Viele Menschen haben keine private Altersvorsorge
Laut dem Ergo Risiko-Report 2022 betreiben viele Bürgerinnen und Bürger keine ausreichende private Altersvorsorge. Gerade Haushalte mit niedrigem Nettoeinkommen sorgen erwartungsgemäß nur mit kleinen Beiträgen vor - wenn überhaupt.
Der Ergo Risiko-Report 2022 ist eine Sammelgrube an Daten und Fakten: 113 Seiten umfasst die Studie, die das Analysehaus Heute und Morgen durchgeführt hat und auf der Webseite des Versicherers kostenfrei heruntergeladen werden kann. Ein Themenschwerpunkt war hierbei die Frage, wie und in welchem Umfang die Bürgerinnen und Bürger für das Alter vorsorgen. Die Studie zeigt hierbei, dass die Vorsorge stark vom Nettoeinkommen der Haushalte abhängt.
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Etwa jede(r) Zweite spart für das Alter
Zunächst wollten die Studienmacher von den 3.200 befragten Personen wissen, ob sie überhaupt für das Alter sparen. Dies bejahte jeder zweite Teilnehmende (50 Prozent). Sie legen im durchschnitt 271,30 Euro für die private Altersvorsorge zurück. Das ist deutlich mehr als bei vorherigen Umfragen: 2018 waren es im Schnitt noch 230,30 Euro und 2019 schließlich 246,90 Euro.
Dass nur etwa die Hälfte privat für ihr Alter vorsorgen soll, resultiert auch daraus, dass rund ein Drittel der Befragten (34 Prozent) keine Angabe dazu machte, wie viel sie für das Alter monatlich sparen. Hier wurde in der Studie ein konkreter Betrag abgefragt. Denkbar ist, dass ein Teil der Befragten nicht darauf antwortete, weil sie den genauen Betrag nicht wussten. 15 Prozent aller Teilnehmenden stimmten explizit der Aussage zu, dass sie gar keine finanzielle Rücklage für ihr Alter bilden - bzw. bilden können.
Große Spreizung unter Einkommen
Der Durchschnittsbetrag von 271 Euro darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das Feld der Vorsorgenden stark spreizt. Wie viel zurückgelegt wird, hängt dabei stark vom Haushalts-Nettoeinkommen ab. Grundsätzlich gilt: Je höher das Einkommen, desto höher ist auch der Betrag, der privat für den Ruhestand zur Verfügung steht.
In den einkommensschwächeren Haushalten ist die Zahl jener, die über keine private Altersvorsorge verfügen, besonders hoch. Mehr als ein Drittel (34 Prozent) bis zu einem Nettoeinkommen von 1.500 Euro verfügt über keinerlei entsprechende Rücklagen. Wer weniger als 1.000 Euro netto monatlich verdient, legt im Mittel 26,00 Euro im Monat zurück. Einkommen von 1.000 Euro bis 1.500 Euro investieren immerhin 53,30 pro Monat in ihre Privatvorsorge.
Die Tendenz, dass Besserverdienende auch mehr für ihr Alter vorsorgen, zeigt sich auch bei den weiteren Einkommensklassen:
- In Haushalten mit 1.500 Euro bis unter 2.000 Euro werden im Mittelwert 129,60 Euro pro Monat für die private Altersvorsorge ausgegeben
- In Haushalten mit Nettoeinkommen von 2.000 bis unter 3.000 Euro liegt der Mittelwert für die private Altersvorsorge bei 190,00 Euro monatlich.
- In Haushalten von 3.000 bis unter 5.000 Euro netto legen die befragten Personen im Schnitt 254,90 Euro pro Monat zurück bzw. investieren das Geld in ihre Altersvorsorge.
- Wer ein Nettoeinkommen von 5.000 Euro und mehr hat, verwendet im Mittel monatlich 622,70 Euro für die Privatvorsorge.
Auffallend ist, dass auch bei Haushalten mit hohen Einkommen die Zahl derjenigen, die nicht privat vorsorgen oder hierzu keine eindeutige Angabe machen, vergleichsweise hoch ist. Das betrifft etwa jede vierte Person (26 Prozent): sowohl bei den Haushalten mit 3.000 bis unter 5.000 Euro netto im Monat als auch bei jenen, die 5.000 Euro und mehr zur Verfügung haben. Diesbezüglich ist jedoch denkbar, dass der Lebensabend aus anderen Finanzquellen bestritten werden soll: etwa der Vermietung von Immobilien oder vorhandenem Vermögen.
Die Studienmacher fragten auch danach, ob die Bürgerinnen und Bürger das Gefühl haben, bereits genug für ihre Altersvorsorge zu tun. Das Ergebnis: Nur knapp jeder dritte Bundesbürger (31 Prozent) gibt an, bereits ausreichend für das Alter vorzusorgen. Während in der Generation der 18- bis 30-Jährigen circa jeder Sechste bzw. 16 Prozent aussagt, bereits ausreichend Vorsorge zu betreiben, ist erschreckend, dass zu dieser Einschätzung auch bei über 60jährigen nur die Minderheit kommt. 43 Prozent in der Generation Ü60 stimmt demnach zu, genug vorzusorgen, dass es für den Ruhestand reicht.