Kunden müssen Versicherern auch in schwierigen Zeiten vertrauen können. Ergo bedeutet Stabilität auch Vertrauen. "Im Umkehrschluss gefährdet Instabilität das Vertrauen. Also muss es gelingen, Stabilität statt Preis an die erste Stelle bei der Produktauswahl zu setzen“, hatte Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter bei Franke & Bornberg, bereits bei der Vorstellung des BU-Stabilitätsrating vom map-Reports anno 2021 kommentiert. Die Worte von Franke sind heute vielleicht noch bedeutsamer als im Vorjahr.

Anzeige

Die aktuelle Auswertung zeigt aber erneut, dass es mit Blick auf Transparenz der Versicherer noch Lücken gibt. Der map-Report hat seit Jahren damit zu kämpfen, dass nicht alle Anbieter bereit sind, Daten zur Verfügung zu stellen: unabhängig von der Sparte. 42 Gesellschaften erreichten nun eine Gesamtbewertung, während weitere 21 Anbieter nur zum Teil bewertet werden konnten. Bei diesen Unternehmen waren wesentliche Daten schlicht nicht verfügbar.

Um die Stabilität der BU-Versicherer zu bewerten, hat Franke & Bornberg mehrere Kriterien unter die Lupe genommen, um zu schauen, wie nachhaltig und zukunftsfest die Anbieter ihr BU-Geschäft gestalten. Angesichts anhaltend niedriger Zinsen wird das BU-Geschäft für viele Lebensversicherer wichtiger, weil bei Altersvorsorge-Produkten das Neugeschäft schwächelt und Garantiezusagen das Geschäft belasten. Der zunehmende Wettbewerb verschärft aber den Preiskampf um neue BU-Kunden zusätzlich.

Deshalb hat Franke & Bornberg die Beitragskalkulation der Versicherer für 2022 anhand mehrerer Berufsgruppen untersucht. Und einige nicht so erfreuliche Tendenzen beobachtet. Die jeweilige Durchschnittsprämie des Marktes wird von einigen Anbietern um bis zu 40 Prozent unterschritten. „Ein solches Pricing ist nicht allein mit einer strengen Risikoselektion zu rechtfertigen. Es zeigt deutliche Tendenzen einer Unterkalkulation“, heißt es hierzu im Pressetext.

Anzeige

Das Ratinghaus kritisiert erneut die Preispolitik und Berufsgruppen-Differenzierung einiger Anbieter. Hier ist in den letzten Jahren ein Wettbewerb um so genannte gute Risiken entstanden. Während sich beispielsweise Berufe wie Anwälte recht preiswert versichern können, finden Berufe mit hohen Gesundheitsrisiken wie Dachdecker oder Pfleger kaum oder nur teuer eine Absicherung. "Bei den günstigen Berufsgruppen wird weiterhin verstärkt selektiert, um immer noch ein bisschen billiger zu sein als der Wettbewerb. Ob diese Rechnung langfristig aufgehen kann, ist fraglich. Sind doch gerade diese Berufe von dem Anstieg psychischer Gesundheitsprobleme betroffen“, erklärt Franke.