Versicherungsbote: Die Krebsversicherung war bisher maximal ein Nischenprodukt. Warum sollte sich das künftig ändern?

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Michael Martin: Schon jetzt erkranken jährlich rund 500.000 Menschen an Krebs. Weil die Bevölkerung hierzulande immer älter wird, ist damit zu rechnen, dass die Zahl der Krebsneuerkrankungen in den nächsten Jahren weiter ansteigt. Durch die kontinuierliche Verbesserung der Überlebenschancen einer Krebserkrankung wird das Thema der finanziellen Absicherung immer wichtiger – gerade Menschen mit geringerem Einkommen geraten durch eine Krebserkrankung schnell in finanzielle Nöte. Umfragen zeigen, dass immer mehr Menschen Krebserkrankungen als ein großes Risiko mit hohen finanziellen Belastungen erkennen. Mit ihren günstigen Beiträgen hat die Krebsversicherung deshalb in den nächsten Jahren ein hohes Wachstumspotenzial.

Wie wird diese Absicherung in Ihrem Haus nachgefragt?

Während der Corona-Pandemie war das Thema Krebs in der öffentlichen Wahrnehmung vorübergehend in den Hintergrund getreten. Seit 2022 können wir bei der Nürnberger und bei Getsurance jedoch wieder einen deutlichen Anstieg beim Neugeschäft zur Krebsversicherung feststellen.

Sie haben 2021 Getsurance übernommen. Das Unternehmen ist unter anderem auf Krebsversicherungen spezialisiert. Welche Rolle spielt das Getsurance-Produkt innerhalb der Gruppe?

Für die Nürnberger als einen der größten Anbieter rund um den Einkommensschutz gewinnen digitale Produkte und Prozesse zunehmend an Bedeutung. Sowohl Art und Weise, wie sich unsere Kunden über Absicherungsbedarfe (online) informieren, als auch das Kaufverhalten in der Gesamtheit verändert sich. Getsurance gibt uns wertvolle Impulse für den digitalen Vertrieb von Einkommensschutzprodukten. Im Gegenzug können wir Getsurance mit unserer langjährigen Kompetenz und Finanzstärke unterstützen.

Laut Zahlen des Statischen Bundesamts ist Krebs im Jahr 2021 die zweithäufigste Todesursache – nur an Krankheiten des Kreislaufsystems starben mehr Menschen (340 600 Todesfälle). Bei Menschen im Alter von 40 bis 79 Jahren war Krebs die häufigste Todesursache. Jeder dritte Todesfall in dieser Altersgruppe war die Folge von Krebserkrankungen. Könnte diese Entwicklung den Vertrieb ankurbeln?

Die öffentliche Wahrnehmung hat zweifelsohne einen großen Einfluss auf die Nachfrage. Bisher machen sich die Menschen hauptsächlich Gedanken zur medizinischen Versorgung, wobei diese in Deutschland bekanntlich sehr gut ist. Das finanzielle Risiko bekommt dabei jedoch immer noch zu wenig Aufmerksamkeit.

Krebs tritt im Alter statistisch häufiger auf. Wie sieht die Zielgruppe für die Ansprache und Sensibilisierung für das Thema aus?

Die Ansprache konzentriert sich auf 25- bis 45-jährige. Aus offensichtlichen Gründen sind ältere Menschen für das Thema Krebs deutlich sensibilisierter als junge Leute. Das ist ähnlich wie bei der Berufsunfähigkeitsversicherung: Viele Menschen schließen sie erst recht spät im Leben ab, wodurch die monatlichen Prämien deutlich höher sind.

Wie hoch ist das finanzielle Risiko einer Krebserkrankung?

Eine Krebserkrankung kann sich sehr lange hinziehen und eine hohe finanzielle Belastung mit sich bringen. Denn die gesetzliche Krankenversicherung deckt längst nicht alle Kosten. Zum Beispiel werden die Kosten für spezielle Therapien zur Stärkung des Immunsystems oder ergänzende alternative Heilbehandlungen nicht übernommen. Wer sich beispielsweise einen Rat bei einem Experten einholen oder sich in einem Krebsforschungszentrum behandeln lassen möchte, kann schnell an die finanzielle Belastungsgrenze geraten, da diese Kosten von der gesetzlichen Krankenkasse nicht übernommen werden. Unter Umständen haben die Betroffenen aufgrund des niedrigen Krankengeldes ohnehin schon Schwierigkeiten, die laufenden Lebenshaltungskosten weiter zu stemmen. Da bleibt dann nicht viel Geld übrig, um zusätzlich in die Behandlung zu investieren. Die Krebsversicherung greift hier unter die Arme.

Zu welchen Versicherungssummen raten Sie?

Als Faustregel gilt: mindestens ein Jahresnettoeinkommen absichern, um Einkommensverluste (Krankengeld) und zusätzliche Kosten (Zuzahlungen, Therapien, Reha, Kinderbetreuung, Haushaltshilfen) abdecken zu können. Gerade bei höheren laufenden Kosten mit Familie, Immobiliendarlehen und so weiter können auch 1,5 bis 2 Jahresnettogehälter sinnvoll sein.

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Hintergrund: Der Text erschien zuerst im Fachmagazin 01-2023 des Versicherungsboten.