Das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung sollte 2003 den Weg für elektronische Gesundheitskarte (eGK) bereiten. Sie löste die alten Krankenversicherungskarten ab. Ergänzt wird die eGK mit der elektronischen Patientenakte (ePA). Damit sollen Patienten beispielsweise Notfalldaten, Medikationsplan, Arztbriefe, Befunde oder Röntgenbilder speichern können. Ab 2022 sollen auch Impfausweis, Mutterpass, Untersuchungsheft für Kinder sowie Zahnbonusheft in der ePA gespeichert werden können, schreibt das Bundesgesundheitsministerium (BMG).

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Doch aktuell wird das Angebot von gesetzlich Krankenversicherten eher zaghaft angenommen. Von gut 74 Millionen gesetzlich Versicherten in Deutschland nutzten bisher lediglich rund 556.000 Versicherte den Dienst. Das geht aus Zahlen der Gematik, der Spitzenorganisationen des deutschen Gesundheitswesens, hervor. Vor etwa einer Woche waren neue Pläne des Gesundheitsministeriums zu dem Problemkind bekannt geworden. Demnach wolle Gesundheitsminister Karl Lauterbach für die elektronische Patientenakte eine Opt-out-Regel einführen. Versicherte müssten also aktiv widersprechen, wenn sie die Nutzung nicht wollen.

PKV mit erstem Angebot

Das Thema elektronische Gesundheitsakte ist auch in der Versicherungswirtschaft wahrlich nicht neu. Bereits Anfang Mai 2016 war der Versicherer Axa mit dem Online-Portal „Meine Gesundheit“ gestartet. Später hängten sich die Versicherer Debeka,Versicherungskammer samt deren Töchter Bayerische Beamtenkrankenkasse und Union Krankenversicherung sowie Huk-Coburg an das Projekt. Inzwischen haben die genannten Unternehmen wieder ihren Rückzug verkündet und wollen die Plattform Mitte 2023 verlassen.

Anfang 2022 hatte auch „Meine Gesundheit“-Wettbewerber Vivy die weiße Flagge gehisst. Das Angebot war 2018 am den Start gegangen. Zur Riege der Unterstützer zählten unter anderem Allianz, Barmenia, Gothaer und Süddeutschen Krankenversicherung. Gebaut wurde das Angebot mit IT-Dienstleister Bitmarck, der auch für über 90 Krankenkassen arbeitet. Im August kündigte die Allianz schließlich den baldigen Start einer eigenen elektronischen Patientenakte an. Die Zulassung, ihren Versicherten ein solches Angebot zur Verfügung stellen zu können, hatte die Allianz Private Krankenversicherung (APKV) damals bereits in der Tasche. Denn die Gematik, die Nationale Agentur für Digitale Medizin, hatte grünes Licht erteilt. Damit ist die APKV der erste private Krankenversicherer in Deutschland mit dieser Zulassung.

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Nun verkündet das Münchener Unternehmen den offiziellen Start der Gesundheits-App und ist damit der erste private Krankenversicherer mit einer elektronischen Patientenakte. Diese solle als sicherer digitaler Aufbewahrungsort für sämtliche medizinischen Unterlagen der Versicherten aufgebaut werden. Gebaut wurde die elektronischen Patientenakte vom Berliner Software-Anbieter Rise, der unter anderem den Dortmunder Versicherer Signal Iduna zu seinen Kunden zählt. „Über die ePA vernetzen wir unsere Versicherten mit ihren Ärztinnen, Ärzten und medizinischen Leistungserbringern“, sagt Daniel Bahr, Vorstand der Allianz Privaten Krankenversicherung. „Wir tragen so dazu bei, ihre Gesundheitsversorgung zu verbessern und stärken ihre Selbstbestimmung als Patientinnen und Patienten.“