Allianz Leben bleibt trotz Beitragsverlusten größter deutscher Lebensversicherer
Obwohl die Allianz Leben auch im Geschäftsjahr 2022 weniger Bruttobeitrag als im Vorjahr eingenommen hat, bleibt sie mit Abstand der größte Lebensversicherer auf dem deutschen Markt. Knapp 21,83 Milliarden Euro konnte sie an Prämien einnehmen und verweist die R+V Leben mit 7,62 Milliarden Euro deutlich auf Rang 2. Doch die gesamte Branche steckt in einer Krise. Das zeigt eine Auswertung der Zeitschrift für Versicherungswesen (ZfV).
Die Allianz Leben bleibt auch zum Jahresende 2022 der mit Abstand größte Lebensversicherer in Deutschland. 21,827 Milliarden Euro Bruttobeiträge nahmen die Stuttgarter im Jahr 2022 ein, was einem Rückgang um 7,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht (23,635 Milliarden). Seit 2019 sinken damit die Beitragseinnahmen des Branchenführers, was auch aus strategischen Entscheidungen resultiert: Unter anderem hat der Versicherer in den Vorjahren sein Geschäft gegen Einmalbeitrag zurückgefahren. Das zeigt eine Auswertung von Marc Surminski in der Zeitschrift für Versicherungswesen (ZfV 07|2023 vom 1. April 2023).
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Zur Nummer zwei auf dem deutschen Markt klafft da schon eine große Lücke. Knapp 7,622 Milliarden Euro an Bruttobeiträgen nahm die R+V Leben aus Wiesbaden ein, auch sie musste einen deutlichen Rückgang um 10,2 Prozent verkraften (Vorjahr: 8,484 Milliarden). Die Generali Leben platziert sich auf dem dritten Rang und kann als einziger Versicherer auf den Podestplätzen hinzugewinnen. 6,112 Milliarden Euro bedeuten ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 1,3 Prozent.
Lebensversicherer in der Krise?
Während der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) jüngst Positives vermeldet hat- die finanzielle Stabilität der Lebensversicherer habe sich deutlich verbessert -, sieht Surminski eine Branche in der Krise. Aus mehreren Gründen. So habe der Einbruch des Einmalbeitrags-Geschäfts den Lebensversicherern 2022 den größten Geschäftseinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg beschert. Die Beitragseinnahmen sanken demnach um 6,0 Prozent auf 97,1 Milliarden Euro.
Auch das Neugeschäft sei - gemessen am gesamten Neubeitrag - im abgelaufenen Geschäftsjahr um 14,6 Prozent zurückgegangen. Auch hier wirkten sich die Einmalbeiträge besonders stark aus: Sie sanken um 17,6 Prozent auf 30,7 Milliarden Euro. Das Neugeschäft gegen laufenden Beitrag war der Analyse zufolge ebenfalls rückläufig und sank um 2,7 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Eine Ursache für die Einbußen beim Einmalbeitrag sei das wieder gestiegene Zinsniveau, das Privatanlegern wieder attraktive Zinsalternativen bei der Geldanlage biete.
Surminski wirft sogar die Frage auf, „ob die Vormachtstellung der Lebensversicherung als wichtigster Form der zusätzlichen Altersvorsorge in Deutschland künftig kontinuierlich zu bröckeln beginnt“. Die teils üppigen Vertriebs- und Verwaltungskosten, die politische Diskussion um die Zukunft der Altersvorsorge in Deutschland (bei der noch nicht klar ist, welche Rolle die Lebensversicherer künftig spielen werden - oder ob ihnen das Neugeschäft wegbringt) und die steigenden Zinsen bei gleichzeitig volatilen Aktienmärkten ließen die Frage nach der Zukunft der Branche laut werden.
Letztlich würden die Zahlen aber auch die Rückkehr zur Normalität widerspiegeln. Das Kerngeschäft der Lebensversicherer sei die langfristige Altersvorsorge. Zwar spielten auch Einmalbeiträge eine wichtige Rolle, etwa im Geschäft mit Sofortrenten und in der betrieblichen Altersvorsorge. Der enorme Boom der vergangenen Jahre sei aber zu einem großen Teil auf ihren Erfolg als Anlagevehikel für zinssuchende Anleger zurückzuführen, gibt Surminski zu bedenken. Die Lebensversicherer hätten diese Alternative nur anbieten können, „weil ihr kollektives Modell auch Neukunden an den Kapitalanlagen der Vergangenheit partizipieren ließ“. Auch der Verbraucherschutz hatte wiederholt kritisiert, dass Einmalbeitragsrenten von langjährigen Anlegern quersubventioniert werden - auf Kosten des Versicherungskollektivs. Mit rund 11 Milliarden Euro entfallen ein Drittel aller Einmalbeiträge auf den Marktführer Allianz.
Die zehn größten Lebensversicherer nach Bruttobeitrags-Einnahmen
- Allianz Leben (21,827 Milliarden Euro, -7,6 Prozent gegenüber Vorjahr
- R+V Leben (7,622 Milliarden, -10,2 Prozent)
- Generali Deutschland Leben (6,112 Milliarden, +1,3 Prozent
- Debeka (3,908 Milliarden, -1,5 Prozent)
- Alte Leipziger Leben (3,024 Milliarden, +2,7 Prozent)
- Zurich Deutscher Herold Leben (3,017 Milliarden, -6,7 Prozent)
- Bayern Versicherung (2,933 Milliarden, -16,2 Prozent)
- AXA Leben (2,490 Milliarden, -6,5 Prozent)
- Nürnberger Leben (2,362 Milliarden, -1,5 Prozent)
- Ergo Vorsorge Leben (2,291 Milliarden, +221,0 Prozent)