„Der Markt braucht mindestens einen unabhängigen Vergleicher“
Matthias Brauch, ehemaliger Chef von softfair, will einen neuen Vergleicher im Markt etablieren. Wie sich Brauch im Interview mit procontra äußert und was dort nicht gesagt wird.
„Aus dieser Branche entkommt so schnell keiner wie wir alle wissen“, sagte Matthias Brauch, als er nach knapp 18 Jahren softfair verließ. Nun ist er wieder da, war wohl nie wirklich weg und will einen neuen Vergleicher etablieren. Denn: „Der Markt für einen unabhängigen Vergleicher ist aus meiner Sicht zurzeit unbesetzt und ich glaube, wenn man es richtig angeht, gibt es eine große Chance, diese Lücke zu füllen“, so Brauch im Interview mit procontra-online. Dort sagt Brauch ebenfalls, dass sich jene Vergleicher, die alle Sparten abdecken, in der Hand einzelner Branchenakteuere befänden und zählt auf: „Softfair gehört zur Gruppe rund um die Fonds Finanz, Morgen & Morgen zu Jung, DMS & Cie. und Franke und Bornberg zur Swiss Life Gruppe.“
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Unabhängige Makler würden sich angesichts dieser Konstellation die Frage stellen, welcher Anbieter ausschließlich für sie arbeitet. Die Antwort darauf will Brauch nun mit der ‚Comparit GmbH‘ selbst geben. Um die Unabhängigkeit zu wahren, verteilen sich 49 Prozent auf die Maklerpools Netfonds, Blau direkt und Maxpool. „51 Prozent der Firmenanteile werden den Gründern gehören, also mir und den Mitarbeitern. Konkret: 26 Prozent der Anteile werden durch meine Firma gehalten, 25 Prozent von einer Mitarbeiter-KG“, so Brauch zur Firmenstruktur.
Die kommenden drei Jahre seien „komplett ausfinanziert“; die Gewinnschwelle will Brauch ausschließlich durch Lizenzgebühren erreichen. Für weitere Investoren zeigte sich Brauch offen und will im 1. Halbjahr 2024 „mit den ersten Produkten auf weitere Pools, Vertriebe und Maklerunternehmen zugehen.“ Bis Mitte 2024 soll das Unternehmen zwischen 30 und 40 Mitarbeitende umfassen.
Die fachliche Vision des neuen Vergleichers beschreibt Brauch so: „Wir wollen […] von Anfang an in digitalen Strecken zwischen Versicherer und Makler denken, auf diesen Strecken setzen wir dann den sachlich-fundierten und unabhängigen Vergleich auf.“ Technisch soll ein API-first-Ansatz verfolgt werden.
Allerdings will sich Comparit auf die Sparten der Privatversicherung beschränken.
Das jüngste Interview mit procontra ist aber noch aus anderen Gründen interessant. Denn Brauch erweckt den Eindruck, dass es keinen unabhängigen Vergleicher geben würde und spricht von einer „Markt-Lücke“, die es zu füllen gelte. Das hörte sich noch im November 2022 ganz anders an. Ebenfalls im Interview mit procontra hieß es damals: „Zunächst einmal, auch wenn das viele nicht glauben können: softfair gehörte, anders als andere Unternehmen der Gruppe, nie zur Fonds Finanz, wurde immer als neutral gegenüber dem Pool geführt und auch die Inhaber haben das so gelebt. Auch jetzt sind wir in der Gruppe als Schwesterunternehmen neben der Fonds Finanz angesiedelt und das Selbstverständnis von softfair entspricht dem auch.“
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Dieser Widerspruch wird ebenso wenig im Interview angesprochen, wie die Position des zweiten Comparit-Geschäftsführers. Dabei handelt es sich laut Auskunfteien um Stephan Schinnenburg. Der ehemalige Vertriebsvorstand der Ergo wurde allerdings erst kürzlich zum Vorstandsvorsitzenden der Landesschadenhilfe ernannt und soll dort „innovative, marktgerechte Produkte entwickeln, die bestehenden Vertriebswege erweitern, die Prozessoptimierung forcieren und neue strategische Impulse geben.“ Und Schinnenburg hat eine weitere Funktion inne: Nämlich die als Geschäftsführer bei MRTK. Einem Unternehmen, das Marktstudien und Zielgruppenanalysen anbietet und auch entsprechende Siegel vertreibt. MRTK ist inzwischen eine Marke der Alsterspree Research GmbH. Dort haben die Gründer und Geschäftsführer des Alsterspree Verlags, Tilman Freyenhagen und Philipp B. Siebert, Prokura. Und im Alsterspree Verlag erscheint auch die Zeitschrift procontra.