Die Rechtsschutzversicherung erfüllt eine wichtige soziale Funktion: Sie ermöglicht jedem Bürger die Wahrnehmung seiner rechtlichen Interessen ohne Rücksicht auf das hiermit verbundene Kostenrisiko.Schon vor Corona aber kriselte es in dem wichtigen Geschäftszweig: Seit Beginn der globale Banken- und Finanzkrise in 2007 sind Versicherer immer wieder mit teuren Klagewellen konfrontiert, zumal das Kostenrechtsmodernisierungsgesetz (ab 2013) und das Kostenrechtsänderungsgesetz (ab 2021) auch Rechtsanwalts- und Gerichtskosten spürbar verteuerten (Versicherungsbote berichtete).

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Der absolute Schaden-Super-GAU kam dann mit dem Dieselgate: kein Rechtsstreit zu einem einzelnen Sachverhalt verschlang so viel Geld wie der Dieselskandal von VW und Co. Rund 1,5 Milliarden Euro an Prozesskosten mussten die deutschen Versicherer bisher zahlen (Versicherungsbote berichtete). Und als wäre dies alles noch nicht genug, führte auch die Corona-Pandemie zu einem wahren „Schaden-Tsunami“, da Kunden aufgrund von Betriebsschließungen gegen ihre Gewerbeversicherung klagten oder sie wegen Entlassungen oder stornierten Reisen etc. klagten (Versicherungsbote berichtete). Solche Situationen machen es natürlich besonders interessant, auf die Kennzahlen der Branche zu schauen – auch für 2021, was nun durch den aktuellen Branchenmonitor Rechtsschutz der V.E.R.S. Leipzig GmbH möglich ist.

Combined Rat wieder unter 100 Prozent

Eine wichtige Kennzahl für die Rechtsschutzversicherung ist die Schaden-Kosten-Quote bzw. Combined Ratio (CR). Denn diese gibt an, ob die Rechtsschutzversicherung genügend Prämien einnehmen konnte, um Schadenaufwendungen und weitere Kosten zu decken.

In der Vergangenheit war die Schaden-Kosten-Quote der Branche wenig erbaulich: In 2014 musste die Branche eine CR in Höhe von durchschnittlich 103,21 Prozent hinnehmen. In 2015 lag die CR bei 101,30 Prozent, in 2016 bei 101,34 Prozent (Versicherungsbote berichtete). Erst ab 2017 konnten dauerhaft Quoten unterhalb von 100 Prozent erzielt werden, da ein großer Teil der Branche die Beiträge wesentlich angehoben hatte. Das ging bis 2019 gut: In 2020 rutschte die Branche wegen der Corona-Klagewelle erneut in die roten Zahlen, die Combined Ratio lag nun bei 101,87 Prozent (Versicherungsbote berichtete).

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Da beruhigt es, dass die Branche in 2021 wieder auskömmlich wirtschaftet – zumindest im Schnitt über 25 Versicherer hinweg. Denn die durchschnittliche CR des Marktes liegt in 2021 bei guten 95,55 Prozent. Und nur sechs der 25 Rechtsschutzversicherer, die der Branchenmonitor listet, schreiben auch 2021 rote Zahlen. Betroffen sind:

  • die Örag Rechtsschutz (CR von 101,27 Prozent),
  • die Deurag Rechtsschutz (CR von 102,20 Prozent),
  • die Neue Rechtsschutz (CR von 102,50 Prozent),
  • die Concordia (CR von 111,60 Prozent),
  • die Allianz (CR von 112,72 Prozent),
  • die HUK24 (CR von 126,72 Prozent)

Schadenaufwendungen kaum gesunken

Trotz des guten Befundes bei der Schaden-Kosten-Quote: Der Markt bleibt angespannt. So sind zum Beispiel die Schadenaufwendungen, die 2020 den absoluten Rekordwert von durchschnittlich 130,79 Mio. Euro je Versicherer erreichten, kaum gesunken: Sie liegen in 2021 bei immer noch hohen 129,40 Mio. Euro. Besser sieht es mit der Schadenquote aus, die von erneut steigenden Prämien profitiert: Sie liegt 2021 bei durchschnittlich 67,15 Prozent je Versicherer und hat sich folglich um 5,91 Prozentpunkte gegenüber 2020 gebessert. Das verdankt sich überwiegend den gestiegenen Prämieneinnahmen: buchte jeder Versicherer in 2020 noch durchschnittlich 191,48 Mio. Euro an Bruttoprämien, so stieg der Wert in 2021 auf 199,88 Mio. Euro an.

Vertragsbestand wächst ... vielleicht

Wie aber sieht es mit der Nachfrage in der Rechtsschutzversicherung aus? Die Experten des Branchenmonitor sind hier etwas ratlos. Denn vergleicht man nur die Durchschnittswerte, dann ist die Zahl der Verträge, die jeder Versicherer im Schnitt hält, gesunken: von 1.062.767 Verträgen auf 1.047.351 Verträge. Jedoch fehlt bei diesem Schnitt der Versicherer mit dem bisher viertgrößten Vertragsbestand: Die ADAC Versicherung machte zu ihrem Bestand in 2021 keine Angaben.

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In den letzten Jahren nahm der Bestand der ADAC Versicherung kontinuierlich Jahr um Jahr ab: von 2.223.540 Verträgen in 2016 auf 1.976.340 Verträge in 2020. Dennoch ist der Bestand des Unternehmens aus München so groß, dass ein Fehlen der Zahlen den Durchschnitt nach unten drückt. Demnach gehen die Experten des Branchenmonitors auch davon aus, dass der branchenweite Vertragsbestand "unter Berücksichtigung der Gesamtmarktentwicklung" gestiegen ist.

Die Marktführer in der Rechtsschutzversicherung 2021

Misst man Marktanteile anhand der gebuchten Bruttoprämien, dann ergibt sich folgende Rangliste der Marktführer im Zweig Rechtsschutz:

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  1. Arag Se (14,89 Prozent durch 763,48 Mio. Euro)
  2. Allianz (10,59 Prozent durch 536,61 Mio. Euro)
  3. Roland Rechtsschutz (9,99 Prozent durch 509,70 Mio. Euro)
  4. Ergo (8,20 Prozent durch 414,70 Mio. Euro)
  5. Örag Rechtsschutz (7,99 Prozent durch 411,10 Mio. Euro)
  6. Advocard Rechtsschutz (5,59 Prozent durch 282,41 Mio. Euro)
  7. HUK-Coburg Rechtsschutz (4,96 Prozent durch 255,44 Mio. Euro)
  8. DEVK Rechtsschutz (3,89 Prozent durch 196,55 Mio. Euro)
  9. LVM (3,86 Prozent durch 196,44 Mio. Euro)
  10. R+V Allgemeine (3,75 Prozent durch 189,47 Mio. Euro)

Hintergrund: Alle Zahlen sind dem „Branchenmonitor Rechtsschutzversicherung 2016-2021“ der V.E.R.S Leipzig GmbH entnommen; dieser deckt 25 Unternehmen und damit 98 Prozent des gesamten Marktes ab. Zu beachten ist: Branchenmonitore weisen Tochterunternehmen nach Rechtsform getrennt aus (so tritt zum Beispiel die HUK-Coburg Rechtsschutz getrennt vom Direktversicherer HUK24 im Ranking an). Der Monitor kann kostenpflichtig auf der Webseite der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestellt werden.

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