Im Kampf gegen die Inflation im Euroraum hebt die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins drastisch an. Um 0,75 Prozentpunkte soll der Zins steigen, so hat es am Donnerstag der EZB-Rat beschlossen. Das teilt die Notenbank auf ihrer Webseite mit. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken Geld leihen können, klettert somit auf 1,25 Prozent. Bereits im Juli hatten die Banker ein Plus von 0,5 Prozentpunkten durchgesetzt.

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Damit reagieren die Frankfurter auf die Rekordinflation im Euroraum. Im August erreichte die Geldentwertung EU-weit 9,1 Prozent, wobei vor allem steigende Energie- und Lebensmittelkosten Preistreiber waren. Das hatte auch den Druck auf die Notenbank erhöht, mehr gegen die Inflation zu unternehmen. Ziel ist es, die Preise dauerhaft bei einer Inflation von maximal 2,0 Prozent zu stabilisieren.

Die Anhebung der Leitzinsen wirkt indirekt auf die Inflation: Für Banken, Unternehmen und Privatpersonen verteuern sich dadurch Kredite: und so bremst der Leitzins zunächst die Nachfrage. Aufgrund dessen sollen auch die Preise sinken. Bedeutet aber im Umkehrschluss, dass die Preise zunächst weiter anziehen werden. Auch besteht die Gefahr, dass der höhere Zins die Wirtschaft zusätzlich ausbremst: Investitionen verteuern sich ebenfalls. Dieser Effekt wirkt in einer Zeit, in der vielen europäischen Staaten ohnehin eine Rezession droht. Daher ist das Instrument nicht unumstritten.

Nach Einschätzung von Joachim Nagel, Präsident der Bundesbank, ist in den kommenden Monaten sogar mit weiteren Zinsanhebungen der EZB zu rechnen. Die Bundesbank hatte bereits gewarnt, dass die Inflation weiter steigen könnte - und im Herbst die 10-Prozent-Marke knacken. „Zweistellige Inflationsraten wurden in Deutschland das letzte Mal vor über siebzig Jahren gemessen“, sagte Nagel im August der „Rheinischen Post“. Er forderte: „Bei den hohen Inflationsraten müssen weitere Zinsschritte folgen“.

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Zugute kommen höhere Zinsen am Kapitalmarkt den Lebensversicherern und anderen Altersvorsorge-Anbietern. „Höhere Zinsen sind eine gute Botschaft für die Lebensversicherung, vor allem für die Wiederanlage“, hatte sich Herbert Schneidemann vor wenigen Wochen positioniert, Chef der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). Wenn Versicherer nun neue Anleihen kaufen, dann holen sie damit höhere Renditen ins Depot. Entlastet werden die Versicherer durch höhere Zinsen auch beim Aufbau der Zinszusatzreserve (ZZR), dem gesetzlich verpflichtenden Kapitalpuffer, um langfristige Leistungszusagen an Kundinnen und Kunden abzusichern.