Wegfall der Zuverdienstgrenze: mehr Beschäftigte würden früher in Rente wechseln
Die Bundesregierung will es auch Frührentnern ermöglichen, unbegrenzt hinzuverdienen zu können. Das ist eine Reform, die in der Bevölkerung Anklang findet, wie nun eine Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) zeigt. Allerdings hat die Reform auch eine Nebenwirkung: Mehr Rentnerinnen und Rentner könnten sich entscheiden, zeitig ihre gesetzliche Rente in Anspruch zu nehmen.
Die Bundesregierung will Hinzuverdienstgrenze bei vorzeitigem Renteneintritt streichen, wie Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) im August angekündigt hat. Damit soll der Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand flexibler gestaltet werden. Denn wechselten Beschäftigte vorzeitig in den Ruhestand, mussten sie bisher fürchten, dass ihnen die Rente gekürzt oder ganz gestrichen wird, wenn sie nebenbei Geld verdienen und besagte Grenze überschreiten. Im Jahr 2023 hätte diese bei 6.300 Euro pro Jahr gelegen.
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Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) wollte nun wissen, wie die Bürgerinnen und Bürger den geplanten Wegfall der Hinzuverdienstgrenzen für Frührentner bewerten. Dabei findet die Reform viel Zuspruch, wie die repräsentative Umfrage zeigt. Doch es gibt einen Nebeneffekt: Ohne Grenze steigt auch der Anreiz, zeitiger die gesetzliche Rente in Anspruch zu nehmen. Das könnte das Rentensystem zusätzlich belasten.
So erklärten 36 Prozent der Befragten, dass der Wegfall der Zuverdienstgrenze für sie ein Grund wäre, einen vorzeitigen Rentenbeginn in Erwägung zu ziehen, da die damit verbundenen Rentenabschläge durch den Zuverdienst ausgeglichen werden könnten. Lediglich 24 Prozent lehnten ein solches Verhalten explizit ab. Die Übrigen hatten hierzu keine Meinung oder machten keine Angaben.
Früherer Renteneintritt interessant für Gutverdiener - und FDP-Wähler
Indirekt zeigt die Umfrage zudem, wer von der neuen Regel profitieren könnte. Denn vor allem für Beschäftigte mit höherem Einkommen ist ein solcher früherer Renteneintritt attraktiv. Unter den Befragten mit einem Monatseinkommen von weniger als 1.000 Euro könnten sich nur 33 Prozent der Befragten vorstellen, vorzeitig in Rente zu gehen und die Rente dann mit einem Zuverdienst aufzubessern. Bei den Arbeitnehmern mit einem Einkommen von 4.000 Euro und mehr sind es immerhin 43 Prozent. Am höchsten ist die Zustimmung unter FDP-Wählern (48 Prozent), wie das DIA per Pressetext mitteilt.
Mit 53 Prozent ist zudem eine Mehrheit der Meinung, dass die höhere Zuverdienstgrenze helfen wird, Fachkräfte länger in den Unternehmen zu halten. Diese Einschätzung teilen vor allem Ältere, sodass die Zustimmung unter den Befragten ab 60 Jahren bei zwei Drittel liegt. „Offenkundig können sich gerade ältere Beschäftigte gut ein Kombimodell aus Arbeit und Rente vorstellen, mit dessen Hilfe schon früher ein gleitender Übergang in die Rente möglich ist, ohne dass es zu nennenswerten finanziellen Einbußen kommt“, erklärt DIA-Sprecher Klaus Morgenstern. Insgesamt sei das Interesse in der Bevölkerung an der geplanten Neuregelung groß. Lediglich etwas mehr als jeder Fünfte (22 Prozent) gab an, sich nicht dafür zu interessieren.
Ein weiterer Reformschritt: Auch Bezieherinnen und Bezieher von Erwerbsminderungsrenten sollen künftig mehr hinzuverdienen dürfen. Laut Gesetzentwurf soll die Grenze zunächst auf 17.000 Euro im Jahr angehoben und die Grenze dann an die Entwicklung der Löhne angepasst werden.
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Hintergrund: Die repräsentative Umfrage wurde von Insa Consulere im Zeitraum vom 09. bis 12. September durchgeführt. Es beteiligten sich 2.039 Personen ab 18 Jahren.