Jens Spahn fordert Anhebung des Rentenalters
Jens Spahn ist vielen noch als Bundesgesundheitsminister aus Corona-Zeiten bekannt. Aktuell schaltet sich der Fraktionsvize der CDU-Bundestagsfraktion in die Debatte über ein höheres Rentenalter ein. Aus seiner Sicht ist klar: Die Deutschen werden länger arbeiten müssen. Er nennt einen Mechanismus, wie das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung angepasst werden könnte.
"Wir werden immer älter. Das Rentenalter sollte künftig an die Lebenserwartung gekoppelt werden. Für jedes Jahr länger leben, einen Monat später in Rente", sagte Spahn dem Berliner "Tagesspiegel". Die sogenannte Rente mit 63 bezeichnet er als „großen Fehler“ der früheren Bundesregierung - der neben der SPD auch die Unionsparteien angehörten. "Viele Hunderttausende Fachkräfte fehlen alleine deswegen“, so Spahn.
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In seiner Fraktion steht Spahn mit seinem Vorschlag nicht allein da. Auch CDU-Vize Carsten Linnemann und Thorsten Frei, parlamentarischer Geschäftsführer der Unions-Bundestagsfraktion, haben sich bereits für eine längere Lebensarbeitszeit ausgesprochen. Zuvor hatte bereits Bundeskanzler Scholz appelliert, dass die Menschen auch bis zum tatsächlichen Renteneintrittsalter arbeiten sollten. Ziel müsse es sein, „den Anteil derer zu steigern, die wirklich bis zum Renteneintrittsalter arbeiten können“, sagte Scholz der Funke Mediengruppe.
Jens Spahn machte nun erstmals Vorschläge, wie ein entsprechender Mechanismus aussehen könne. Pro Jahr längere Lebenserwartung solle sich das Renteneintrittsalter um einen Monat nach hinten verschieben. Ob dies eine Antwort darauf sein kann, das Rentensystem schnell zu entlasten, daran wurden aber wiederholt Zweifel laut. Denn der Lebenserwartung sind auch natürliche Grenzen gesetzt, sie stagnierte in den letzten Jahren. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, hat sich 2021 die Lebenserwartung von Neugeborenen im Vergleich zum letzten Vorpandemiejahr 2019 sogar deutlich verringert: Bei Jungen um 0,6 Jahre, bei Mädchen um 0,4 Jahre.
Trend geht zu zeitigerer Rente
Die Regelaltersrente wird derzeit schrittweise bis 2031 auf 67 Jahre angehoben. Wer vor dem Regelalter in Rente geht, muss Abschläge bei den monatlichen Bezügen in Kauf nehmen - sofern er oder sie nicht von Sonderregeln wie der „Rente mit 63“ Gebrauch macht oder durch freiwillige Beitragszahlungen die Abschläge ausgleicht. Durch das höhere Rentenalter soll das umlagefinanzierte System entlastet werden, da einer zunehmenden Zahl von Rentnern immer weniger erwerbstätige Beitragszahler gegenüber stehen.
Doch der Trend geht eher in die andere Richtung: die Deutschen gehen tendenziell früher in Rente. Im Jahr 2021 erfolgte fast jeder dritte Neuzugang zur Altersrente über die „Rente mit 63“, wie eine Erhebung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) zeigt. Ein weiteres Viertel der Neurentnerinnen und -rentner schied vor Erreichen des regulären Rentenalters aus dem Erwerbsleben aus und nahm hierfür Abschläge in Kauf. Im Mittel erfolgte der Rentenzugang bei dieser Gruppe knapp 28 Monate vor der Regelaltersgrenze.
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Die CDU arbeitet derzeit an einem Grundsatzprogramm für eine Reform der Altersvorsorge, wie Linnemann ebenfalls dem „Tagesspiegel“ verriet. Dies sehe auch eine längere Lebensarbeitszeit vor. Zwar könnten eine Krankenschwester oder ein Dachdecker nicht bis 67 arbeiten, sondern bräuchten Unterstützung. „Aber wer noch fit ist und noch kann, der wird in Zukunft länger arbeiten müssen“, wird Linnemann zitiert, der die Arbeitsgruppe leitet. Dem entgegen bahnt sich innerhalb der SPD ein Streit über ein höheres Rentenalter an: und damit auch in der Regierungskoalition? Bundesarbeitsminister Hubertus Heil spricht sich gegen eine Anhebung aus. "Das Rentenalter noch weiter auf 69, 70 oder 75 zu erhöhen ist falsch und unfair", sagte der SPD-Politiker der "Rheinischen Post".