Wie kann man die Rentenkasse zukunftsfest machen? Aus Sicht des früheren Bundesfinanzministers und CSU-Ehrenvorsitzenden Theo Waigel ist die Antwort klar: Die Lebensarbeitszeit muss verlängert werden. Mathematik und Demografie würden dazu zwingen, so Waigel im Interview mit dem Nachrichtenmagazin Focus. Dort beschreibt der CSU-Politiker das grundlegende Problem so: „ […] wenn wir alle zehn Jahre älter werden als unsere Eltern, dann muss ich mir überlegen: Entweder erhöhe ich die Beiträge sehr stark, was der jungen Generation nicht zuzumuten ist, oder ich kürze die Renten.“ Da diese beiden Varianten nicht durchsetzbar seien, bliebe nur die Verlängerung der Lebensarbeitszeit, so der frühere Bundesfinanzminister.

Anzeige

Dass längeres Arbeiten nicht für jede Berufsgruppe in Frage kommt, weiß auch Waigel: „Wir werden zu einem System kommen müssen, in dem es flexible Regelungen gibt. Wenn jemand früher aufhören will oder muss, dann nimmt er auch einen gewissen Rentenabschlag in Kauf. Wenn jemand länger arbeitet, hat er einen Vorteil. Ich glaube, wir brauchen ein variables System, aber insgesamt mit einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit.“ Fast wörtlich wiederholte der 84-Jährige damit Aussagen, die er erst vergangenen Oktober in der Fernsehsendung ‚Markus Lanz‘ vorbrachte (Versicherungsbote berichtete).

Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit sei auch deshalb unumgänglich, weil der Bund bereits heute rund 120 Milliarden Euro pro Jahr für die Rente zur Verfügung stellt, argumentiert Waigel. Neben der Verlängerung der Lebensarbeitszeit nennt Waigel zwei weitere Punkte, die er für nötig hält, um „soziale Sicherheit und Wachstum dauerhaft zu gewährleisten“: die gezielte Integration ausländischer Arbeitskräfte und eine höhere Erwerbsbeteiligung der Frauen.

Erwerbsbeteiligung von Müttern

Immerhin: Beim letztgenannten Punkt vermeldete das Statistische Bundesamt in dieser Woche Fortschritte: Der Anteil der Mütter, die mit mindestens einem Kind unter drei Jahren erwerbstätig sind, stieg von 30,8 % (2008) auf 39,7 % (2022). Die Statistiker führen das u.a. auf den Ausbau der Kinderbetreuung zurück.

Anzeige

Auch unabhängig vom Alter des Kindes ist die Erwerbstätigkeit der Mütter in den vergangenen 14 Jahren gestiegen. Waren 2008 noch 56,7 % aller Mütter mit Kindern unter 12 Jahren erwerbstätig, so waren es 2022 bereits 64,1 %, so das Statistische Bundesamt. Bei Müttern mit älteren Kindern im Alter von 12 bis unter 18 Jahren stieg der Anteil im selben Zeitraum von 76,8 % auf 84,0 %. Insgesamt waren 2022 mehr als zwei von drei Müttern (69,3 %) Minderjähriger im Job, im Jahr 2008 waren es noch 62,8 %.