2011 war die Zinszusatzreserve eingführt worden. Sie sollte als Sicherheitspuffer dienen, damit die Gesellschaften auch in schwierigen Zeiten die vergleichsweise hohen Garantien aus Altverträgen bedienen können. Doch damals galten Zinsen zwischen zwei und drei Prozent als niedrig.

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Wegen der veränderten Marktbedingungen hatte die Versicherungswirtschaft 2018 Alarm geschlagen und auf eine Änderung der Rechenformel für die Zinszusatzreserve gedrängt. Die Bundesregierung erhörte die Rufe der Branche und veränderte die Rechenformel für die ZZR. Diese wird seither per Korridormethode berechnet und soll kurzfristige Schwankungen stärker berücksichtigen. Zudem sollen die Unternehmen künftig wenig in Versuchung geführt werden, ihre Bewertungsreserven aufzulösen. Die neue Formel wurde von der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) in Abstimmung mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gestrickt.

Mit dem Ende der Niedrigzinsphase im vergangenen Jahr stehen nun auch etwas entspanntere Zeiten für Lebensversicherer an. Zum ersten Mal seit elf Jahren hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins wieder angehoben. In mehreren Schritten erhöhten die Notenbanker seitdem den Leitzins auf aktuell 3,00 Prozent, Tendenz weiter steigend. Einhergend damit sollte auch die Zinszusatzreserve sinken. "Die Zinszusatzreserve betrug zum Jahresende 2021 ca. 96 Milliarden Euro“, sagte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), im Oktober 2022. Für 2022 prognostizierte der Verband mit einem Rückgang der Zinszusatzreserve um etwa drei Milliarden Euro. Bei einem stabilen oder steigenden Referenzzins könnten Lebensversicherer ihre gebildete Zinszusatzreserve allmählich auflösen, berichtet der GDV weiter.

„Die höheren Zinsen stellen für die Profitabilität der Lebensversicherer eine Entlastung dar“, kommentiert Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata, die geänderten Rahmenbedingungen. Schließlich bestünden nun deutlich verbesserte Finanzierungsbedingungen für die Garantieverpflichtungen. „Die extrem niedrigen Zinsen der vergangenen Jahre trafen die Lebensversicherer ertragsseitig besonders bei der Erfüllung der Altgarantien in den Beständen“, blickt Heermann zurück.

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Aufgrund der nun deutlich höheren Marktzinsen ist der für ihre Berechnung geltende Referenzzins für 2022 erstmals in der ZZR-Historie nicht weiter gesunken, sondern stabil bei 1,57 Prozent geblieben. Im Jahr 2022 erhielten die Lebensversicherer daher etwa vier Milliarden Euro an Rückflüssen aus der Zinszusatzreserve. Damit liege die ZZR-Reserve bei 92 Milliarden Euro. Doch nicht nur dieser Umstand entspannt die Lage der Unternehmen. Weitere Entlastung kommt durch eine Vielzahl auslaufender Altverträge.

Zinszusatzreserve könnte deutlich sinken

„Von einem kurzfristigen Rückgang der Marktzinsen ist in Anbetracht der weiteren angekündigten Zinsschritte der EZB und der noch immer sehr hohen Inflation im Euroraum nicht auszugehen“, prognostiziert Heermann. Doch auch im Fall einer erneuten Abwärtsbewegung der Zinsen sei zunächst nicht von einem Rückgang des Referenzzinses auszugehen.

In ihrem Basis-Szenario gehen die Studienmacher davon aus, dass der Referenzzins im Jahr 2027 erstmals ansteigen würde. Das würde den Abbau der ZZR zusätzlich beschleunigen. Im Positiv-Szenario würde dieser Fall bereits 2026 eintreten. Im Negativ-Szenario würde sich der Referenzzins dann jedoch leicht reduzieren. Aber auch hier wäre die Branche bis einschließlich 2026 in der Abbauphase.

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Für die kommenden Jahre rechnet Assekurata im Basis-Szenario damit, dass die Versicherer ZZR-Mittel abbauen können. Bis 2026 sei mit Rückflüssen von jeweils vier bis fünf Milliarden Euro zu rechnen. Danach würde das Volumen ein zweistelliges Milliardenniveau erreichen. „Unter den aktuellen Zinsbedingungen ist die ZZR für die Branche ausfinanziert“, schlussfolgert Heermann. „Selbst bei langfristig wieder fallenden Zinsen dürfte der Höchststand der ZZR aus 2021 nicht mehr erreicht werden.“

Die Rückflüsse helfen den Versicherern sichtlich. Zum einen müssen sie keine zusätzlichen Gelder reservieren und bekommen auf der anderen Seite Kapital freigesetzt. Gleichwohl ist der Abbau der Rücklage auf einen langen Zeitraum verteilt. Dennoch wirken die gestiegenen Zinsen entlastend auf die Ertragslage der Unternehmen. Ende 2022 lag der nominelle Garantiezins im Bestand noch bei durchschnittlich 2,46 Prozent. Unter Anrechnung der ZZR fällt dieser mit 1,40 Prozent jedoch um 106 Basispunkte geringer aus, hat Assekurata in der Studie ermittelt. „Diese Zinsanforderung können die Lebensversicherer in der Neuanlage nun wieder gut erwirtschaften“, glaubt Heermann und ergänzt: „Die Bedingungen an den Zinsmärkten passen jetzt wieder besser zu den Verpflichtungen auf der Passivseite der Lebensversicherer.“

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