War for Talents – Mit einem Obstkorb gewinnt man keinen Blumenstrauß mehr
Laut Bundesagentur für Arbeit fehlen in 200 von rund 1200 Berufen Fachkräfte. Auch für die Versicherungswirtschaft gehört der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern zu einer der größten Bedrohungen. Wie sich Versicherer auf die neuen Ansprüche und Herausforderungen einstellen müssen, erklärt Dr. Rainer Reitzler, CEO der Münchener Verein Versicherungsgruppe, im Gastkommentar.
Die Baby-Boomer verabschieden sich nach und nach in die Rente. Für viele Unternehmen, auch für die Versicherer, wird es vor dem Hintergrund des demografischen Wandels immer schwieriger, geeigneten Nachwuchs zu finden. Vor allem die Generation Z, die zwischen 1995 und 2012 geboren ist, stellt die Personalabteilungen immer wieder vor bis dato unbekannte Problemen: Die Selbstverwirklichung steht, frei nach dem Leitgedanken „Anything goes“, im Vordergrund, und die „Work-Life-Separation“, also die klare Trennung von Arbeit und Freizeit, ist zum neuen Kredo geworden. Und wenn der Stress doch einmal zu viel wird, dann folgt rasch die Kündigung, denn „woanders wird’s schon ruhiger sein.“ Waren mehr als drei Arbeitgeber in früheren Jahrzehnten im Lebenslauf noch gleichbedeutend mit einem Katastrophengebiet, so sind häufige Jobwechsel der „Z“-ler heute an der Tagesordnung. Arbeitgeber müssen sich ohne Zweifel umstellen, wenn sie in Zukunft qualifizierte und motivierte Nachwuchskräfte gewinnen und vor allem auch halten wollen. Während die Ü30-Mitarbeiter noch mit Gleitzeit oder einem Obstkorb zu begeistern waren, sind im War for Talents künftig andere Geschütze aufzufahren.
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Im Employer Branding, das ganz einfach mit „Arbeitgebermarke“ übersetzt werden kann, spielen neben einem attraktiven Gehalt, vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten, flexiblen Arbeitszeitmodellen und einer hohen Work-Life-Balance auch modern ausgestattete Arbeitsplätze eine immer größere Rolle. Vor allem IT-Fachleute, die in unserer Branche so heiß begehrt sind, werden regelrecht umworben. Und wer sich den Arbeitgeber aussuchen kann, schaut auch bei den Arbeitsplätzen genauer hin.
Es gilt, New Work in die Büros zu bringen. Desksharing-Lösungen, Zonen für direkte Begegnungen und Onlinemeetings, akustisch abgeschirmte Bereiche und Wohlfühlzonen sowie flexible Einzel- und Gruppenbüros lassen ein modernes Gemeinschaftsgefühl und mehr soziale Interaktion entstehen.
Anfang Mai hat der Münchener Verein im Stadtteil Ludwigsvorstadt der bayerischen Landeshauptstadt nach nur zweijähriger Bauzeit ein komplett neues, siebengeschossiges Bürogebäude eröffnet, „das max“, wie wir es nennen. Bei der Gestaltung der Büros und der Innenarchitektur haben wir sehr genau darauf geachtet, attraktive und kreative Bürowelten entstehen zu lassen. Ja, auch wir beschäftigen Mitarbeiter der Generation „Z“ und wir haben sie gefragt, was sie davon halten. Das Ergebnis: „das max“ passt sehr gut zu deren Vorstellungen einer modernen Arbeitswelt.
Selbstverständlich verfügt „das max“ über ergonomische Arbeitsplätze mit höhenverstellbaren Tischen und es gibt Meetingräume für unterschiedlich große Gruppen. Neu sind die sogenannten Fokusboxen, in denen ein konzentriertes Arbeiten möglich ist. Sie dienen für ungestörtes telefonieren, für kurze Besprechungen zu zweit oder für die Teilnahme an einer Videokonferenz. Jedes Obergeschoss im „das max“ verfügt über einen extrem großzügig gestalteten WeSpace-Bereich. Wir verstehen WeSpaces als Räume für engagierte Teams und echtes "Wir"-Gefühl. Um die nachhaltige Mobilität mit dem Fahrrad in München zu fördern, verfügt die Tiefgarage neben den Autostellplätzen über ca. 120 Doppelparker-Fahrradstellplätze sowie gesonderte Rollerstellplätze. Auch in der Mittagspause und am Feierabend darf Abwechslung natürlich nicht zu kurz kommen: Der Playstation-Bereich lädt deshalb alle Gaming-Liebhaber auf eine Spielrunde ein.
Ob über attraktive Arbeitsplätze, Homeoffice, Workation oder flexible Teilzeitmodelle: Wer als Arbeitgeber die Notwendigkeit nicht erkennt, die hart umkämpften Nachwuchskräfte von sich zu begeistern, wird das Nachsehen haben.
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Nach einer 2022 von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers durchgeführten Studie (Insurance Pulse Survey) gehört der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern hinter der Kategorie „Wirtschaftliche Krise/Rezession“ zum zweitwichtigsten Risikofaktor für die Branche. Die Suche nach qualifizierten Fachkräften für die Assekuranz wird sich in den folgenden Jahren weiter verschärfen. Parallel hierzu werden die Ansprüche der potenziellen Bewerber steigen. Der moderne Arbeitsplatz wird daher zu einem Wohlfühlort werden müssen, um Arbeitnehmende zu gewinnen und zu halten.