Naturkatastrophen: Versicherer im ersten Halbjahr erneut mit sehr hohen Kosten
Die bisherige Katastrophensaison kostete die Versicherer weniger als im Vorjahr. Dennoch musste die Branche nach Schätzungen rund 38 Milliarden US-Dollar (37,3 Milliarden Euro) in den ersten sechs Monaten 2022 zahlen. Und die zweite Jahreshälfte könnte die Kosten noch weiter nach oben treiben, denn die Hurrikan-Saison steht noch aus.
Katastrophen haben die weltweiten Versicherer nach Schätzungen der Swiss Re weniger gekostet als im Vorjahr. Rund 38 Milliarden US-Dollar musste die Branche demnach im Zeitraum Januar bis Juni 2022 zahlen. Allein 35 Milliarden Dollar entfielen hierbei auf die Kosten von Naturkatastrophen. Trotz der geringeren Kosten war das abgelaufene Halbjahr mit Blick auf Naturkatastrophen ein sehr teures: Es lag 22 Prozent über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre (29 Mrd. USD). Hinzu gesellen sich 3 Milliarden Euro Schäden, die direkt von Menschen verursacht wurden.
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Schwere Schäden durch Winterstürme und Überschwemmungen
Die Kosten verursacht wurden durch eine Serie von Winterstürmen in Europa, Überschwemmungen in Australien und Südafrika sowie eine hohe Anzahl von Unwettern in den USA und Europa, wie die Swiss Re per Pressetext mitteilt. Doch Entwarnung will der Versicherer mit Blick auf die Jahresbilanz der Versicherer nicht geben. So würden in vielen Regionen hohe Schäden durch Dürren und Waldbrände drohen. Aktuell toben zum Beispiel schwere Waldbrände in Sachsen und Tschechien. Wenn auch von Menschen durch unachtsames Verhalten verursacht, so begünstigen Trockenheit und ausbleibender Regen die Ausbreitung der Brände.
Besonders teure Schadenereignisse waren laut Swiss Re zum Beispiel Überschwemmungen in Australien, die im Februar und März mit sintflutartigen Ausmaßen Rekordschäden von 3,5 Milliarden US-Dollar verursachten. Für die Versicherungswirtschaft ist dies eine der teuersten Naturkatastrophen, die es je in diesem Land gab, und das teuerste Ereignis weltweit in der ersten Hälfte des Jahres 2022, gemessen an den versicherten Schäden. Überschwemmungen in Südafrika sowie in Indien, China und Bangladesch bestätigen das wachsende Schadenpotenzial von Überschwemmungen in urbanen Gebieten weltweit. In Frankreich mussten zudem die Versicherer nach Angaben des französischen Verbandes vier Milliarden Euro für schwere Unwetter durch Hagelstürme und Starkregen zahlen.
"Naturkatastrophen nehmen zu"
Die Unwetterereignisse der vergangenen sechs Monate würden einmal mehr deutlich machen, dass Naturkatastrophen, insbesondere Sekundärgefahren, in allen Regionen an Häufigkeit und Schwere zunehmen, positioniert sich der Versicherer. Als sogenannte Sekundärgefahren fasst die Swiss Re solche Schadenereignisse, die auf Folgen des Klimawandels sowie sozioökonomische Faktoren wie die fortschreitende Urbanisierung zurückzuführen sind. Diese können Wetterereignisse und Folgeschäden verstärken. Sekundärgefahren können unter anderem Überschwemmungen, sintflutartige Regenfälle, Erdrutsche, Gewitter, Waldbrände und Dürreausbrüche sein. Die globale Durchschnittstemperatur habe im Juni 2022 um etwa 0,3 °C über dem Durchschnitt von 1991 bis 2020 gelegen und sei damit der drittwärmste Juni aller Zeiten, schreibt der Versicherer.
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Martin Bertogg, Head of Catastrophe Perils bei Swiss Re, sagte: "Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich in immer extremeren Wetterereignissen, wie den beispiellosen Überschwemmungen in Australien und Südafrika. Dies bestätigt den Trend, den wir in den letzten fünf Jahren beobachtet haben: Sekundärgefahren treiben die versicherten Schäden in allen Teilen der Welt an. Anders als Wirbelstürme oder Erdbeben sind diese Gefahren allgegenwärtig und werden durch die rasche Verstädterung in besonders gefährdeten Gebieten noch verschärft." Doch die Versicherer könnte es im zweiten Halbjahr noch härter treffen. Denn die Hurrikansaison im Atlantik steht noch an.