Inflation und Energiekrise: "Generation Mitte" aktuell stärker verunsichert als in Corona-Hochzeiten
In der mittleren Generation herrscht ein ausgeprägter Pessimismus, der Blick in die Zukunft ist tendenziell düster. Selbst in Hochzeiten der Corona-Pandemie war die Stimmung nicht derart schlecht. Das ist Ergebnis einer jährlichen Allensbach-Umfrage zur „Generation Mitte“ im Auftrag der Versicherungswirtschaft.
In der Generation der 30-59jährigen Deutschen herrscht eine ausgeprägte Krisenstimmung. Der Krieg in der Ukraine, die anhaltend hohe Inflation und die Energieknappheit lassen sie mit großer Sorge vor dem wirtschaftlichen Abstieg auf die kommenden Monate blicken. Das zeigt die repräsentative Untersuchung „Generation Mitte 2022“, die das Allensbach-Institut im Auftrag der Versicherungswirtschaft durchgeführt hat. „Die ‚Generation Mitte‘ ist durch die aktuellen Krisen und deren wirtschaftliche Folgen stärker verunsichert als durch die Corona-Pandemie“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
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Mehr als die Hälfte der Befragten mit "großen Befürchtungen"
Konkret schaut aktuell mehr als die Hälfte der Befragten aus dieser Altersgruppe (51 Prozent) mit großen Befürchtungen auf die kommenden Monate, weitere 27 Prozent mit Skepsis. „Das ist ein beispielloser Stimmungseinbruch“, sagt Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach. „Auch im vergangenen Jahr und insbesondere im ersten Pandemiejahr 2020 waren die Menschen besorgt, aber sie waren nicht annährend so pessimistisch wie jetzt.“ So hatten im Jahr 2020, zur Hochphase von Corona, nur 37 Prozent große Befürchtungen geäußert - schon das war ein deutlich erhöhter Wert gegenüber früheren Umfragen (2019: 15 Prozent).
"Mit Hoffnungen" blickt aktuell jedoch nur etwa jeder Sechste (16 Prozent) in die Zukunft. Nachdenklich stimmt Asmussen insbesondere der fatalistische Blick auf die aktuelle ökonomische Lage: „Drei Viertel der Befragten rechnen für das kommende halbe Jahr mit einem wirtschaftlichen Abwärtstrend. Und auch mittelfristig erwartet die Mehrheit keine Besserung, sondern eine längerfristige Schwächephase.“
Fast jeder Vierte sagt: „Mir geht es heute wirtschaftlich schlechter“
Der Pessimismus der mittleren Generation zeigt sich vor allem auch im Langfristvergleich mit Blick auf die persönliche wirtschaftliche Situation. Fast jeder Vierte (38 Prozent) gibt zu Protokoll, dass es ihm heute schlechter geht als vor fünf Jahren. Lediglich 33 Prozent sind der Ansicht, es geht ihnen besser.
„Damit überwiegen zum ersten Mal seit Beginn der ‘Generation Mitte’-Befragung 2013 Wohlstandseinbußen gegenüber Wohlstandsgewinnen“, so Asmussen. „Selbst in den beiden Pandemiejahren war in diesem Vergleich der Anteil der Optimisten doppelt so groß wie der Anteil der Pessimisten.“
Reagieren will die „Generation Mitte“ auf die Krise, indem sie ihr Konsumverhalten einschränkt. Knapp die Hälfte spricht sogar von erheblichen Einschränkungen. Besonders hart getroffen fühlen sich die Befragten von den Preissteigerungen bei Lebensmitteln (82 Prozent) und Heizkosten (74 Prozent). Immerhin: nur 14 Prozent fühlen sich mit Blick auf die eigene Altersvorsorge eingeschränkt. Aus Sicht der Branche eine gute Nachricht.
Hintergrundinformationen: Die mehr als 35 Millionen 30- bis 59-Jährigen in Deutschland stehen mitten im Berufsleben, erziehen Kinder und finanzieren die sozialen Sicherungssysteme. Sie stellen 70 Prozent der Erwerbstätigen dar und erwirtschaften über 80 Prozent der steuerpflichtigen Einkünfte. Die „Generation Mitte“ ist damit im wahrsten Sinne des Wortes der „Leistungsträger“ unserer Gesellschaft.
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Der GDV beauftragt das Institut für Demoskopie Allensbach seit 2013, dieser breiten Bevölkerungsschicht einmal jährlich den Puls zu fühlen und ihre Einstellungen, Erwartungen und Ängste zu erforschen. Für die repräsentative Untersuchung Generation Mitte 2022 haben die Demoskopen zwischen Ende September und Anfang Oktober insgesamt 1.050 Männer und Frauen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren befragt.