Versicherungsvereine konnten Marktanteile deutlich ausbauen
Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit haben in den letzten 25 Jahren ihre Marktanteile deutlich ausbauen können. Dem entgegen verloren Aktiengesellschaften und öffentliche Versicherer. Das zeigt eine aktuelle Studie, über die aktuell die Süddeutsche Zeitung berichtet.
Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit konnten in den letzten 25 Jahren ihre Marktanteile auf dem deutschen Versicherungsmarkt deutlich ausbauen. Der Marktanteil an Bruttoprämien stieg über alle Sparten hinweg von 28,1 Prozent auf 36,8 Prozent, wie eine Analyse des Kölner Instituts für Versicherungsinformation (kivi) zeigt. Untersucht wurden die Jahre 1997 bis 2001. Auf die Studie machte zuerst die Süddeutsche Zeitung aufmerksam.
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Zwar konnten auch die Aktiengesellschaften und öffentlichen Versicherer ihre Bruttobeitrags-Einnahmen deutlich steigern, wie Kivi-Geschäftsführer Reiner Will berichtet. Aber nicht im selben Maße wie die Vereine. Diese steigerten ihre Beiträge um satte 184 Prozent von 29,6 Milliarden auf 84,0 Milliarden Euro, Aktiengesellschaften um 90,2 Prozent von knapp 63,3 Milliarden auf 120,38 Milliarden Euro, öffentliche Versicherer um 95,4 Prozent von knapp 12,2 auf 23,84 Milliarden Euro.
Der Marktanteil der AGs ist somit binnen 25 Jahren von 60,2 Prozent auf 52,8 Prozent gesunken - auch wenn sie immer noch die größte Marktmacht haben. Ebenfalls leicht zurück gingen die Anteile der öffentlichen Anbieter: Sie verloren 1,2 Prozentpunkte und konnten im Jahr 2021 rund 10,4 Prozent Marktanteile erzielen.
Zuwachs an Marktanteilen über alle Sparten hinweg
Beim Blick auf die Details zeigt sich, dass die Versicherungsvereine in allen Sparten ihre Marktanteile ausbauen konnten, wie Reiner Will weiter berichtet. Das sei den Aktiengesellschaften in keiner einzigen Sparte gelungen und den öffentlichen Anbietern im geringen Umfang lediglich in der Krankenversicherung. Im Schaden- und Unfallsegment konnten die Vereine mit 11,8 Prozentpunkten am meisten Anteil hinzugewinnen: er stieg von 25,9 auf 27,7 Prozent.
Am stärksten sind die Versicherungsvereine traditionell in der privaten Krankenversicherung aufgestellt. Hier haben sie die Marktführerschaft: und konnten sie ausbauen. Im Kranken-Geschäft hielten Versicherungsvereine 2021 55,4 Prozent des Marktes (+4,6 Prozentpunkte), Aktiengesellschaften 38,1 Prozent und öffentliche Versicherer 6,6 Prozent.
Lebensversicherung: VVaG beteiligen Kunden mehr am Gewinn
In der Lebensversicherung haben die AGs zwar mit 62,3 Prozent Marktanteil immer noch eine marktbeherrschende Stellung: auch wegen einer enorm dominanten Allianz Leben, die fast jeden dritten Euro an Bruttobeitrag abschöpft. Dennoch konnten die Versicherungsvereine auch hier 6,3 Prozentpunkte an Marktanteilen hinzugewinnen und erreichten 27,5 Prozent Marktanteil in 2021. Die öffentlichen Versicherer verloren gegenüber 1997 rund 0,4 Punkte und erreichten 2021 rund 10,2 Prozent Marktanteil in Leben.
In konkreten Zahlen: Lebensversicherungs-AGs erzielten 2021 rund 60,93 Milliarden Euro Bruttobeitrag, VVaGs knapp 26,4 Milliarden Euro und Öffentliche rund 9,96 Milliarden Euro.
Die Zuwächse in der Lebensversicherung seien auch darauf zurückzuführen, dass die Versicherungsvereine ihre Kundinnen und Kunden überdurchschnittlich am Gewinn beteiligen, berichtet Will der "Süddeutschen Zeitung". Während alle Gesellschaften 1997 noch 97,2 Prozent der erwirtschafteten Gewinne ihren Kunden gutschrieben, waren es 2021 nur noch 84,6 Prozent. Aber: "Die VVaG weisen langfristig mit 92,9 Prozent den höchsten Mittelwert über 25 Jahre aus", berichtet Will anhand eigener Berechnungen. Bei den AGs seien es 88,9 Prozent und bei den öffentlichen Versicherern 92,5 Prozent. Ein Grund: Vereine sind ihren Mitgliedern verpflichtet und müssen keine Rendite an Aktionäre ausschütten.
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Die Analyse der Marktanteile nach Rechtsformen kann über die kivi-Webseite erworben werden.