Heinzler: Auf die letzte Frage antworte ich mit einem 100-prozentigen Ja. Dies ist für uns von außen, wie auch von innen, ein entscheidendes Element. Ich komme ja selbst aus der Beratungsbranche, woraus sich auch das folgende Verständnis ableitet: Ein Berater kommt von außen und holt sich die Ideen und Vorstellungen der Mitarbeitenden ab, macht daraus eine strukturierte Aufbereitung und gibt diese wieder ins Unternehmen ein. Die wenigsten Themen kommen wirklich komplett von außen. Doch dieses „aus uns selbst“ Dinge entwickeln, daran arbeiten wir mittlerweile kontinuierlich. Perfekt sind wir hier bestimmt noch nicht, doch Feedback-Kultur und Ideen-einbringen haben wir uns für die gesamte Unternehmensgruppe auf den Leib geschrieben.

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Ganz-Cosby: Wir fragen natürlich in Jahresgesprächen und auch nach Schadenfällen und dergleichen explizit nach Feedback auf Kundenseite. Aber auch da bestehen bei unseren Mitarbeitenden gewisse, in der Branche durchaus übliche, Vorbehalte, die sich nur langsam und mit positiver Bestärkung, ausräumen lassen.

Heithoff: Weil es eben besser ist, Unzufriedenheit zu einem Zeitpunkt zu erkennen, in dem die Kündigung noch abwendbar ist …

Heinzler: Eben drum! Doch seien wir mal ehrlich: Wer hört schon gerne von seinen Kunden, dass etwas nicht gut läuft? Es ist doch nur menschlich, dass wir dazu neigen, so etwas dann auf uns selbst zu beziehen, deshalb fragen wir lieber gar nicht erst. Aber an dieser Stelle ist unsere Unternehmenskultur gefragt: Wie gehen wir miteinander um? Wie gehen wir mit positiven, wie auch mit negativen Feedbacks um? Und vor allem: Wie überführen wir Verbesserungsvorschläge in eine sinnvolle Umsetzung?

Ganz-Cosby: Der Umgang mit diesem Thema ist einfach individuell sehr unterschiedlich. Doch wir möchten unsere Mitarbeitenden generell darin bestärken, sich eine Einschätzung ihrer Vertragspartner auch „einfach so“ abzuholen und sich den Wasserstand mitgeben zu lassen, so dass wir auch in der Betreuung einen positiven Unterschied machen. Unsere Kundschaft darf und soll spüren, dass wir sie nicht als Kennzahlen sehen, sondern als Menschen und Partner.

Heithoff: Beim Thema „Partnerschaft“ komme ich auf eine abschließende Frage. Quasi alle Vermittlerbetriebe in der Branche haben die Herausforderung, Nachwuchs zu finden. Wo sehen Sie die wichtigsten Stellschrauben, um beim Kampf um Talente die Nase vorn zu haben?

Ganz-Cosby: Das ist eine der größten Herausforderungen, die es momentan gibt. Wir haben es mittlerweile mit einer anderen Generation zu tun, die andere Maßstäbe setzt und (in Teilen) ein anderes Wertesystem hat, als die vorherigen. Elternzeit für einen jungen Mann, der Papa wird, das muss ernst genommen werden. Das ist sehr wichtig! Die ganze Diskussion um Homeoffice, mobiles Arbeiten, da hat uns Corona extrem geholfen, sonst wäre die ganz Branche nicht so schnell so weit gekommen.

Employee Benefits gehören heute zum guten Ton, doch sie sind für viele nicht allein für die finale Entscheidung verantwortlich. Mit dem vielzitierten Obstkorb, einem eBike-Leasing oder einer bKV setzt man zwar gute Impulse, doch das Wohlfühlen am Arbeitsplatz, dass z.B. auch mit Ruhezonen oder flexibler Zeiteinteilung positiv beeinflusst wird, ist dort wesentlich entscheidender.

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Heinzler: Die Versicherungsbranche ist nach wie vor sehr traditionell geprägt, was weder sonderlich „hip“ oder „cool“ ist, weil uns branchenweit eine bessere Image-Bildung – ich hätte ja jetzt fast „Positionierung“ gesagt – fehlt. Der Beruf des Unternehmensberaters boomt und ist total en vogue, doch wenn wir mal ganz ehrlich sind: Eine professionelle Gewerbeberatung ist kaum anders. Hier wird ebenfalls auf Augenhöhe mit der Unternehmensleitung über elementare Erfordernisse gesprochen. Dass niemand mehr auf dem Sofa Hausrat und Haftpflicht verkaufen will, steht auf einem anderen Blatt.

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