„Durch die Analyse der Daten und das Erkennen der Gewohnheiten und täglichen Statistiken jeder einzelnen Person sind Versicherer besser in der Lage, Produkte anzubieten, die den jeweiligen Bedürfnissen entsprechen. Dies kann in zwei Richtungen gehen: Der Kunde erhält einen Anreiz, [...] sich auf die Prävention zu konzentrieren, während er gleichzeitig wirtschaftliche Vorteile hat. Aber er muss auch damit einverstanden sein, dass seine Daten gesammelt und analysiert werden.“ Mit diesen Worten beschrieb Katka Letzing, Mitgründerin und CEO von Kickstart Innovation, gegenüber Versicherungsbote eine der wichtigsten Herausforderungen für Versicherer: Welche Daten werden für die Risikoeinschätzung benötigt und wie bekommt man sie.

Anzeige

Welche Daten für die Risikokalkulation benötigt werden, entscheidet sich im Aktuariat. Geht es aber um den Zugang zu relevanten Daten, kommen Versicherer am Kunden kaum vorbei. Und das ist ein Problem: Denn 2022 gaben 27 Prozent der Deutschen an, nicht zu verstehen, weshalb Versicherer Daten über ihre Kunden benötigen und betrachteten das Erfassen ihrer Daten als Eingriff in ihre Privatsphäre.

„Das Vertrauen der Verbraucher ist entscheidend und nicht verhandelbar“, sagte Ruth Armalé (House of InsurTech Switzerland) ebenfalls im Versicherungsbote-Interview. Und offenbar konnten Versicherer nicht nur ihr Image verbessern (Versicherungsbote berichtete), sondern auch ihre Vertrauenswerte steigern. Denn in der aktuellen Guidewire-Auswertung zur Bereitschaft von Datenerhebung von Versicherern sinkt der Wert derjenigen, die kein Verständnis für die Datensammlung der Assekuranzen haben, deutlich. Nur noch 15 Prozent (statt 27 %) geben an, nicht zu verstehen, wozu Versicherer Kundendaten benötigen. 14 Prozent der spanischen Verbraucher sehen ihre Privatsphäre in Gefahr, bei den Befragten in Frankreich ist das Misstrauen mit 21 Prozent am größten, gefolgt von Großbritannien mit 18 Prozent.

Doch woher rührt dieser Sinneswandel bei den Deutschen? Auch dazu liefert die Guidewire-Studie Hinweise. So wird angeführt, dass etwa ein Drittel der Deutschen (34 %) während der letzten zwölf Monate einen wetterbedingten Versicherungsanspruch geltend machte. Dies sind zehn Prozent mehr als in Frankreich auf Platz zwei. Danach folgen Spanien mit 21 Prozent und Großbritannien mit 14 Prozent.

Gleichzeitig sind deutsche Verbraucher im Ländervergleich mit 36 Prozent Zustimmung am offensten für das Erheben von Daten über Klimaereignisse mittels Technologien wie Satellitenbilder. Es folgen Frankreich mit 27 Prozent Zustimmung und Großbritannien mit 25 Prozent. Strikt dagegen sind in Deutschland lediglich sechs Prozent der Befragten; in Frankreich sind es acht Prozent und in Großbritannien 18 Prozent.

Guidewire schließt daraus, dass Wetterschäden die Bereitschaft zur Datenerhebung durch Versicherer steigern.

Anzeige

Über die Studie: Guidewire hat das unabhängige Marktforschungsunternehmen Censuswide mit einer gezielten regionalen Studie unter Verbrauchern in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Spanien beauftragt. Die Stichprobe setzte sich aus insgesamt 4.135 Umfrageteilnehmern zusammen (gleiche Anzahl pro Land). Die Studie bestand aus einer Online-Befragung von Personen im Alter über 18 Jahren, die innerhalb der letzten 12 Monate eine der häufigen Versicherungen (z.B. Hausrat, Kfz) abgeschlossen oder erneuert haben. Die Studie wurde im Februar 2023 durchgeführt.