Es ist kein neuer Ansatz, dass Autos permanent Daten messen und erheben, um dem Fahrer bestimmte Services bereitzustellen. Wichtige Fahrzeugteile können zum Beispiel auf Verschleiß analysiert werden, Fahrzeugassistenten sind längst Standard, selbstfahrende Autos auf Straßen unterwegs. All das ginge nicht, ohne dass das Fahrzeug permanent Daten erhebt, auswertet - und übersendet.

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Von daher ist es mit Vorsicht zu genießen, wenn Renault in einem aktuellen Pressetext berichtet, dass man gemeinsam mit Google ein „einzigartiges“ Auto entwickle. Bereits 2018 haben sich der französische Autohersteller und der Netgigant zusammen getan, um an der Mobilität der Zukunft zu arbeiten. Zunächst wurde für verschiedene Anwendungen in Autos das Android-System integriert, das Zugriff auf verschiedene Assistenten erlaubt: etwa Google Maps. Zum Großteil waren damit jedoch Anwendungen verbunden, die auch Smartphones bieten.

Digitaler Fahrzeug-Zwilling

Nun soll der nächste Schritt erfolgen: die Entwicklung eines softwaredefinierten Fahrzeugs. Was sich dahinter verbirgt, klingt im Pressetext zunächst ziemlich abstrakt. Renault spricht von einer „bahnbrechenden Software Defined Vehicle-Technologie“. Sie ermögliche es, „das Fahrzeug während seines gesamten Lebenszyklus ständig zu aktualisieren, von seinen Nutzern zu lernen und das Fahrzeug von der Wiege bis zur Bahre mit dem OEM zu verbinden“. Mit OEM sind stark vereinfacht Autohersteller und Zulieferfirmen gemeint. Das erste Auto ist für das Jahr 2026 geplant.

Google soll bei Entwicklung der Modelle eine Android-basierte Plattform für die Fahrzeuge sowie die entsprechende Cloud-Software bereitstellen. Dies sei auch nötig, um einen digitalen Daten-Zwilling des Autos zu ermöglichen. Dahinter verbirgt sich eine virtuelle Kopie des Fahrzeuges, die es erlauben soll, neue Dienste in das Auto zu integrieren sowie Onboard- und Offboard-Services bereitzustellen: neben Nutzeranwendungen auch Analyse-Tools etc. Der digitale Zwilling soll es erlauben, die Dienste und Services an das individuelle Fahrverhalten und die Bedürfnisse des Fahrers anzupassen: Das Auto lernt quasi vom Nutzer, was gewünscht und benötigt wird. Die gewonnenen Daten sollen zugleich in die Entwicklung neuer Fahrzeug-Modelle einfließen.

Versicherung per Fahrdaten

Aus Versicherungs-Perspektive ist hierbei interessant, dass die gewonnenen Daten auch genutzt werden sollen, um Versicherungsschutz bereitzustellen. Das Besondere: Die gemessenen Fahrdaten würden es erlauben, auch die Prämie der Kfz-Versicherung anhand des Fahrverhaltens zu berechnen. Nicht nur macht dies klassische Tarifmerkmale einer Kfz-Police entbehrlich, etwa die Unfallhäufigkeit eines Fahrzeugmodells oder die Zahl der unfallfreien Jahre. Unter Umständen ist es auch denkbar, den Schutz anzubieten, ohne dass ein Kfz-Versicherer zwischengeschaltet wäre: die Police direkt vom Autohersteller sozusagen. Im Pressetext sind Details zu den Plänen aber ausgespart - es findet sich lediglich der Hinweis, dass „neue Geschäftsbereiche wie Abonnements, Versicherungen und operatives Leasing“ erschlossen werden sollen.

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Das verweist in Richtung TESLA, die ein ähnliches Versicherungs-Modell bereits in der Praxis anbieten. Ein monatlicher „Sicherheits-Score“ misst dabei das individuelle Fahrverhalten anhand von Werten wie Brems- und Abbiegeverhalten, Fahrzeugabstände zu vorausfahrenden Fahrzeugen etc. Auch TESLA verzichtet auf klassische Tarifmerkmale und beansprucht für sich, die Kfz-Prämie quasi in Echtzeit zu berechnen. Aktuell ist das Angebot nur in bestimmten US-amerikanischen Bundesstaaten nutzbar. Doch auch in Deutschland hat der Tech-Konzern eine Versicherungstochter bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gemeldet und ins Handelsregister eintragen lassen.