Die Hälfte der deutschen Erwachsenen hat sich noch nie Gedanken zur eigenen Pflege gemacht. Ein Drittel der Bevölkerung hat auch in naher Zukunft nicht vor, das zu tun. Das ist Ergebnis einer repräsentativen YouGov-Umfrage im Auftrag der Axa. Dabei konnte ein großer Unterschied zwischen den Geschlechtern festgestellt werden. Während sich fast jede zweite Frau (49 Prozent) schon einmal mit der eigenen Pflege beschäftigt hat, ist es unter Männern nur etwa jeder Dritte (37 Prozent).

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Die Axa weist im Pressetext zur Studie darauf hin, dass die persönlichen Pflegekosten oft unterschätzt werden. Wer vollstationär in einem Pflegeheim betreut wird, muss heute bereits im Bundesschnitt einen Eigenbeitrag von 2.245 Euro monatlich zahlen - zusätzlich zu dem, was die Pflegepflichtversicherung beisteuert. Das zeigen Zahlen des PKV-Verbandes für den Juli 2022. „Eine Pflegezusatzversicherung kann hier ein wichtiger Baustein in der Vorsorge sein“, schreibt der Versicherer.

Eltern vernachlässigen Pflege-Risiko häufiger

Ein überraschendes Ergebnis der Studie ist, dass Eltern von Kindern sich seltener mit dem Risiko der eigenen Pflegebedürftigkeit auseinander setzen als Kinderlose. Während 45 Prozent der Kinderlosen sich mit diesem Thema beschäftigt haben, sind es nur 39 Prozent der Befragten mit einem Kind, 36 Prozent der Eltern von zwei und 32 Prozent der Eltern von drei Kindern. Eine Vermutung ist, dass sich Eltern eher darauf verlassen, einmal von den eigenen Kindern umsorgt zu werden. Den Kindern können dann aber Nachteile entstehen, etwa weil sie im Job kürzertreten müssen oder diesen ganz aufgeben, um Care-Arbeit zu leisten.

Zudem zeigt sich deutlich, dass die Option „Pflegeheim“ nach wie vor sehr unbeliebt ist. Lediglich 6 Prozent der Befragten geben an, im Fall der Fälle gerne in einem Pflegeheim zu leben. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) hängt am eigenen Zuhause. Mit Abstand am beliebtesten ist die Versorgung durch einen ambulanten Pflegedienst (27 Prozent) oder direkte Angehörige (21 Prozent). Dabei wünschen Männer (23 Prozent) häufiger als Frauen (19 Prozent), einmal vom Partner/der Partnerin oder anderen Angehörigen in den eigenen vier Wänden gepflegt zu werden.

Pflege Angehöriger noch immer mehrheitlich von Frauen geleistet

Dass sich mehrheitlich Männer auf die Pflege durch Angehörige verlassen, hat einen bitteren Beigeschmack, denn nach wie vor wird Care-Arbeit mehrheitlich von Frauen geleistet. Frauen verwenden durchschnittlich täglich 52,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit als Männer, so geht aus dem Gleichstellungsbericht der Bundesregierung hervor. Mehr als jede zehnte Frau zwischen 50 und 69 Jahren umsorgt eine pflegebedürftige Person aus dem persönlichen Umfeld, häufig den Lebenspartner.

Deshalb mahnt Adelheid Kuhlmey, Direktorin des Instituts für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft an der Charité Berlin: „Vier bis fünf Millionen Menschen in Deutschland pflegen Angehörige. Überwiegend übernehmen Frauen diese Aufgabe. Die Versorgung von Familienmitgliedern ist körperlich und psychisch fordernd und braucht Zeit. Häufig hat eine dauerhafte Mehrbelastung zur Folge, dass Pflegende ihre berufliche Tätigkeit reduzieren oder ganz aufgeben müssen. Umso wichtiger ist es, sich frühzeitig mit dieser Situation zu beschäftigen“.

Erwartungsgemäß spielen auch eigene Erfahrungen eine Rolle, ob man sich mit dem Risiko der eigenen Pflegebedürftigkeit beschäftigt - oder nicht. Menschen, die bereits selbst Eltern, den Partner bzw. die Partnerin oder weitere nahe Angehörige gepflegt haben, geben deutlich häufiger an, genau zu wissen, wie sie einmal selbst versorgt werden wollen (35 Prozent) als Befragte, die noch nie mit dem Thema in Kontakt gekommen sind (7 Prozent).

Auch das Alter hat Einfluss darauf, sich mit dem eigenen Pflegerisiko zu beschäftigen. Fast Dreiviertel der 25- bis 34-Jährigen (63 Prozent) haben sich noch nie mit der eigenen Pflegebedürftigkeit auseinandergesetzt. Doch auch bei älteren Menschen zeigen sich gefährliche Lücken. Ein Drittel der Menschen über 55 Jahre (35 Prozent) hat sich noch nie mit dem Pflegerisiko beschäftigt.

Die Axa verweist auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes, um hier mehr Engagement anzumahnen: "Jeder zweite Mann und zwei von drei Frauen werden im Laufe des Lebens pflegebedürftig. Im Jahr 2020 waren rund 4,5 Millionen Menschen in Deutschland betroffen. Aufgrund des demographischen Wandels und der weiter steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2050 auf rund 6,5 Millionen Menschen erhöhen", berichtet der Versicherer.

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Hintergrund: Für die Pflege-Studie wurden im Juli 2022 genau 2.047 Personen ab 18 Jahren repräsentativ befragt.

mit Pressematerial Axa