Rechtsschutzversicherung: Dieselgate bricht weiterhin alle Rekorde
Ein Autokonzern beschert den deutschen Rechtsschutz-Versicherern den teuersten Schaden in ihrer Geschichte: kein Rechtsstreit zu einem einzelnen Sachverhalt verschlang so viel Geld wie der Dieselskandal von VW und Co. Rund 1,5 Milliarden Euro an Prozesskosten mussten die deutschen Versicherer bisher zahlen: Der Streitwert beziffert sich auf knapp 11 Milliarden Euro.
Was ist der teuerste Rechtsstreit in der Geschichte der Rechtsschutzversicherung? Bei dieser Frage geht der Blick in Richtung Wolfsburg. Die Kosten bei Streitigkeiten um Diesel-Manipulationen bei VW und Tochterfirmen sind seit Beginn des Skandals im Jahr 2015 auf rund 1,5 Milliarden Euro gestiegen. Das teilt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) per Pressetext mit.
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„In der Geschichte der deutschen Rechtsschutzversicherer ist der Diesel-Skandal damit der teuerste Schaden“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Die Kosten setzen sich aus Aufwendungen für Anwalts-, Gerichts- und Gutachterkosten zusammen.
413.000 Betroffene nahmen Rechtsschutz in Anspruch
Der Autobauer VW und Tochterfirmen haben weltweit Millionen Kunden von Dieselautos mit gefälschten Abgaswerten getäuscht: so viel kann mittlerweile aufgrund mehrerer Urteile bestätigt werden. Spezielle Abschalteinrichtungen sorgten dafür, dass die Autos beim Abgastest bessere Schadstoff-Werte vorwiesen als beim täglichen Gebrauch auf der Straße. Viele Autofahrer, die sich von den Herstellern getäuscht sahen, bemühten ihre Rechtsschutz-Police: um sich schlimmstenfalls über alle Instanzen kämpfen zu müssen.
Dass sich die Deutschen in dieser Frage klagefreudig zeigten, belegt die Zahl der Betroffenen, die hierfür ihre Rechtsschutz-Police in Anspruch nahmen. Bis Ende Oktober 2022 haben inzwischen rund 413.000 Kundinnen und Kunden davon Gebrauch gemacht, berichtet der GDV. Ausbaden mussten es letztendlich alle Versicherungskunden: Branchenbeobachter machten Dieselgate mitverantwortlich, dass die Versicherer ihre Prämien für Rechtsschutz anheben mussten.
Doch nicht nur der Autobauer sorgte für Unmut. Gerade zu Beginn verweigerten auch viele Versicherer die Kostenübernahme - und wollten nicht für mögliche Klagen finanziell einstehen. Speziell, wenn die enttäuschten VW-Kundinnen und Kunden den Kauf eines Autos rückabwickeln oder das Geld erstattet haben wollten, stellten sich die Versicherer quer. Die fragwürdige Begründung: fehlende Erfolgsaussichten. Erst nach mehreren Urteilen an Gerichten in unteren Instanzen schwenkten viele Versicherer um und boten Deckung. Denn dort konnten sich die Verbraucherinnen und Verbraucher gegen VW durchsetzen.
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Der Gesamtstreitwert aller über die Rechtsschutzversicherer abgewickelten Diesel-Rechtsschutzfälle ist mittlerweile auf 10,8 Milliarden Euro gestiegen, berichtet GDV-Chef Asmussen. Der durchschnittliche Streitwert pro Diesel-Fall liege bei rund 26.100 Euro. Zu Beginn des Diesel-Skandals betrug er noch 22.500 Euro. Grund sei, dass im Verlauf des Diesel-Skandals zunehmend höherwertige Fahrzeuge mit dadurch höheren Streitwerten in den Fokus kamen.