Nach Einschätzung des Arbeitgeber-Präsidenten Rainer Dulger, geschäftsführender Gesellschafter des Maschinenbau-Unternehmens Prominent GmbH, steht das deutsche Sozialsystem kurz vor seinem Zusammenbruch. So wie heute würden die Sozialversicherungen in in den kommenden fünf Jahren nicht mehr funktionieren, „die Kosten werden explodieren“, sagte Dulger im Interview mit der „Bild am Sonntag“.

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Besonders dringlich sei eine Reform der Altersvorsorge, mahnt Dulger weiter. „Die Finanzierung unseres Rentensystems steht vor dem Zusammenbruch.“ Er fordert, das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln. „Es darf nicht sein, dass die weiter wachsende Lebenserwartung zu einem immer noch längeren Ruhestand führt“, so der Doktor der Ingenieurwissenschaften.

“Prognosen wie in der Klimapolitik“

Dulger fordert in dem Interview eine „große Sozialreform“, die die Dimension der Wirtschafts- und Sozialreformen nach der Wiedervereinigung haben solle. Wie drastisch er die Situation einschätzt, macht eine andere Aussage deutlich. Es brauche „in der Sozialpolitik Prognosen wie in der Klimapolitik“, sagt der Arbeitgeber-Präsident. „Die Bundesregierung sollte regelmäßig über die künftige Entwicklung der Sozialbeiträge berichten. So wird der Handlungsdruck für alle sichtbar.“ Er vergleicht die Herausforderungen mit der Energiewende, da sie ähnlich herausfordernd seien.

Für eine Anhebung des Rentenalters haben Ökonomen zuletzt häufig geworben: unter anderem positionierte sich die Bundesbank vor wenigen Monaten in einem Gutachten entsprechend. Eine solche Koppelung an die steigende Lebenserwartung würde den Druck verringern, immer wieder andere Stellgrößen wie den Beitragssatz oder die steuerfinanzierten Mittel des Bundes für die Rentenkasse anpassen zu müssen. Zwar würden Simulationen zeigen, dass der Beitragssatz zur Rente und die Bundesmittel weiter steigen müssten, um alle Renten zu finanzieren. Aber langfristig nehmen sie „weniger stark zu als bei unverändertem Rentenalter“, so die Ökonomen der Behörde im Monatsbericht vom Juni.

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Umstritten ist aber, wie stark eine höhere Regelaltersgrenze tatsächlich die Rentenkasse entlastet. Kritiker verweisen darauf, dass einem höheren Lebensalter auch biologische Grenzen gesetzt sind, die Lebenserwartung folglich nicht grenzenlos steige. Auch aufgrund der Corona-Pandemie ist die Lebenserwartung nach einer Auswertung des Max-Planck-Institutes zuletzt eher stagniert oder gar gesunken. Zudem stellt sich die Gerechtigkeits-Frage: Gerade Menschen mit körperlich anstrengenden Tätigkeiten und geringem Einkommen haben statistisch eine deutlich niedrigere Lebenserwartung, wie unter anderem eine Studie des Instituts für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen aus dem Jahr 2019 zeigt.