Allianz warnt Unternehmen vor Unterversicherung aufgrund hoher Inflation
Die Inflation erreicht Rekordhöhen: und deshalb sollten Unternehmen ihren Versicherungsschutz überprüfen. Denn infolge deutlich teurer Leistungen für zum Beispiel Bau und Handwerk droht eine Deckungslücke, wenn der Schutz bei bestimmten Versicherungszweigen nicht angepasst wird. Die drohende Unterdeckung könnte auch Handlungsbedarf für Vermittler bedeuten.
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Die Inflation erreicht hierzulande Rekordhöhen: 7,6 Prozent betrug die Inflationsrate laut Statistischem Bundesamt im Juni. Es ist der höchste Wert, seit die Ölkrise im Winter 1973/74 die Bundesrepublik lahmlegte. Während die Statistiker vor allem Lebenshaltungskosten anhand eines fiktiven Warenkorbs im Blick haben, ziehen auch bei Waren des nicht täglichen Bedarfs die Preise enorm an. Ein Beispiel: Baumetalle wie Stahl, Aluminium und Kupfer verteuerten sich im März 2022 gegenüber dem Vorjahr um 37 Prozent, wie ebenfalls Destatis meldet.
Hohe Inflation bedeutet Anpassungsbedarf bei Versicherungen
Die hohe Inflation kann aber auch Handlungsbedarf bei Versicherungen bedeuten. Der Grund: Vermögenswerte werden unterbewertet, wenn sie nicht angepasst werden. Zudem steigen die Kosten, um einen Schaden zu beheben. Im Zweifel reicht dann die versicherte Summe nicht mehr aus, es droht eine Unterdeckung der versicherten Risiken.
Auf das Problem macht aktuell die Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) aufmerksam, weltweiter Industrieversicherer der Allianz Gruppe. Sie hat dabei vor allem Unternehmen aus dem Industrie- und Gewerbebereich im Blick. Aber auch Versicherungsmakler werden angesprochen, sofern sie Industriepolicen von Gewerbekunden betreuen. Aus Sicht des Versicherers herrscht Handlungsbedarf - zumindest sollte der bestehende Schutz überprüft werden.
Die Inflation übe aus mehreren Gründen Druck auf die Schadenkosten aus, berichtet der Versicherer. Insbesondere Sach- und Bauschäden sind Preissteigerungen ausgesetzt, da Wiederaufbau und Reparaturen an die Material- und Arbeitskosten gekoppelt sind. Zugleich treiben Materialengpässe und längere Lieferzeiten die Kosten von Betriebsunterbrechungen (BU) in die Höhe. Beides lässt sich unter anderem auf die Auswirkungen des Ukraine-Krieges und die nach wie vor anhaltende Corona-Krise zurückführen.
Schäden deutlich teurer
„Der Wiederaufbau oder die Wiederbeschaffung dauern länger und kosten mehr. Das bedeutet, dass sowohl der Sach- als auch der Betriebsunterbrechungsschaden deutlich teuer werden können“, sagt Thomas Sepp, Vorstandsmitglied der AGCS. „Die Aktualisierung der Versicherungswerte für alle neuen Verträge ist daher ein dringendes Anliegen für Versicherer, Makler und Versicherte. Unterbleibt dies, riskieren die Unternehmen, im Schadensfall nicht vollständig entschädigt zu werden, während die Versicherer Gefahr laufen, die Risiken zu niedrig zu bewerten.“
Der Pressetext bezieht sich auf eine Studie zu Risiken in der Industrieversicherung: entsprechend hat die Allianz Gewerbekunden im Blick. Die Münchener verweisen auf weitere Versicherungszweige, in denen eine Unterdeckung droht. Dazu gehören die allgemeine Haftpflicht, die Manager-Haftpflicht und die Berufshaftpflicht. Sie seien durch steigende Rechtsverteidigungs-Kosten und höhere Abfindungen anfällig für Inflationsdruck.
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Doch auch bei anderen Versicherungen kann es unter Umständen ratsam sein, höhere Versicherungssummen oder Renten zu vereinbaren. Beispiel Berufsunfähigkeit: Steigen die Preise tatsächlich dauerhaft, bedarf es auch einer höheren Monatsrente, um den Lebensstandard aufrecht zu erhalten. Zudem drohen Versicherungskunden in vielen Sparten höhere Beiträge, etwa in der Wohngebäude- und der Kfz-Versicherung. Der anhaltende Preisauftrieb macht die Schadensregulierung extrem teuer, warnt die Ratingagentur Moody’s.