Hintergrund: Wie sehen Solvenzquoten der externen Run-Off-Dienstleister oder der Gesellschaften mit internen Run-Offs aus? Diese Frage ist keineswegs unwichtig für die Kunden. Immerhin geben die aufsichtsrechtlich obligatorischen Quoten gemäß Solvency II Auskunft darüber, ob Versicherer ihre Verpflichtungen gegenüber den Kunden dauerhaft erfüllen können. Wichtigste Kennzahl dieser Anforderung ist die Solvenzquote (SCR-Quote).

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Für diese Quote werden die Eigenmittel eines Versicherers ins Verhältnis gesetzt zu den Verpflichtungen gegenüber den Leistungsempfängern – jedoch nicht zu Bedingungen des „Normalbetriebs“, sondern unter mathematischer Simulation eines Extrem-Ereignisses, das alle 200 Jahre auftritt. Erreichen die Versicherer 100 Prozent, haben sie genügend Eigenmittel, um solche Krisen zu überstehen (Versicherungsbote berichtete).

Allerdings erleichtern derzeit noch verschiedene bilanzrechtliche Hilfsmaßnahmen das Erreichen der aufsichtsrechtlichen Vorgabe und ermöglichen es den Versicherern, sich langsam auf die Eigenmittelanforderungen gemäß Solvency II-Richtlinie (Richtlinie 2009/138/EG) einzustellen:

  • So ermöglicht Paragraf 82 Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) die Volatilitätsanpassung (VA): Sie erhöht die SCR-Quote des Marktes in 2022 um durchschnittlich 31,89 Prozentpunkte.
  • Paragraf 351 VAG ermöglicht eine Maßnahme für risikofreie Zinssätze – diese wurde bisher aber nur wenig genutzt.
  • Und Paragraf 352 VAG ermöglicht Übergangsmaßnahmen für versicherungstechnische Rückstellungen (Ü). Hierbei handelt es sich um die wirkungsvollsten Hilfen: Sie erhöhen branchenweit die Quoten 2022 um durchschnittlich 263,46 Prozentpunkte.

Demnach zählen nicht die Netto-, sondern die der BaFin mit Hilfsmaßnahmen gemeldeten Bruttoquoten (plus VA und Ü). Die Maßnahmen haben allerdings überbrückenden Charakter: Ab 2032 ist damit Schluss. Dann muss die Quote ohne Hilfen bei mindestens 100 Prozent liegen.

Zudem gibt es einen weiteren Orientierungswert, der schon jetzt maßgebend ist: Nettoquote plus Volatilitätsanpassung. Ist dieser Wert unterhalb von 100 Prozent, gerät ein Unternehmen in die "BaFin-Manndeckung" und muss besondere Maßnahmen vorweisen, um die Solvenz wieder herzustellen (Versicherungsbote berichtete)

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Run-off-Versicherer als Solvenzquoten-Sorgenkinder?

In der Vergangenheit zählten einige Run-Off-Versicherer regelmäßig zu den Solvenzquoten-Sorgenkindern: Die Frankfurt Münchener wies in 2019 sogar eine Nettoquote im Minusbereich aus (Versicherungsbote berichtete). Wie aber verändern sich die Quoten in Zeiten steigender Zinsen? Unter Berufung auf die Analyse-Experten von Assekurata stellt Versicherungsbote aktuelle Zahlen vor.