84 Prozent der jungen Frauen zwischen 17 und 27 Jahren haben Angst davor, im Rentenalter nur eine geringe Rente zu bekommen und in die Altersarmut abzurutschen. Dennoch sorgen nur noch 29 Prozent regelmäßig für ihr Alter vor. Damit ist die Bereitschaft zur Altersvorsorge sogar zurückgegangen: binnen zehn Jahren ging die Vorsorgebereitschaft um zehn Prozentpunkte zurück. Das ist Ergebnis der aktuellen MetallRente Jugendstudie 2022, der größten repräsentativen Langzeitumfrage zur Vorsorge junger Menschen in Deutschland.

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Etwas anders sieht es bei den jungen Männern aus. Hier hat sich der Anteil jener, die regelmäßig für ihren Ruhestand vorsorgen, sogar erhöht. Statt 38 Prozent wie vor zehn Jahren legen heute 45 Prozent regelmäßig Geld für ihren Ruhestand beiseite oder betreiben anderweitig Altersvorsorge.

Deutschland hat größte „Gender Pension Gap“

Tatsächlich sind Frauen statistisch wesentlich stärker von Altersarmut bedroht als Männer. Laut OECD haben Frauen im Rentenalter hierzulande 46 Prozent weniger Einkommen zur Verfügung als Männer. Damit gibt es in Deutschland im OECD-Ländervergleich das größte „Gender Pension Gap“, also den größten Geschlechterunterschied beim Alterseinkommen. Auch bei der gesetzlichen Rente zeigen sich signifikante Geschlechterunterschiede: Männer beziehen von der Deutschen Rentenversicherung im Durchschnitt eine Altersrente von 1.227 Euro pro Monat, Frauen erhalten nur 807 Euro – also 34 Prozent weniger.

Ein Grund für die Unterschiede bei den Alterseinkommen seien die existierenden Gehaltsunterschiede und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Es sind nach wie vor Frauen, die nach der Geburt eines Kindes ihren Job unterbrechen: laut Eurostat-Statistik trifft das auf circa jede zweite Mutter zu. Der Wiedereinstieg in das Berufsleben erfolgt dann mehrheitlich in Teilzeit, und wenn die Kinder noch sehr jung sind. Im Jahr 2018 waren rund 60 Prozent aller erwerbstätigen Mütter mit jüngstem Kind unter 18 Jahren in Teilzeit beschäftigt, so eine Auswertung des Mikrozensus durch die Prognos AG. Schlechtere Aufstiegschancen und niedrigerer Lohn aufgrund geringerer Arbeitszeit spiegeln sich dann auch bei den Rentenansprüchen wider.

Pflege von Angehörigen mehrheitlich von Frauen geleistet

Zudem bleiben auch Pflegeaufgaben noch überproportional stark bei Frauen hängen. Fast zwei Drittel der Pflegebedürftigen werden zuhause umsorgt. Nach einer Auswertung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin wird diese Arbeit mehrheitlich von Frauen geleistet, die über 50 Jahre alt sind. Ihr Anteil an den Befragten beträgt rund 30 Prozent. Bei den Männern sind es dagegen rund 22 Prozent.

Schränken die Frauen für die Pflege Angehöriger ihre Erwerbsbiographie ein oder scheiden komplett aus dem Berufsleben aus, kann sich das negativ auf das Einkommen und die Rentenansprüche auswirken. Zwar werden auch Pflegezeiten bei der Rente angerechnet. Wie hoch daraus der Rentenanspruch ist, errechnet sich aber anhand eines fiktiven Gehalts, das unter anderem abhängig ist vom Pflegegrad des Bedürftigen und dem Maß, in dem externe Pflege­dienste bei der Versorgung des Pflegebedürftigen helfen.

Frauen rechnen damit, ihre Erwerbsarbeit einschränken zu müssen

Die MetallRente Studie bestätigt dieses Problem: Derzeit gehen 70 Prozent der jungen Frauen davon aus, dass sie in bestimmten Lebensphasen nur in Teilzeit arbeiten werden. Dabei zeigt sich ein deutlicher West-Ost-Unterschied – allerdings nur bei den Frauen. Im Westen rechnen 71 Prozent von ihnen mit späteren Teilzeitphasen, im Osten nur 62 Prozent. Bei den Männern sind es in Ost wie West nur 36 Prozent. Somit setzt sich im Erwerbsleben der Frauen fort, was schon vor der Wendezeit galt: Frauen im Osten sind eher daran interessiert, Mutterschaft mit einem Vollzeit-Job zu verbinden.

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Generell fördert die Jugendstudie deutliche Veränderungen im Sparverhalten der jungen Menschen zutage: Angesichts der Niedrigzinsphase sparen so viele wie nie zuvor mit Aktien und Fonds für ihre Altersvorsorge. Zwischen 2016 und 2022 hat sich der Gesamtanteil derjenigen verdreifacht, die aktien- und fondsbasiert für ihre Rente sparen – von 16 auf 50 Prozent. Auffällig ist jedoch, dass Frauen beim Thema Aktiensparen deutlich zurückhaltender sind: Sorgen bei den jungen Männern bereits 62 Prozent auch mit Aktien und Fonds vor, sind es bei den jungen Frauen lediglich 34 Prozent. Hier wird zu beobachten sein, ob sich infolge der steigenden Zinsen das Vorsorgeverhalten wieder ändern könnte: die EZB hat jüngst den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte angehoben.

mit Pressematerial MetallRente