PKV-Solvenzquoten: Wer die meisten Prozentpunkte verlor
PKV-Solvenzquoten zeigten sich in den letzten Jahren stabiler als in der Lebensversicherung. Dennoch verschlechterten 2022 achtzehn PKV-Unternehmen ihre Nettoquote. Versicherungsbote zeigt in seiner neuen Bildstrecke, wer am stärksten betroffen ist.
Hintergrund: Solvenzquoten in der privaten Krankenversicherung zeigten sich in den letzten Jahren stabiler als in der Lebensversicherung. Dies hat mehrere Gründe:
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- Zum Ersten wird das Zinsänderungsrisiko in der PKV weit stärker von den Kunden geschultert, weil Unternehmen mit Prämienanpassungen reagieren können. Zwar sind gesetzliche Regeln zur Beitragsanpassung relativ streng. Insbesondere 2021 aber war das Jahr der großen Beitragsanpassungen: laut dem aktuellen Marktausblick von Assekurata betrug hier der durchschnittliche Beitragsanpassungssatz für Nichtbeihilfe-Tarife in der Vollversicherung 7,3 Prozent (2020 noch 3,9 Prozent) und der Beitragsanpassungssatz für Beihilfe-Tarife 5,2 Prozent (2020 noch 2,8 Prozent). Trotz stagnierender Nachfrage in der Vollversicherung konnten Prämieneinnahmen durch Beitragsanpassungen kontinuierlich gesteigert werden.
- Zum Zweiten halfen langfristige Anlagestrategien, sowohl die Verwerfungen des Niedrigzins als auch das schlechte Börsenjahr 2022 auszusitzen. So liegen laut Assekurata- Analyse zum 31.12.2022 noch 74,32 Prozent aller PKV-Geldanlagen in festverzinslichen Wertpapieren, nur 4,33 Prozent der Gelder werden in Aktien investiert. So verwundert es nicht, dass kurzfristige Verwerfungen an der Börse – das Jahr 2022 gilt als schlechtestes Börsenjahr seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 – die Unternehmen nicht zur Panik führen müssen.
Stille Lasten beeinflussen die Quoten
Langfristige Anlagen können aber mit ein Faktor sein, warum sich nun bei einigen Anbietern Solvenzquoten zunächst verschlechtern. Das Kapitalpolster profitierte zuvor von stillen Reserven – der Marktwert von Anlagen aus Hochzins-Zeiten lag im Niedrigzins- Umfeld weit über dem Kaufwert. Nun hingegen sinkt der Marktwert jener Anlagen aus dem Niedrigzins- Umfeld unter den Kaufwert, weil die Anleihen nicht das aktuelle Marktpotenzial wiedergeben. Statt mit stillen Reserven müssen die Unternehmen nun mit stillen Lasten leben.
Stille Lasten werden aber nur dann zu einem Problem, wenn Unternehmen die Anleihen nicht bis zum Ende der Laufzeit halten können – zum Beispiel, weil sie in finanzielle Bedrängnis geraten. Übergangsmaßnahmen erlauben den Unternehmen noch bis Ende 2031, derartige Effekte auszugleichen – die aufsichtsrechtlich relevante Bruttoquote kann sich so wesentlich von der Nettoquote unterscheiden. PKV-Unternehmen nutzen Übergangshilfen aber kaum.
PKV-Unternehmen nutzen VAG-Übergangshilfen kaum
Anders als Lebensversicherer nutzen private Krankenversicherer kaum Übergangshilfen:
- Nur acht Unternehmen nutzen die Volatilitätsanpassung gemäß Paragraf 82 Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG). Im Schnitt aller PKV-Unternehmen verbessert die Volatilitätsanpassung die Solvenzquote aber nur um 6,99 Prozentpunkte. Ausnahme ist die Wirkung der Volatilitätsanpassung bei der Debeka (plus 139,45 Prozentpunkte) und die Wirkung bei der Generali Deutschland Kranken (plus 101,27 Prozentpunkte).
- Nur zwei Unternehmen nutzen zudem die Übergangsmaßnahmen für versicherungstechnische Rückstellungen gemäß Paragraf 352 VAG: Die Allianz private Kranken verbessert dadurch die Quote um 78,16 Prozentpunkte (auf eine Bruttoquote von 471,04 Prozent) und die Gothaer Kranken verbessert dadurch die Solvenzquote um 189,89 Prozentpunkte (auf eine Quote von 656,69 Prozent).
Steigende Zinsen machen sich erst ab 2025 positiv bemerkbar
Erste positive Auswirkungen der Zinswende könnten perspektivisch erst ab 2025 zu beobachten sein, wie die Experten von Assekurata ausführen. Zwar führt dies nicht zu sinkenden Beiträgen: Zum Ersten macht sich dann auch die Inflation durch steigende medizinische Kosten bemerkbar; zum Zweiten holen viele Versicherte aktuell Behandlungen nach, die während der Corona-Pandemie aufgeschoben wurden (was zu höheren Ausgaben führt). Jedoch führen positive Effekte des steigenden Zinsniveaus dazu, dass PKV-Beiträge nicht wesentlich erhöht werden müssen. Aktuell jedoch zeigen sich diese Effekte noch nicht.
Versicherungsbote zeigt, wer die meisten SCR-Prozentpunkte verlor
In der aktuellen Bildstrecke zeigt Versicherungsbote, welche PKV-Unternehmen die meisten Prozentpunkte ihrer Solvenzquote zwischen 2021 und 2022 verloren. Grundlegend für die Bildstrecke sind die SCR- bzw. Nettoquoten – also die Quoten ohne Volatilitätsanpassung und Übergangsmaßnahmen für versicherungstechnische Rückstellungen. Beachtet werden muss aber auch: Ein starker Verlust nach Prozentpunkten bedeutet noch keine schlechte Solvenzquote. Im Gegenteil: In der Bildstrecke erscheinen einige private Krankenversicherer, deren Nettoquote auffallend über dem Branchenschnitt liegt.
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Alle Solvenzquoten sind einer Übersicht der Analyse-Experten von Assekurata entnommen. Eine Tabelle mit dem Zahlenmaterial ist auf der Webseite des Unternehmens aus Köln verfügbar.