Ältere Menschen müssen in der Kfz-Versicherung teils deutlich höhere Prämien zahlen. Dies zeigt erneut eine Stichprobe der „Stiftung Warentest“, die in der Zeitschrift „Finanztest“ vorgestellt wurde. Hierfür ermittelten die Tester die Werte für eine Modellkundin mit gleich bleibenden Tarifmerkmalen und -leistungen, lediglich das Alter wurde geändert. Sie versicherte einen VW Touran 2.0 mit 110 kW und 15.000 km im Jahr, wobei als Tarifmerkmale unter anderem 100 Millionen Euro Haftpflicht-Deckungssumme, freie Werkstattwahl und Verzicht auf Einwand „grobe Fahr­lässig­keit“ vereinbart wurde.

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100 Prozent höhere Kosten binnen 25 Jahren

Für die Stichprobe zog Finanztest lediglich fünf Versicherer heran. Darunter war allerdings auch ein Tarif des Marktführers HUK-Coburg mit seiner Direktversicherungs-Tochter HUK24 (Classic). Getestet werden sollten Versicherer mit günstigen Prämien für ein recht umfassendes Leistungs-Paket. Die weiteren Versicherer sind Cosmos Direkt (Comfort), Europa (Komfort), VHV (Klassik-Garant 2.0) und WGV (Optimal). Neben der Kfz-Haftpflicht beinhalteten die Tarife auch einen Vollkaskoschutz. Konstant wurde eine Schadenfreiheitsklasse von 35 angenommen.

Das Ergebnis: Im Schnitt aller Tarife betrug der Preisanstieg innerhalb von 25 Jahren durchschnittlich 100 Prozent. Musste eine 55jährige 331,00 Euro Jahresprämie zahlen, so betrug diese für eine 65jährige bereits 374 Euro, für eine 70jährige 432 Euro, für eine 75jährige 535 Euro und für eine 80jährige 661 Euro. Mit fortschreitendem Alter ist folglich auch der Prämiensprung höher.

Die Preise steigen hierbei von Versicherer zu Versicherer sehr unterschiedlich, berichtet „Finanztest“ weiter. Während die Prämien bei CosmosDirekt inner­halb der 25 Jahre ab 55 „nur“ um 84 Prozent steigen würden, erhöhe die Huk24 sogar um 124 Prozent. Dennoch sei der HUK-Tarif für die Modellkundin bis zu einem Alter von 75 Jahren günstiger.

BaFin bestätigte Rechtmäßigkeit höherer Prämien

Dass die Versicherer ältere Autofahrer stärker zur Kasse bitten, ist rechtens, wie eine Marktanalyse der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) 2020 bestätigt hat. Höhere Prämien widersprechen demnach nicht dem Benachteiligungsverbot des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG). Eine Ungleichbehandlung ist demnach dann erlaubt, wenn sie „auf anerkannten Prinzipien risikoadäquater Kalkulation" beruht – insbesondere "auf einer versicherungsmathematisch ermittelten Risikobewertung unter Heranziehung statistischer Erhebungen“. Zwar verursachen Seniorinnen und Senioren nicht häufiger Unfälle als Jüngere: kommt es zu einem Unfall, sind sie laut Unfallstatistik jedoch häufiger Hauptverursacher. Das spiegelt sich in höheren Schadenskosten für die Kfz-Versicherer wieder.

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Zudem können Ältere mit ihrer Fahrerfahrung Nachteile wieder ausgleichen, sofern sie unfallfrei fahren. Stichwort: höhere Schadenfreiheitsklasse. "Preis­anstiege von 100 Prozent klingen zunächst drastisch, ganz so schlimm ist die Realität aber nicht: Bis zum 80. Lebens­jahr zahlen Versicherte oft trotzdem weniger, als Personen zwischen 27 und 41 Jahren", heißt es hierzu auf test.de.