Haftpflichtversicherung: Rentabel auch in Krisenzeiten
Die Haftpflichtversicherung gehört zu den lukrativen Komposit-Zweigen für Versicherer: Sie ermöglicht vielen Unternehmen gute Gewinne. Das bleibt auch in 2021 so: Anders als andere Zweige (Wohngebäude, Hausrat, Kfz) schlagen sich extreme Wetterereignisse und weitere Krisen in den Bilanzen der Haftpflichtversicherer kaum nieder. Versicherungsbote stellt aktuelle Zahlen vor.
- Haftpflichtversicherung: Rentabel auch in Krisenzeiten
- Haftpflicht wird teurer
Die Haftpflichtversicherung darf als lukrativer Zweig des Komposit- Geschäfts gelten. Und der Markt ist hierbei zunehmend im Wandel. Denn zum einen versuchen die Wettbewerber, den hart umkämpften Markt durch Leistungserweiterungen und Zusatzleistungen für sich zu gewinnen: Was vor Jahren einzig in Premium-Tarifen enthalten war, gehören mittlerweile standardmäßig zum Leistungsumfang. Zum anderen aber gilt die Haftpflichtversicherung als Zweig mit geringer Komplexität der Produkte – das macht sie attraktiv für neue Vertriebswege. InsurTechs treten in Konkurrenz zum traditionellen Vertrieb, positionieren sich aber zunehmend sogar selber als Risikoträger. Dadurch treten sie zudem in Konkurrenz zu den Versicherern. Die Haftpflicht – noch immer ein „Must Have“ für viele Kunden – ruft stetig neue Wettbewerber an den lukrativen Markt.
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Haftpflicht: Einer von zwei „krisenverschonten“ Kompositzweigen
Wie aber lief das Geschäft für die Haftpflichtversicherer in 2021? Glaubt man den Kennzahlen des aktuellen "Branchenmonitor Haftpflicht 2016-2021", kann die Branche durchatmen: Anders als andere Zweige gehört die Haftpflicht zu den Bereichen, die weder durch Corona noch durch die extremen Wetterereignisse in 2021 Schaden nahmen. Damit bleibt das Haftpflichtgeschäft neben der Unfallversicherung eine letzte Bastion, die im Kompositgeschäft noch zuverlässig Gewinne ermöglicht.
Schaden-Kosten-Quote mit Bestwert
So ist die Schadenquote (Schadenaufwendungen brutto direkt in Prozent verdienter Bruttoprämien) sogar gesunken: Von niedrigen 48,71 Prozent in 2020 auf noch niedrigere 46,43 Prozent in 2021. Dies ist der niedrigste Wert der Jahre 2016 bis 2021. Eine niedrige Schadenquote wirkt sich auch auf die Schaden-Kosten-Quote bzw. Combined Ratio (CR) aus (und damit auf Schaden- und Betriebsaufwendungen in Prozent der verdienten Bruttoprämien): Auch diese Quote hat, mit 82,91 Prozent, in 2021 den Bestwert der zurückliegenden Jahre erreicht.
Allerdings müssen drei Unternehmen eine CR über einhundert Prozent hinnehmen, so dass Prämieneinnahmen nicht reichen, um Schadenaufwendungen und weitere Kosten zu decken. Betroffen sind:
- R+V Allgemeine (CR von 103,23 Prozent)
- Inter Allgemeine (CR von 103,28 Prozent)
- Bayerische Allgemeine (CR von 103,62 Prozent)
Nur drei Versicherer mit negativem Ergebnis
Auch beim versicherungstechnischen Ergebnis (vor Veränderung der Schwankungsrückstellung) gibt es Grund zur Freude: Auch hier steht in 2021 für die zurückliegenden sechs Jahre der Rekordwert von 18,73 Mio. Euro, die jeder Versicherer im Durchschnitt erzielt.
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Und auch hier sind es nur jene drei Versicherer mit einer Schaden-Kosten-Quote über 100 Prozent, die 2021 ebenfalls ein negatives Ergebnis ausweisen müssen. Die Bayerische Allgemeine weist hier minus 0,98 Mio. Euro aus, die Inter Allgemeine minus 1,15 Mio. Euro. Am härtesten trifft es aber bei dieser Kennzahl die R+V Allgemeine: Hier müssen sogar minus 30,23 Mio. Euro hingenommen werden.
Haftpflicht wird teurer
Auch gebuchte Bruttoprämien steigen: Von durchschnittlich 148,24 Mio. Euro je Versicherer in 2020 auf 156,97 Mio. Euro in 2021. Freilich liegt dies auch an gestiegenen Beiträgen. Denn in 2016 lag die Durchschnittsprämie je Vertrag noch bei 143,97 Euro und in 2020 schon bei 153,56 Euro. Die durchschnittliche Prämie je Vertrag stieg in 2021 erneut: Auf 159,32 Euro. Die Produkte werden also im Schnitt teurer.
Nachfrage wächst bei 29 Unternehmen
Dennoch wächst in der Haftpflicht auch die Nachfrage, die eh auf einem recht hohen Niveau ist – gilt doch die Haftpflicht als „Musthave-Versicherung“. Hielt in 2020 noch jeder Haftpflichtversicherer durchschnittlich 849.560 Verträge im Bestand, wuchs in 2021 der Bestand auf durchschnittlich 868.038 Verträge. Allerdings ist dieses Wachstum ambivalent: Er verdankt sich nur 29 Unternehmen. 21 Unternehmen und damit 41 Prozent der Branche hingegen verlieren Verträge im Bestand.
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Die Marktführer in der Haftpflichtversicherung
Gemessen an gebuchten Bruttoprämien 2021 sind folgende Unternehmen marktführend in der Haftpflichtversicherung:
- Allianz (1,25 Mrd. Euro; 14,83 Prozent Marktanteil)
- R+V Allgemeine (709 Mio. Euro; 8,43 Prozent Marktanteil)
- Ergo (692 Mio. Euro; 8,23 Prozent Marktanteil)
- Axa (627 Mio. Euro; 7,46 Prozent Marktanteil)
- VHV (429 Mio. Euro; 5,10 Prozent Marktanteil)
- Generali Deutschland (375 Mio. Euro; 4,46 Prozent Marktanteil)
- Gothaer Allgemeine (368 Mio. Euro; 4,38 Prozent Marktanteil)
- HDI Versicherung (329 Mio. Euro; 3,91 Prozent Marktanteil)
- Provinzial Versicherung (288 Mio. Euro; 3,42 Prozent Marktanteil)
- LVM (255 Mio. Euro; 3,04 Prozent Marktanteil)
Hintergrund: Alle Zahlen sind dem aktuellen Branchenmonitor Haftpflicht 2016 - 2021 der V.E.R.S. Leipzig GmbH entnommen. Der Monitor deckt 50 Unternehmen und damit 93 Prozent des Haftpflichtmarktes mit seinen Analysen ab und kann mit weiteren Branchenmonitoren kostenpflichtig auf der Webseite der Leipziger Experten bestellt werden.
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