Lieferkettengesetz wirkt sich auf Wirtschaft und Investments aus
Weltweit kommt es immer wieder zu Störungen in den internationalen Lieferketten. Ab 2023 tritt zusätzlich das neue Lieferkettengesetz in Kraft und setzt Unternehmen zusätzlich unter Druck, ein ausreichendes Risikomanagement für ihre Lieferketten umzusetzen. Wie sich das Lieferkettengesetz auf die Wirtschaft und Investments auswirkt, erklärt Sarah Köpfer von der Unternehmensberatung Höppner Management & Consultant GmbH.
- Lieferkettengesetz wirkt sich auf Wirtschaft und Investments aus
- Unternehmen müssen den Überblick über die gesamte Wertschöpfungskette behalten
Das neue Lieferkettengesetz soll in einer global agierenden Wirtschaft für mehr Transparenz sorgen und den Schutz der Menschenrechte verbessern. Unternehmen mit mindestens 3.000 Mitarbeitern müssen bereits ab Anfang 2023 die Verpflichtungen umsetzen. Somit gehören Lieferketten in die allgemeine unternehmerische Nachhaltigkeitsstrategie, und Investoren sollten bei ihren Investmententscheidungen den Umgang mit nachhaltigen Lieferketten genau überprüfen.
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Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bringt es auf den Punkt: „Millionen Menschen leben weltweit in Elend und Not, weil soziale Mindeststandards wie das Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit missachtet werden. 79 Millionen Kinder arbeiten weltweit unter ausbeuterischen Bedingungen: in Textilfabriken, Steinbrüchen oder auf Kaffeeplantagen – auch für unsere Produkte. Um das zu ändern, hat die Bundesregierung sich auf den Entwurf für ein Gesetz mit dem offiziellen Namen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz geeinigt.“
Und beim Informationsportal CSR-in-Deutschland.de des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (Referat „CSR“ – Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen) heißt es: „Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verpflichtet Unternehmen mit Hauptverwaltung, Hauptniederlassung, Verwaltungssitz, satzungsmäßigem Sitz oder Zweigniederlassung in Deutschland zur Achtung von Menschenrechten durch die Umsetzung definierter Sorgfaltspflichten.
Zu den Kernelementen der Sorgfaltspflichten gehört die Einrichtung eines Risikomanagements, um die Risiken von Menschenrechtsverletzungen und Schädigungen der Umwelt zu identifizieren, zu vermeiden oder zu minimieren. Das Gesetz legt dar, welche Präventions- und Abhilfemaßahmen notwendig sind, verpflichtet zu Beschwerdeverfahren und regelmäßiger Berichterstattung. Die Sorgfaltspflichten beziehen sich auf den eigenen Geschäftsbereich, auf das Handeln eines Vertragspartners und das Handeln weiterer (mittelbarer) Zulieferer. Damit endet die Verantwortung der Unternehmen nicht länger am eigenen Werkstor, sondern besteht entlang der gesamten Lieferkette.“
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Zuliefererbetriebe auf die Einhaltung der gesetzlichen Pflichten überprüfen
Unternehmen mit mindestens 3.000 Mitarbeitern müssen ab Anfang 2023 die Verpflichtungen umsetzen, Unternehmen mit mindestens 1.000 Mitarbeitern sind dem Regime ab Anfang 2024 unterworfen. Anschließend wird der Anwendungsbereich des Gesetzes weiter evaluiert. Und es ist eben besonders wichtig, dass das Lieferkettengesetz für die eigene Geschäftstätigkeit von Unternehmen und die unmittelbaren und mittelbaren Zulieferer Anwendung findet. Das bedeutet, auch wenn Unternehmen selbst nicht direkt vom Lieferkettengesetz betroffen sein sollten, so ist die Relevanz gegeben, sobald das Unternehmen selbst unmittelbarer beziehungsweise mittelbarer Zulieferer ist. Und somit müssen Unternehmen auch ihre Zuliefererbetriebe auf die Einhaltung der gesetzlichen Pflichten überprüfen.
Unternehmen müssen den Überblick über die gesamte Wertschöpfungskette behalten
Somit gehören Lieferketten in die allgemeine unternehmerische Nachhaltigkeitsstrategie. Darauf weist beispielsweise die Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern hin. „Beim nachhaltigen Lieferkettenmanagement geht es um einen ganzheitlichen und systemischen Blick auf alle Stufen der Lieferkette – vom Direktlieferanten bis zur Rohstoffgewinnung. Das nachhaltige Lieferkettenmanagement ebnet den Weg, negative Umweltauswirkungen und Menschenrechtsverletzungen zu vermeiden und so zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen.“
Das bedeutet: Unternehmen müssen den Überblick über die gesamte Wertschöpfungskette bis zur Rohstoffgewinnung erhalten, definieren, wo wesentliche Nachhaltigkeitsthemen und Handlungsfelder liegen, und ebenso, ob und wie ein Unternehmen auch die eigenen Lieferanten zu mehr Nachhaltigkeit in ihren Produktionsprozessen bewegen kann. Dabei ist ein Chancen-/Risiko-basierter Ansatz wichtig. Ein wesentlicher Faktor ist hierbei die Kommunikation und Sensibilisierung der Lieferanten. Ziel muss es sein, die gesamte logistische Wertschöpfungskette so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Die Kernfrage lautet: Unter welchen Arbeitsbedingungen und mit welchen Auswirkungen auf die Umwelt werden Rohstoffe gewonnen, Produkte hergestellt und in den Verkauf gebracht?
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Verstöße gegen nachhaltige Lieferketten zu Schäden für Unternehmen führen
Für Investoren hat das Lieferkettengesetz ebenfalls besondere Relevanz. Die Leistungsfähigkeit und die Ergebnisse eines Unternehmens im Bereich der Corporate Sustainability sind mittlerweile wichtige Kennziffern für den dauerhaften Unternehmenserfolg und die Wahrnehmung bei Investoren und anderen Bezugsgruppen. Ethisch und ökologische Lieferketten sind dabei kein Profithemmer, sondern bieten echte Wettbewerbsvorteile durch verantwortungsvolle Ressourcengewinnung und eine hohe Verlässlichkeit in der dringend benötigten Logistik. Auf der anderen Seite können Verstöße gegen nachhaltige Lieferketten zu Schäden für Unternehmen führen. In den Niederlanden zum Beispiel werde Verstöße gegen das Gesetz gegen Kinderarbeit mit Bußen von bis zu zehn Prozent des Umsatzes geahndet.
Schwierigkeiten am Kapitalmarkt und bei privaten Beteiligungsvorhaben vermeiden
Schwachpunkte im nachhaltigen Lieferkettenmanagement können damit negative Auswirkungen auf Investoren und ihre Renditen haben. Gerade bei außerbörslichen Finanz- und Finanzierungsinstrumenten wie Private Equity und Venture Capital, Private Debt und Mittelstandsanleihen sowie direkte Unternehmens- und Projektbeteiligungen spielt nachhaltiges Lieferkettenmanagement eine herausragende Rolle. Denn es steht im engen Zusammenhang mit dem Sustainable Finance-Ansatz. Sustainable Finance bezieht sich vorrangig auf Unternehmen und Produkte, die ein ökologisches Ziel verfolgen. Das Zusammenspiel von Banken und Wirtschaft ist von großer Bedeutung für Klimaschutz und Nachhaltigkeit, denn Unternehmensfinanzierungen nach ESG-Kriterien nehmen immer weiter zu. Damit zeigen Unternehmen ihre Verantwortung und Nachhaltigkeitsorientierung, die sich auf die verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit nach der bekannten Triple Bottom Line im Sinne von People, Planet und Profit bezieht.
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Somit können auch mittelständische Unternehmen ohne rechtliche Verpflichtung zum nachhaltigen, menschenwürdigen Lieferkettenmanagement Schwierigkeiten am Kapitalmarkt und bei privaten Beteiligungsvorhaben bekommen, wenn sie keine Maßnahmen für wirklich nachhaltige Lieferketten nachweisen. Die Rendite hängt zumindest mittelbar mit dem Lieferkettenmanagement zusammen, sodass Lieferketten ein relevanter Faktor für Investoren sind. Sie sind daher gefragt, ihren Mandanten die Bedeutung des Lieferkettengesetzes zu verdeutlichen und Assets auf dieses Thema hin zu untersuchen.
- Lieferkettengesetz wirkt sich auf Wirtschaft und Investments aus
- Unternehmen müssen den Überblick über die gesamte Wertschöpfungskette behalten