Wie Versicherer Impact Investing in ihre Portfolios integrieren können
Institutionelle Anleger befinden sich auf unterschiedlichen Etappen ihres Weges, wenn es darum geht, mit ihren Investitionen soziale Wirkung zu erzielen und den Klimawandel zu bekämpfen. Dabei haben Versicherer die Nase vorn: Die von Nuveen im Jahr 2022 durchgeführte EQuilibrium-Umfrage unter institutionellen Anlegern weltweit zeigt: In allen untersuchten Regionen – Europa, Naher Osten und Afrika, Nordamerika und Asien-Pazifik – achten Versicherer stärker auf die ökologischen und sozialen Eigenschaften ihrer Anlagen als zum Beispiel betriebliche und staatliche Pensionsfonds. Ein Gastbeitrag von Amy O’Brien, Leiterin für verantwortungsvolles Investieren beim Asset Manager Nuveen.
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Ökologische und soziale Wirkung sind gefragt
Dies ist nicht überraschend, da der Klimawandel und extreme Wetterereignisse zu physischen Bedrohungen führen, die sich auf die Risikoabsicherung durch die Versicherer auswirken. Bemerkenswert ist jedoch, dass Versicherer nach eigenem Bekunden auch das stärkste Engagement zeigen, wenn es um eine positive soziale Wirkung geht, etwa in Bezug auf Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Versicherer oft bedeutende Arbeitgeber mit einer großen Anzahl von Kunden sind und eine wichtige Rolle für eine funktionierende Gesamtwirtschaft spielen. Wirkungsorientiertes Investieren – auf Englisch Impact Investing – kann dazu beitragen, eine starke und widerstandsfähige Gesellschaft zu schaffen. Dies kommt letztlich allen zugute.
Entsprechende Anlagemöglichkeiten nehmen zu
Klimawandel und Ungleichheit stellen systemische Risiken für Investmentportfolios und das gesamte Finanzsystem dar. Investitionen in Unternehmen und Anlagen, die entsprechende Lösungen anbieten, können diese Risiken mindern, indem sie Möglichkeiten für positive Wirkung eröffnen und gleichzeitig finanzielle Ziele erfüllen. Dies kann auch die Risiko-Rendite-Profile von Gesamtportfolios reduzieren. Das Angebot an entsprechenden wirkungsorientierten Investments ist enorm gewachsen. Das Global Impact Investing Network schätzte vor kurzem, dass der weltweite Markt für Impact Investing inzwischen mehr als eine Billion US-Dollar beträgt. Die wachsende Zahl von Möglichkeiten macht es einfacher, wirkungsorientierte Bestrebungen auf breiterer Basis zu skalieren.
Viel Vorarbeit nötig
Bevor Versicherer damit beginnen können, ihre Impact-Strategien umzusetzen, ist einiges an Vorarbeit nötig. Glücklicherweise muss die Assekuranz diese Lernkurve nicht im Alleingang bewältigen. Denn sie kann auf den Erfahrungen anderer Versicherer und Vermögensverwalter mit bereits etablierten Impact-Strategien aufbauen. Zudem ist es hilfreich, sich in Organisationen wie den UN Principles for Responsible Investment oder dem Global Impact Investing Network zu engagieren.
Wir haben zum Beispiel damit begonnen, Schnittmengen zwischen globalen makroökonomischen Herausforderungen, bereits bestehenden und gut etablierten Anlageklassen in unserem Portfolio, vorhandenem Fachwissen und vielversprechenden Investitionsmöglichkeiten zu ermitteln.
Die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) bieten einen hilfreichen Rahmen. Sie waren beispielsweise sehr nützlich, als wir die Impact-Ziele unseres Mutterkonzerns, des US-Pensionsfonds Teachers Insurance and Annuity Association of America (TIAA) verfeinerten und entsprechende Reporting-Strukturen entwickelten. Die Asset-Management-Branche hat mittlerweile erhebliche Fortschritte erzielt, wenn es darum geht, positive ökologische oder gesellschaftliche Wirkung zu messen und zu managen. Allerdings gibt es in der Branche nach wie vor unterschiedliche Auffassungen über das Konzept der Wirkung und damit verbundene Begrifflichkeiten. In diesem Zusammenhang sind die SDGs sehr wertvoll. Denn sie bieten eine Reihe gemeinsamer Ziele und eine gemeinsame Sprache, an denen sich die Bemühungen der Investoren orientieren können.
Spezifische Wirkungsziele definieren
Versicherer sollten eine Anlageklasse oder einen Sektor finden, der für sie beziehungsweise ihre Investmentmanager bereits eine Stärke darstellt. Sobald diese Bereiche gefunden sind, sollten sie sich darüber im Klaren sein, welche Wirkung sie erreichen möchten. Spezifische Ziele sind dabei viel wertvoller als allgemeinere Wirkungsziele.
In den vergangenen zehn Jahren haben wir uns zum Beispiel darauf konzentriert, unsere Erkenntnisse in den Bereichen bezahlbarer Wohnraum und finanzielle Inklusion auf verschiedene Anlageklassen und den gesamten Kapitalstock anzuwenden. So verfügt das TIAA-Portfolio nun über Investitionen in Ackerland, Forst, Infrastruktur und eine Vielzahl anderer Anlageklassen, die messbare positive Wirkung erzielen.
Strenge Standards sind entscheidend
Schließlich sollten für Impact-Investments strenge Standards gelten. Versicherer sollten keine Kompromisse eingehen, nur um hinter ihre Impact-Ziele rasch einen Haken setzen zu können. Sie sollten sich die Mühe machen, um Unternehmen zu finden und zu bewerten, die sowohl die notwendigen finanziellen Erträge als auch die angestrebte soziale oder ökologische Wirkung erzielen.
Unser Ziel ist es, die Möglichkeiten für Impact-Investing in allen Anlageklassen zu evaluieren. Dies beinhaltet, einen Rahmen zu erstellen, mit dem sich die Wirkung messen lässt. Zudem braucht es Leistungsindikatoren für jede Anlageklasse und jeden Anlagetyp, bevor gezielte Impact-Investitionen möglich sind.
Fazit
Wir gehen davon aus, dass immer mehr Versicherer über ihr gesamtes Portfolio hinweg Impact-Strategien umsetzen werden und diese weiter ausbauen. Dafür bringen sie die besten Voraussetzungen mit und können eine Vorreiterrolle für andere Investoren übernehmen. Noch vor einem Jahrzehnt starteten Versicherer vor allem isolierte ESG-Initiativen, die nicht in das breitere Portfolio integriert waren. Heute nutzen sie ESG als einen weiteren Faktor, der unabhängig von der Anlageklasse vollständig in ihre allgemeinen Anlageentscheidungen integriert ist. Angesichts dieser Entwicklung bei ESG-Anlagen ist es gut möglich, dass Impact Investing einen ähnlichen Weg einschlagen und zu einem wesentlichen Faktor bei allen Anlageentscheidungen werden könnte.
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