Vor dem Hintergrund massiv steigender Energiepreise bleiben Nachhaltigkeits-Themen stark präsent in der öffentlichen Wahrnehmung. Wie wirkt sich das auf die Geldanlage aus? Immerhin soll der europäische ‚Green Deal‘ nachhaltige Geldanlagen fördern. Mit einer Sonderbefragung im Rahmen des zweimal jährlich erhobenen Deutschen Geldanlage-Index (DIVAX-GA) des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) wurde dieser Frage nachgegangen.

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Die wichtigsten Ergebnisse:

  • 53,8 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass nachhaltige Geldanlagen zu einer nachhaltigeren Wirtschaft beitragen können. Am größten ist die Zustimmung dazu in der Altersgruppe der 18 - 29-Jährigen (54,9 Prozent).
  • Mehr als ein Drittel der Befragten (37,5 Prozent) stimmt allerdings der Aussage zu, dass Nachhaltigkeit in der Geldanlage eine Modeerscheinung sei.
  • Bei der letzten getätigten Geldanlageentscheidung spielte Nachhaltigkeit bei mehr als der Hälfte der Befragten (59,4 Prozent) keine Rolle.

Noch deutlicher wird die Skepsis gegenüber ‚Grünem Geld‘, wenn man die derzeitigen Umfrage-Ergebnisse zum ‚Magischen Viereck‘ der Geldanlage mit den Vorgänger-Erhebungen vergleicht. Die Befragten werden gebeten, die Anlagekriterien Sicherheit, Rendite, Liquidität und Nachhaltigkeit nach ihrer Relevanz zu ordnen. Sicherheit ist mit 41 Prozent weiterhin der dominierende Faktor. Rendite hat im Vergleich zur Wintererhebung (27 %) leicht zugelegt und liegt nun bei 30 Prozent, gefolgt von Liquidität mit 17 Prozent. Nachhaltigkeit rutscht weiter ab und bleibt mit nun 12 Prozent Schlusslicht. Noch im Winter 21/22 betrug dieser Wert 15 Prozent. Im Sommer 2021 lag er bei 13 Prozent.

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„Überbetonung des Kriteriums Nachhaltigkeit nicht zielführend“

„Zu diesem Misstrauen trägt sicherlich auch die Entscheidung der Europäischen Union bei, Atomenergie und Investitionen in neue Atomkraftwerke als nachhaltige Übergangstechnologie einzustufen“, ordnet Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA, die Ergebnisse ein. Dass Nachhaltigkeit bei konkreten Anlageentscheidungen eher eine untergeordnete Rolle spielt, hält der Wissenschaftler für nachvollziehbar: „Bei den konkreten Anlageentscheidungen geht es um Vermögensaufbau, die Entschuldung einer Immobilie oder um die eigene Altersvorsorge. Da ist es nachvollziehbar, dass die Menschen hier erst einmal an das eigene Portemonnaie denken“, sagt Heuser: „Für die Finanzbranche kann dies nur heißen, möglichst Anlageprodukte zu entwickeln, die gleichermaßen Sicherheit, Rendite und Nachhaltigkeit bieten. Unter Marketingaspekten wäre eine Überbetonung des Kriteriums Nachhaltigkeit nicht zielführend.“

BDV fordert finanzielle Anreize für ‚Grünes Geld‘

Aus Sicht von Dr. Helge Lach, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV), des Trägers des DIVA, ist auch die Politik gefordert: „Der Green Deal ist nur finanzierbar, wenn massiv privates Kapital in den Klimawandel investiert wird. Von allein ist ein Großteil der Bevölkerung dafür aber nicht zu gewinnen, das zeigen die Ergebnisse der Umfrage. Deshalb sollte darüber nachgedacht werden, nachhaltige Geldanlagen durch gezielte finanzielle Anreize, also Steuerersparnisse oder Zulagen, zu fördern. Beispiele wie vermögenswirksame Leistungen oder die Riester-Rente haben die Wirksamkeit solcher Anreize unter Beweis gestellt.“

Kritik übt der BDV-Vorsitzende an der Anfang August 2022 in Kraft getretenen Verpflichtung für freie Berater und Vermittler, Kunden zu ihren Nachhaltigkeits-Präferenzen zu befragen: „Die über 200.000 Vermittler in Deutschland wären die besten Botschafter für nachhaltige Geldanlagen und würden mit Sicherheit das Thema sehr schnell in der Bevölkerung verbreiten. Aber es ist ein Unding, dass die Verpflichtung nur für Versicherungsanlageprodukte, nicht aber für Investmentfonds gilt. Außerdem sind es am Ende die Vermittler, die den Ärger des Kunden abbekommen, wenn sich als nachhaltig deklarierte Geldanlagen im Nachhinein als Mogelpackung herausstellen. Man hätte alle Unstimmigkeiten der Taxonomie im Vorfeld beseitigen müssen, dann könnten die Vermittler ihrem Auftrag auch nachkommen“, so Lach.

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Über die Studie:
Die Befragung ist Teil der aktuellen Sommer-Ausgabe des Deutschen Geldanlage-Index (DIVAX-GA). Befragt wurden 2.000 Personen in Deutschland.

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