Es lohnt sich, zu Beginn einige Zahlen zur beruflichen Weiterbildung in Deutschland zu betrachten. Im Jahr 2022 gab es rund 15,15 Millionen Personen in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre, die besonderes Informationsinteresse an beruflicher Weiterbildung hatten, meldet Statista.com. Im Corona-Jahr 2020 haben in Deutschland erstmals mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Beschäftigten von Unternehmen, die für ihre Belegschaft Lehrveranstaltungen anboten, an betrieblichen Weiterbildungen teilgenommen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, war das die bisher höchste gemessene Teilnahmequote in der alle fünf Jahre stattfindenden Erhebung zur betrieblichen Weiterbildung. Die Teilnahmequote lag damit acht Prozent höher als im Jahr 2015 und 16 Prozent höher als im ersten Erhebungsjahr 1999. Die Beschäftigten nahmen im Jahr 2020 aber nicht nur häufiger, sondern auch länger an Weiterbildungen teil als zuvor: So verbrachten die Beschäftigten im Durchschnitt 28 Stunden in solchen Lehrveranstaltungen. Im Jahr 2015 waren es durchschnittlich noch 22 Teilnahmestunden gewesen.

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Mitarbeitende suchen Möglichkeit, sich fachlich und persönlich kontinuierlich weiterzuentwickeln

Uwe Röniger ist Geschäftsführer des E-Learning-Anbieters mybreevmybreevDas zeigt die Bedeutung der beruflichen Weiterbildung in Deutschland. Das Wachstum hängt eng mit der Idee des lebenslangen beziehungsweise lebensbegleitenden Lernens zusammen. Lebensbegleitendes Lernen umfasst nach der Definition der Europäischen Union „alles Lernen während des gesamten Lebens, das der Verbesserung von Wissen, Qualifikationen und Kompetenzen dient und im Rahmen einer persönlichen, bürgergesellschaftlichen, sozialen, bzw. beschäftigungsbezogenen Perspektive erfolgt“.

Das gilt auch in der Finanz- und Versicherungswirtschaft. Für Mitarbeitende bietet lebensbegleitendes Lernen die Möglichkeit, sich fachlich und persönlich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Und Unternehmen können durch diese Angebote in engen Arbeitsmärkten das Employer Branding stärken und eine höhere Bindung bei den Mitarbeitenden herstellen. Daher rückt der Begriff des „Corporate Learning“ in den Fokus. Dabei geht es um die Fähigkeit einer Organisation, Wissen zu erwerben, anzuwenden und weiterzugeben, um neue Lösungen zu erforschen und diese zur Verbesserung der Effizienz und des Wettbewerbsvorteils zu nutzen. Corporate Learning ist eine Methode, Mitarbeitende im Unternehmen konsequent, spezifisch und strategisch aus-, fort- und weiterzubilden. Als Kernthema stehen hier Wissensvermittlung und Wissensaustausch unter den Mitarbeitenden im Fokus.

Angebote über die gesetzlichen Pflichtschulungen hinaus schaffen

Wichtig ist, dass Unternehmen über die gesetzlichen Pflichtschulungen beispielsweise aus Compliance, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sowie den vorgegebenen fachlichen Fortbildungsstunden der Finanz- und Versicherungswirtschaft sich dezidiert auch mit innovativen Themen befassen, die jetzt und vor allem in Zukunft wichtig sind. Dazu gehören vor allem Fragestellungen rund um Awareness, Cyber-Sicherheit, Kommunikation, Nachhaltigkeit, Cross-Cultural Management und Diversity. Ohne hohe Kompetenz in diesen Bereichen können Unternehmen nicht erfolgreich arbeiten, und die Mitarbeitenden erwarten ohnehin, sich in diesen Sektoren gezielt fortbilden zu können.

Dafür bieten sich E-Learning-Formate an, denn Corporate Learning ist eng mit digitalem Lernen im Unternehmen verknüpft. Denn gerade die Bedeutung digitaler Lernangebote hat sich in Unternehmen etabliert. Das zeigt eine Expertenumfrage zur zukünftigen Bedeutung von E-Learning-Anwendungen in deutschsprachigen Unternehmen von Statista.com. 90 Prozent der Befragten gaben danach an, dass Videos beziehungsweise Erklärfilme als Lernform künftig eine zentrale Bedeutung im Unternehmen haben werden. Auch die Bundesregierung hat das erkannt und unterstützt die Initiative Digitale Bildung, damit sich alle Generationen souverän in der digitalen Welt bewegen können. Durch standardisierte oder individualisierte E-Learning-Plattformen sind die Inhalte jederzeit und von jedem Ort aus abrufbar.

Alle E-Learning-Kurse sollten eine Wissensüberprüfung beinhalten

Es hat sich ebenfalls herausgestellt, dass zur Vermittlung der Lerninhalte professionelles und attraktives Storytelling wichtig ist. Das erleichtert die Zugänge für Mitarbeitenden über alle Hierarchieebenen hinweg und stellt sicher, dass die Inhalte wirklich verstanden und verankert werden. Storytelling, zu deutsch: „Geschichten erzählen“, ist eine Erzählmethode, mit der explizites, aber vor allem implizites Wissen in Form von Leitmotiven, Symbolen, Metaphern oder anderen Mitteln der Rhetorik weitergegeben wird. Education im Jahr 2023 ist also immer auch Entertainment: Bildung durch Unterhaltung, ist das Schlagwort! Durch den digitalen, erzählerisch-unterhaltsamen Lernkonsum und hochinnovative Themen werden die Ansprüche und Bedürfnisse der Mitarbeitenden der Arbeitswelten damit frühzeitig adressiert und abgeholt.

Digitale Bildung im Unternehmen kann nur funktionieren, wenn die Mitarbeitenden den Corporate Learning-Ansatz akzeptieren und positiv annehmen. Dafür sind Elemente wie Emotionalität, Interaktivität der Kurse, Erkennung der Content-Relevanz und inspirierender Content wichtig – und natürlich die Lernerfolgskontrolle. Alle E-Learning-Kurse sollten eine Wissensüberprüfung beinhalten. Das stellt sicher, dass die Anwendenden die gelernten Inhalte verinnerlichen können.

Zusammengefasst bedeutet das: Moderne, mitarbeitendenzentrierte Unternehmen sollten Strategie und Konzept für das digitale Lernen im Unternehmen einführen, das für bestmöglichen Erfolg an den echten Bedürfnissen der Mitarbeitenden und an den sich neu entwickelnden Themenlagen ausgerichtet sein muss.

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