In Deutschland wird sowohl in der Politik als auch am Kapitalmarkt schon seit längerem die Einführung einer aktienbasierten Fondslösung als zusätzliches Element der gesetzlichen Altersversorgung diskutiert. Und in den vergangenen zwölf Monaten sind die Herausforderungen für das deutsche Rentensystem nochmals größer geworden. Stark gestiegene Energiepreise und die stark anziehende Inflation sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Ersparnisse der Bevölkerung immer mehr entwertet werden. Während den langfristigen Inflationsschutz der Aktie in der Bundesrepublik im Vergleich noch immer wenige Menschen nutzen, setzt der überwiegende Teil der Bevölkerung vor allem auf schwach verzinste Versicherungsprodukte.

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Für viele deutsche Haushalte stellen die gestiegenen Lebenshaltungskosten eine große Herausforderung dar. Aufgrund der hohen Inflation wird einer aktuellen Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Forsa zufolge derzeit weniger als noch vor einem Jahr für die Altersvorsorge zurückgelegt. Mit anderen Worten: Derzeit haben rund 13 Millionen Menschen in Deutschland ihr Sparverhalten bereits angepasst. Um für die Bürger vorzusorgen, ist es bei geringerer Eigenvorsorge daher umso wichtiger, dass intelligente, marktgerechte Instrumente durch den Staat bereitgestellt werden.

Die in diesem Sommer schon zum zweiten Mal durchgeführte Forsa-Umfrage hat im Zusammenhang mit der Aktienrente in Deutschland zudem ergeben, dass das Vorhaben von einer Mehrheit der Bürger in der Bundesrepublik begrüßt wird. Eine große Mehrheit (83 Prozent) der Befragten ist demnach der Ansicht, dass das Rentenniveau absinken und es zu einer Versorgungslücke kommen wird. Es ist also ein Problembewusstsein vorhanden. Die Einführung einer Aktienrente wird von 56 Prozent der Befragten befürwortet – vor allem von den Jüngeren. Hier wird klar, dass man die Aktienrente nicht als Sofortlösung begreift, sondern als langfristiges Mittel zur Sicherung der Renten.

Die jüngsten Trends und Umfragen bestätigen also, dass die Aktienrente von einer Mehrheit der Bevölkerung als Element der gesetzlichen Altersversorgung gewünscht ist. An der hohen Zahl der Befürworter haben auch die aktuell galoppierenden Lebenshaltungskosten kaum etwas verändert. Die Menschen haben verstanden, dass das Rentensystem dringend modernisiert werden muss. Je früher dafür der Grundstock gelegt wird, desto eher und mehr können kommende Generationen davon profitieren. Vor allem jüngere Menschen haben diesen Vorteil offenbar erkannt. In der Förderung der hierzulande im Vergleich zu anderen entwickelten Volkswirtschaften immer noch unterentwickelten Aktienkultur kann ein weiterer positiver Faktor liegen, um die Akzeptanz der Aktienrente dauerhaft zu festigen.

Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung wurde das kontrovers diskutierte Thema Aktienrente schriftlich niedergelegt. Zuletzt war aus dem Bundesfinanzministerium zu hören, dass mit ihrer Umsetzung noch im laufenden Jahr 2022 begonnen werden soll. Im Hinblick auf die gesetzliche Rente würde so ein dynamisches, kapitalgedecktes Element eingeführt werden, um den Schwung der zu erwartenden künftigen wirtschaftlichen Erholung für die Bürger zu nutzen.

Zunächst soll – so lautet der Vorschlag der FDP – ein Kapitalstock von 10 Milliarden Euro an der Börse investiert werden. Langfristig soll sich diese im Verhältnis doch sehr geringe Summe dann erhöhen. Fakt ist: Ein solches, teilweise kapitalgedecktes System würde mittelfristig zu einer Entlastung der Umlagefinanzierung führen und damit eine wichtige Rolle zur Sicherung des Rentenniveaus leisten. Dass das notwendig ist, zeigen die alarmierenden Zahlen: So übersteigt in diesem Jahr der Zuschuss des Bundes zur Rentenversicherung bereits die 100-Milliarden-Euro-Marke. Und in wenigen Jahren werden zwei Beitragszahler einen Rentner finanzieren müssen. Die demografische Entwicklung lässt vor diesem Hintergrund im Grunde keine andere Lösung zu, als Aktien in die gesetzliche Altersvorsorge mit einzubeziehen. Im Ausland ist das schon der Fall – beispielsweise in den Niederlanden, den USA und in Schweden. Das Prinzip, Wertpapiere zur Altersvorsorge zu nutzen, ist gleich. Auch wenn hier die Systematik unterschiedlich ist. In der Bundesrepublik soll ein Bürgerfonds extern verwaltet werden und die Erträge in die Rentensumme fließen. Es muss abgewartet werden, ob später auch eine eigene Portfolioverwaltung dazukommt.

Langfristig soll die deutsche Aktienrente nicht nur das aktuelle Umlageverfahren des Rentensystems entlasten, sondern ein weiteres Ziel ist es zudem, auch die Rentner am Wachstum der Wirtschaft direkt zu beteiligen. Allerdings gibt es bekanntlich nicht nur Wachstumsphasen, sondern auch Wirtschafts- und Börsenkrisen. Derzeit erleben wir den Beginn einer Rezession.

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Umso wichtiger und notwendiger ist es mit Blick auf die Akzeptanz einer Aktienrente, diese auch gut und verständlich zu erklären. Insbesondere Börsenprofis wissen schließlich, dass man nicht kurzfristig denken darf. Denn auf Dauer ist und bleibt die Aktie das renditestärkste Investment am Markt.