infrastruktur lahm. Viele Unternehmen mussten infolge von großflächigen Stromausfällen den Betrieb einzustellen, was zu umfangreichen Sach-, BU- und Rückwirkungsschäden führte. Ein solcher Rückwirkungsschaden liegt vor, wenn die versicherte Gefahr nicht nur die eigenen Anlagen des Unternehmens betrifft, sondern auch kritische Lieferanten oder Großkunden: Betriebsstörungen sind die Folge. Allein dieses Ereignis in Texas verursachte in Summe einen Schaden von 150 Milliarden US-Dollar, wovon die Industrieversicherer allerdings nur einen Teil stemmten.
Fehlerhafte Verarbeitung und Wartung sind der drittteuerste Schadentyp insgesamt mit neun Prozent des Gesamtschadenvolumens. Zu den kostspieligen Vorfällen gehören Bau-/Struktur-/Substanzschäden durch fehlerhafte Arbeiten, fehlerhafte Herstellung von Produkten oder Komponenten oder fehlerhaftes Design, teilt die Allianz mit. Fast gleichauf platzieren sich Zusammenstöße und Abstürze in der Luftfahrt. Auch wenn diese Schadenereignisse sehr selten auftreten, sind sie doch im Schnitt mit sehr hohen Kosten verbunden.
Drohende Unterversicherung durch Inflation
Im Pressetext zur Studie warnt die Allianz vor einer Unterversicherung durch die extrem hohe Inflation. Insbesondere Sach- und Bauschäden seien Preissteigerungen ausgesetzt, da Wiederaufbau und Reparaturen an die Material- und Arbeitskosten gekoppelt sind. Zugleich treiben Materialengpässe und längere Lieferzeiten die Kosten von Betriebsunterbrechungen (BU) in die Höhe, informiert der Versicherer. Auch andere Versicherungszweige, wie die Managerhaftpflicht, die Berufshaftpflicht und die allgemeine Haftpflicht, seien durch steigende Rechtsverteidigungskosten und höhere Abfindungen anfällig für Inflationsdruck.
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„Der Wiederaufbau oder die Wiederbeschaffung dauern länger und kosten mehr. Das bedeutet, dass sowohl der Sach- als auch der Betriebsunterbrechungsschaden deutlich teuer werden können“, sagt Thomas Sepp, globaler Schaden-Chef und Vorstandsmitglied der AGCS. „Die Aktualisierung der Versicherungswerte für alle neuen Verträge ist daher ein dringendes Anliegen für Versicherer, Makler und Versicherte. Unterbleibt dies, riskieren die Unternehmen, im Schadensfall nicht vollständig entschädigt zu werden, während die Versicherer Gefahr laufen, die Risiken zu niedrig zu bewerten.“