Allianz-Chef Oliver Bäte winkt Vertragsverlängerung
Bei Allianz-Chef Oliver Bäte deutet alles auf eine Vertragsverlängerung hin. Der Aufsichtsrat habe ihm die Bestnote ausgestellt, berichtet das „Handelsblatt“: trotz einiger Skandale. Unklar sei die Dauer der Vertragsverlängerung.
Wer im letzten Jahr die Vorstandsetagen der Allianz beobachtete, bekam nicht zwangsläufig den Eindruck, dass dort eitel Sonnenschein herrscht. In den USA sorgte der Skandal um sogenannte Structured-Alpha-Fonds, die als sichere Altersvorsorge beworben wurden, aber sich als verlustreich erwiesen, für 5,8 Milliarden Dollar an Strafzahlungen. Ein Video tauchte auf, in dem Konzernchef Oliver Bäte vor Mitarbeitern gegen den eigenen Konzern keilte: und die Frage aufwarf, ob die Digitalagenda des Konzerns nicht gescheitert ist. Zudem sorgt weiterhin das ehrgeizige Umbauprogramm des Vertriebs für getrübte Stimmung unter einigen Agenturen: unter anderem wurden der Neben- und Spezialvertrieb als eigenständige Einheiten abgeschafft. Im Intranet des Versicherers waren hierzu vielfach kritische Stimmen zu lesen.
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Doch unterm Strich stand erneut ein Rekordergebnis. 14,2 Milliarden Euro fuhr die Allianz 2022 an operativem Gewinn ein und konnte so ihren Status als Europas größter Versicherer festigen. Selbst Analysten waren von den guten Zahlen überrascht. Und so deutet aktuell vieles darauf hin, dass Konzernchef Oliver Bäte fest im Sattel sitzt und auch über die Laufzeit seines bisherigen Vertrages hinaus weitermachen darf. Sein aktuelles Arbeitspapier wäre im September 2024 abgelaufen.
Bestnote für abgelaufenes Geschäftsjahr
Wie das „Handelsblatt“ am Freitag berichtet, hat Oliver Bäte für seine Leistung im abgelaufenen Geschäftsjahr vom Aufsichtsrat die Bestnote unter allen Allianz-Vorständinnen und Vorständen erhalten. Das gehe aus dem Geschäftsbericht des Versicherers hervor. Konkret erreichte der 58jährige bei der Bewertung seiner individuellen Leistung 116 Prozent von maximal 120 Prozent. Hier ordnet der Aufsichtsrat das Erreichen der individuellen Ziele auf einer Skala von 80 bis 120 Prozent ein.
Zur Begründung der Bestnote heißt es im Geschäftsbericht: „Als Vorsitzender des Vorstands hat Oliver Bäte im Krisenjahr 2022 das Unternehmen und sein Team mit ruhiger Hand erneut zu operativen Rekordergebnissen geführt. Auch bei der Markenstärke sowie der Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit wurden neue Bestleistungen erreicht. Die zügige Bewältigung der Structured Alpha-Verfahren in den USA und die Etablierung der Partnerschaft mit Voya Investment Management zur Stärkung des US-Geschäfts der Allianz Global Investors sind nicht zuletzt seinem umsichtigen Handeln zu verdanken“.
Die Zufriedenheit des Aufsichtsrats wirkt sich auch finanziell positiv für Bäte aus. Eigentlich verdiente der Allianz-Chef im abgelaufenen Jahr 6,78 Millionen Euro inklusive Boni und Altersvorsorge: Das sind sogar 2,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Doch zusätzlich steht Bäte auch ein Bonus zu, mit dem der langfristige Erfolg bewertet wird: und dieser wird von der vergebenen Note des Aufsichtsrats wesentlich beeinflusst. Dieser Bonus wird alle drei Jahre ausgezahlt. Und so kann Bäte sein Gehalt für 2022 inklusive zukünftiger Zahlungen auf 8,5 Millionen Euro hebeln.
Die verflixte Altersgrenze
Dass der Aufsichtsrat Bätes Vorgehen stützt, ist insofern nicht verwunderlich, weil sich auch Aufsichtsrats-Chef Michael Diekmann früher als harter Reformer bewährt hat. Der langjährige Firmenchef der Allianz setzte ebenfalls Reformen um, die er teils gegen Widerstand im eigenen Konzern durchdrücken musste - unter dem Strich erfolgreich. Er gehört zu den wichtigsten Förderern Bätes. Es ist zu vermuten, dass auch die mitunter offene Art des Firmenchefs geschätzt wird. Anders als manch Vorstand anderer Versicherer spricht Bäte Fehlentwicklungen auch öffentlich an und zeigt sich in den Medien durchaus meinungsfreudig. Eine Art, die Diekmann schätzen dürfte.
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Unklar sei laut "Handelsblatt" jedoch, wie lang Oliver Bätes Vertrag verlängert werde. Die Allianz hat sich selbst eine Altersgrenze von 62 Jahren für Vorstände gemacht, deshalb komme eigentlich nur noch ein 3-Jahres-Vertrag infrage. Denkbar sei es jedoch, dass danach der Vertrag um jeweils ein Jahr verlängert werde, wenn sich alle Seiten einig sind. Dies werde bereits bei einigen Vorständen so gehandhabt.