Berufsunfähigkeitsversicherung: Preiswettbewerb verstärkt Gefahr einer Unterkalkulation
Der Preiswettbewerb im Bereich Berufsunfähigkeitsversicherung verstärkt die Gefahr einer Unterkalkulation, warnt das Analysehaus Franke und Bornberg. Auf der Suche nach Kriterien jenseits von Bedingungen und Preis, rücken Stabilität, Regulierungspraxis und Prävention ins Visier.
- Berufsunfähigkeitsversicherung: Preiswettbewerb verstärkt Gefahr einer Unterkalkulation
- Diese Versicherer haben Top-BU-Tarife im Angebot
„Der BU-Schutz hat ein Top-Niveau erreicht. Nach mehr als 28 Jahren Qualitätswettbewerb ist die BU austrainiert“, sagt Michael Franke, Geschäftsführer der Franke und Bornberg GmbH. Weitere Qualitätsfortschritte seien in der Spitzengruppe der Anbieter nicht zu erwarten, so die Einschätzung aus Hannover. Die Analysten beobachten bei den BU-Versicherern vor allem eine Konzentration auf Zielgruppen und deren spezifischen Bedarf: das können beispielsweise Regelungen bezüglich Nachversicherung für Schüler, Studenten und Azubis sein oder spezielle Klauseln für Beamte und Teilzeitbeschäftigte.
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Preiswettbewerb bei Berufsunfähigkeitsversicherungen: Skepsis, ob die Rechnung aufgeht
Im ‚Wettbewerb um versicherbare Risiken‘ beobachten die Analysten auch eine Fokussierung auf die Preisgestaltung: „Für vermeintlich gute Berufsgruppen werden die Prämien immer günstiger. Doch ich bin skeptisch, ob die Rechnung aufgeht. Heute liegt die Bruttoprämie für einen Maschinenbauingenieur niedriger als 2015 – und das, obwohl der Garantiezins seitdem von 1,25 % auf nur noch 0,25% gesunken ist. Und die beste Berufsgruppe schützt nicht vor dem Risiko, aus psychischen Gründen berufsunfähig zu werden“, so Michael Franke. Ein solcher Preiswettbewerb verstärke die Gefahr einer Unterkalkulation. Befeuert werde dieser Trend zudem durch die zunehmende Unterteilung der Berufsgruppen – vor allem bei vermeintlich risikoarmen Tätigkeiten.
Der scharfe Prämienwettbewerb rücke die Stabilität der Anbieter in den Fokus, so Franke und Bornberg. „Stabilität entwickelt sich zu einem entscheidenden Parameter bei der Auswahl eines BU-Tarifes. Mit Blick auf die Tragweite der Entscheidung wäre ein BU-Rating ohne Stabilitätskriterien unvollständig“, so Michael Franke. Erst kürzlich legten die Analysten die jüngste Ausgabe ihres BU-Stabilitätsratings vor (Versicherungsbote berichtete). Auch die Regulierungspraxis von Versicherern zählt zu den Kriterien jenseits von Bedingungen und Preis, die nun stärker in Fokus rücken.
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Auch Nachhaltigkeit könnte mehr und mehr zum Unterscheidungsmerkmal werden: „Nachhaltige Kapitalanlage und das Vermeiden negativer Auswirkungen von Investments auf Nachhaltigkeitsfaktoren werden zunehmend zum Hygienefaktor. In Sachen nachhaltigere Tarife erwarte ich von Versicherern jetzt mehr Fantasie. Einen Baum zu pflanzen, ist zwar eine gute Idee, aber kein belastbarer Beweis für nachhaltiges Handeln.“ Dabei gäbe es durchaus interessante Ansatzpunkte für nachhaltigere BU-Tarife, so Franke:
„Prävention, also der Schutz vor Berufsunfähigkeit, ist immer nachhaltig. Prävention rechnet sich für Versicherte ebenso wie für Versicherer. Das Gleiche gilt für intelligente Angebote zur Wiedereingliederung in das Berufsleben. Flexiblere Leistungen, also zum Beispiel je nach Bedarf Kapital und oder Rente, kommen dem Bedarf von Versicherten ebenfalls entgegen.“
Diese Versicherer haben Top-BU-Tarife im Angebot
Für das aktuelle BU-Rating wurden 125 SBU-Tarife von 54 Gesellschaften mit insgesamt 759 Tarifvariationen analysiert. Seit dem letzten Rating im Herbst 2021 macht die Tarifqualität weitere Fortschritte. Damals hatte Franke und Bornberg die Kriterien nachjustiert und auf diese Weise zusätzliche Anreize für leistungsfähige Bedingungen geschaffen.
Beim jüngsten Rating erreichen 44,8% der untersuchten Tarife und Tarifvariationen die höchste Bewertungsstufe FFF+ („hervorragend“). 2021 waren es noch 42,08% gewesen. Noch deutlicher ist der Fortschritt in der Verfolgergruppe FFF („sehr gut“). Ihr Anteil stieg von 17,65 % auf 24,0 % . Nur vier Tarife kommen über ein F+ („ausreichend“) derzeit nicht hinaus.
Welche Anbieter mit mindestens einem Tarif im Bereich der selbstständigen BU die Höchstwertung (FFF+) erreichten, zeigt die folgende Liste:
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- Allianz Lebensversicherungs-AG
- Alte Leipziger Lebensversicherung a.G.
- Axa Lebensversicherung AG
- Baloise Lebensversicherung AG
- Condor Lebensversicherungs-Aktiengesellschaft
- Continentale Lebensversicherung AG
- DBV Deutsche Beamtenversicherung Lebensversicherung Zweigniederlassung der Axa Lebensversicherung AG
- Deutsche Ärzteversicherung AG
- Dialog Lebensversicherungs-AG
- Ergo Vorsorge Lebensversicherung AG
- Europa Lebensversicherung AG
- Gothaer Lebensversicherung AG
- Hannoversche Lebensversicherung AG
- HDI Lebensversicherung AG
- Helvetia schweizerische Lebensversicherungs-AG
- HUK 24 AG Lebensversicherung
- HUK-Coburg-Lebensversicherung AG
- Lebensversicherung von 1871 a. G. München
- Nürnberger Lebensversicherung AG
- Provinzial Rheinland Lebensversicherung AG
- R+V Lebensversicherung AG
- Signal Iduna Lebensversicherung AG
- Stuttgarter Lebensversicherung a. G.
- Swiss Life Deutschland
- Volkswohl Bund Lebensversicherung a.G.
- VPV Lebensversicherungs-AG
- Württembergische Lebensversicherung AG
- Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG
Welche Bewertungsrichtlinien verwendet wurden, legte das Analysehaus in einem 15-seitigen PDF offen. Die vollständigen Ergebnisse - auch zu anderen BU-Teilbereichen - hat Franke und Bornberg online veröffentlicht.
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- Diese Versicherer haben Top-BU-Tarife im Angebot