Fast genau zehn Jahre lang leitete Reinhard Panse als Chief Investment Officer (CIO) und Geschäftsführer die Geschicke der HQ Trust GmbH, dem Family Office der Quandt-Familie. Seit 2020 ist er Chefanleger der Frankfurter Vermögensverwaltung Finvia, die er selbst mitgegründet hat.

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In einem Interview mit dem Manager Magazin schildert er seine Ideen zur Altersvorsorge und die würden - so Panse - jeden Deutschen zwangsweise zum Millionär machen. Sein Ansatz: Schritt für Schritt sollten die gesamten Rentenversicherungsbeiträge in eine kapitalgedeckte Form umgewandelt werden. Langfristig solle das Umlagesystem auslaufen, denn es habe gezeigt, dass es nicht funktioniere und bereits jetzt Bundeszuschüsse von über 100 Milliarden Euro benötigt. Das Umlagesystem führe zu einem „verringerten Anreiz, Kinder zu kriegen und zu einem hohen Anreiz, möglichst viel zu arbeiten. Damit ist es nicht stabil“, so Panse.

Würden hingegen die Rentenversicherungsbeiträge von Arbeitnehmern und -gebern beispielsweise in einen weltweit investierenden ETF fließen, könnte jemand, der 35.000 Euro brutto im Jahr verdient, bei Rentenbeginn über ein Vermögen von 2,2 Millionen Euro verfügen, rechnet Panse im Interview vor. Unterstellte Rendite: 6 Prozent pro Jahr bei 45 Beitragsjahren. Allein die jährlichen Dividenden würden sich auf rund 50.000 Euro belaufen, so Panse.

„Es ist ein Irrglaube, dass Aktien riskanter seien als Anleihen“

Solche Vorstellungen dürften Kritikern der Aktienrente Zornesröte ins Gesicht treiben. So kündigte Anja Piel, Vorstandsmitglied bei Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), bereits einen harten Arbeitskampf an: „Sollte der Finanzminister weiter davon träumen, für sein Projekt der Aktienrente mit dem Geld der Beitragszahler zu zocken, kann er sich warm anziehen“, drohte sie - es sei mit „erbittertem Widerstand aller Gewerkschaften“ zu rechnen.

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Solche Einwände nennt Panse im Interview „lächerlich“. Dass Aktien riskanter seien als Anleihen, wäre ein Irrglaube, sagt der Vermögensverwalter und verweist auf Statistiken: „Über einen Zeitraum von einem Jahr beträgt die reale Schwankungsbreite der Rendite am Aktienmarkt etwa 19 Prozent. Bei Staatsanleihen sind es 12 Prozent. Schon in Zeiträumen von zehn Jahren dreht sich das Verhältnis um: Dann sinkt die Schwankung bei Staatsanleihen von 12 auf 7 Prozent. Bei Aktien geht sie von 19 auf 5 Prozent runter.“

„Das kann gar nicht schiefgehen“

Neben diesen Risikokennzahlen sei die langfristige Performance von Aktien deutlich besser als die von Staatsanleihen. „In der Vergangenheit haben Aktien im Schnitt real ungefähr 4 Prozentpunkte pro Jahr mehr Performance gebracht als Staatsanleihen. Im vergangenen Jahrhundert etwa hat der Aktienmarkt von 1900 bis 1984 eine reale Rendite von 4,5 Prozent pro Jahr erwirtschaftet. Am Rentenmarkt waren es lediglich 0,18 Prozent.“

„[….] in der heutigen Situation wäre es schierer Irrsinn, in der Altersvorsorge nicht auf Aktien zu setzen“, meint Panse und sagt, was er von Immobilien zur Altersvorsorge hält. Die seien „nicht wirklich“ zur Altersvorsorge geeignet, denn sie würden leicht zum politischen Instrument: „Maßnahmen gegen Immobilienbesitzer kommen gut beim Wähler an.“

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Allerdings hält Panse die Mittel, mit denen das Generationenkapital bzw. die Aktienrente aufgebaut werden soll für viel zu gering. Würde man den Fonds mit 300 Milliarden Euro von Anfang an ausstatten, hätte er die Chance, für einige Jahrzehnte stabile Beiträge zu gewährleisten.

„Das kann gar nicht schiefgehen“

Und woher hätte das Geld dafür kommen sollen? Aus Schulden, meint Panse und führt dazu aus: „Jahre lang konnte der Staat 30-jährige Anleihen zu 0 Prozent emittieren. Die Bundesregierung hätte in dieser Zeit mehrere hundert Milliarden Euro an lang laufenden Bundesanleihen emittieren müssen. Das Geld hätte sie dann in einen weltweit streuenden Aktien-ETF investiert. Das kann gar nicht schiefgehen. Wenn ich 30 Jahre lang 0 Prozent Kapitalkosten habe, kann es nicht sein, dass ich damit nicht in den folgenden 30 Jahren eine enorme Substanz aufbaue.“

Hat also die Politik der ‚Schwarzen Null‘ die Altersvorsorge von Millionen Deutschen verspielt? Noch hält Panse diesen Zug für nicht abgefahren. Die Strategie, Schulden aufzunehmen, um damit einen Staatsfonds auszustatten, würde sich heute noch lohnen, meint der Anlageexperte. Denn die Zinsen für 30-jährige Bundesanleihen liegen deutlich unter 2,5 Prozent. „Solange wir es schaffen, große Mengen an Staatsanleihen zu emittieren, ohne dass der Zins nach oben geht, sollten wir das tun.“

Doch einen Kritikpunkt an den derzeitigen Plänen zur Aktienrente bzw. dem Generationenkapital äußert Panse auch. Mit dem geplanten Stiftungskonstrukt habe der Staat weiterhin Zugriff auf das Anlagevermögen: „Es ist nicht auszuschließen, dass die Politik da reingreift, wenn es einmal eng werden sollte.“ Ein persönliches Depot nach dem Vorbild Schwedens hält der Vermögensverwalter für „sauber und ehrlich“.

Die Kritik am Stiftungskonstrukt bezieht sich aber ausdrücklich nicht auf den Gedanken, den Kenfo-Fonds mit der Verwaltung zu betrauen: „Beim Kenfo-Fonds wurden auch gute Leute für das Management eingesetzt. Für das Generationenkapital könnte man eigentlich die gleiche Mannschaft nehmen. Die machen einen guten Job.“

Nun ist es für künftige Rentnergenerationen sicher wenig hilfreich, nur auf Systemwechsel und Besserung zu hoffen. Deshalb hat Vermögensverwalter Panse auch einen sehr konkreten Tipp für die Altersvorsorge parat: „Legen Sie einen Sparplan an und investieren Sie monatlich ein paar hundert Euro in ein oder zwei breit gestreute Aktien-ETFs“, lautet die Empfehlung. Panse verbindet das mit einem Appell: „Wenn der Staat zudem noch dafür sorgen würde, dass Kursgewinne nach mehr als zehn Jahren steuerfrei sind, würde das helfen.“

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Ein Bonmot gegenüber der „linken Kritik“ an der Aktienrente erlaubt sich Panse ebenfalls im Interview mit dem Manager Magazin: „Übrigens hat schon Karl Marx gefordert, dass Fabriken in Arbeiterhand gehören. Genau das bringt die aktienbasierte Altersvorsorge.“

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