Versicherungsbote: Welche Risiken und Gefahren bestehen für die Arbeitskraft von Selbstständigen?

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Madlen Müller: Für die Arbeitskraft von Selbstständigen bestehen grundsätzlich die gleichen Risiken wie für Arbeitnehmer*innen und Beamt*innen. Auch hier gilt, dass Berufsunfähigkeit nichts ist, was nur durch äußere oder unfallbedingte Einflüsse entsteht.

Welche Besonderheiten gelten bei der Arbeitskraftabsicherung für Selbstständige im Vergleich zu Angestellten?

Selbstständige haben vielfach keinen Anspruch auf Erwerbsminderungsrente aus der Gesetzlichen Rentenversicherung. Und bei weitem nicht alle Berufsbilder haben eine Absicherung der Arbeitskraft über ein Versorgungswerk. Sollte dies der Fall sein, ist eine private Absicherung für den Verlust der Arbeitskraft noch einmal essentieller nötig, als sonst schon.

Welche Möglichkeiten und Schwierigkeiten bestehen beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige?

Das Fehlen einer staatlichen Absicherung kann auch als Chance gesehen werden. So entsteht gar nicht erst der Eindruck, dass eine ausreichende Absicherung bestünde, der sich angesichts der Höhe und Leistungsauslöser der Erwerbsminderungsrente häufig als Illusion erweist. Stattdessen kann frühzeitig ein individuell passender Schutz für die jeweilige Lebensplanung abgeschlossen werden.

Die Schwierigkeit liegt, wie bei Angestellten und Beamt*innen ebenso, darin, unter den umfangreichen Angeboten auch das passende zu finden.

Welche Kriterien beeinflussen die Höhe der Beiträge einer Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige?

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Wie auch bei Angestellten fließen in die Höhe des Beitrages die Faktoren Alter, Gesundheitszustand, Risikoprofil der beruflichen Tätigkeit und gegebenenfalls der Freizeitgestaltung sowie der gewünschte Absicherungsumfang ein.

„Eine umfangreiche Information über Klauseln sollte Teil jeder Beratung sein“

Welche Besonderheiten sind bei der Auswahl einer Berufsunfähigkeitsversicherung als Selbstständiger zu beachten?

Bei der Auswahl einer BU-Versicherung ist grundsätzlich zu beachten, dass es nicht „die beste Berufsunfähigkeitsversicherung“ gibt, sondern nur die für eine bestimmte Person und zu ihren Wünschen und Bedürfnissen passende Berufsunfähigkeitsversicherung.

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Eine umfangreiche Information über mögliche Klauseln sollte deshalb Teil jeder Beratung zur Berufsunfähigkeitsversicherung sein:

  • Besondere Bedeutung für Selbstständige hat hier natürlich erstrangig die Ausgestaltung der Umorganisationsklausel.
  • Auch auf die Regelungen im Übergang Krankentagegeld und Berufsunfähigkeit und in diesem Zusammenhang die Arbeitsunfähigkeitsklausel sollte verstärkt geachtet werden.
  • Zu guter Letzt kann bei Selbstständigen durchaus eine möglichst starke Flexibilisierung gewünscht sein, die etwa durch ausreichende Nachversicherungsmöglichkeiten und Überbrückungsmöglichkeiten bei Beitragsschwierigkeiten abgebildet werden kann. Hier ist aber allgemein ein deutlicher Trend zu mehr Flexibilität bei Interessent*innen zu beobachten, unabhängig davon, ob selbstständig oder nicht.

Wie kann man als Selbstständiger die finanzielle Absicherung im Falle von Berufsunfähigkeit auch ohne eine klassische Berufsunfähigkeitsversicherung gewährleisten?

Die Berufsunfähigkeitsversicherung bietet regelmäßig die umfangreichste Absicherung für dieses Risiko. Eine gleichwertige finanzielle Absicherung für den Fall der Berufsunfähigkeit würde voraussetzen, dass in sämtlichen Fällen, die auch von einer Versicherung gedeckt sind, die Summe der hypothetischen Rentenzahlungen bis zum Vertragsende vorhanden wäre oder aus anderen Quellen, zu denken wäre etwa an Vermietungsobjekte, vereinnahmt werden kann. Das ist für die meisten Erwerbstätigen völlig illusorisch.

Ebenso gibt es keine vergleichbare Versicherung, die alle Leistungsfälle der Berufsunfähigkeitsversicherung, beispielsweise Unfall und Krankheit, abdeckt. In der Regel ist es dann nur möglich, einen Unfall oder beispielsweise die Grundfähigkeiten abzusichern.

Gibt es spezielle Versicherungsangebote für Selbstständige, die den berufsspezifischen Risiken gerecht werden?

Selbstständigkeit ist in dieser Abstraktheit kein Berufsbild und kann die Schreinermeisterin ebenso erfassen wie den IT-Berater. Insofern kann nicht von berufsspezifischen Risiken der Selbstständigen gesprochen werden.

Gelegentlich werden bestimmte Produkte damit beschrieben, dass sie ein bestimmtes, meist handwerkliches, Berufsbild passgenau und zudem günstiger als eine Berufsunfähigkeitsversicherung absichern könnten. Ein häufig genanntes Beispiel hierfür ist die Grundfähigkeitsversicherung. In der individuellen Situation können solche Verträge in der Tat auch eine geeignete Absicherung der Arbeitskraft darstellen.

Wichtig ist für solche Überlegungen jedoch, dass sich bei der Berufsunfähigkeitsversicherung in nicht allen, aber vielen Bereichen im Markt eine Standardisierung auf hohem Niveau entwickelt hat. Die verschiedenen Tarife zur Grundfähigkeitsversicherung zeigen dagegen noch weitaus größere Unterschiede.

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Die Grundfähigkeitsversicherung hat dabei das gleiche Ziel wie eine Berufsunfähigkeitsversicherung, nämlich die Absicherung der Arbeitskraft. Sie stellt diese Absicherung jedoch auf signifikant andere Weise dar und sollte deshalb nicht als „BU nur anders“ beraten werden, sondern als eigenständiges, noch eher unbekanntes Versicherungsprodukt mit eigenen Vor- und Nachteilen, zu dem es einen stark ausdifferenzierten Markt gibt.

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