Anlageberatung: „Ein wirtschaftlicher Abschwung muss nicht von Nachteil sein...“
Ein guter Anlageberater hilft seinen Kunden in Krisenzeiten dabei, Ruhe zu bewahren und schützt sie vor Fehlentscheidungen: ein Fachbeitrag von Thomas Buchholz (Leiter Partnervertrieb der LV 1871) sowie Fabian Behnke (Head of Strategic Accounts Germany bei Vanguard).
- Anlageberatung: „Ein wirtschaftlicher Abschwung muss nicht von Nachteil sein...“
- Strategie geht vor Taktik
Viele Anleger haben die Tendenz, in Krisenzeiten eilig Umschichtungen im Portfolio vorzunehmen. Es ist ein natürlicher Reflex, das Vermögen vor fallenden Kursen zu schützen – und der Drang zum Handeln nimmt entsprechend zu. Umso wichtiger ist es, dass der Berater des Kunden in solch schwierigen und volatilen Marktphasen Ruhe bewahrt und ihn davor schützt, etwaige Fehler zu begehen.
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Denn für den langfristigen Vermögensaufbau sind hektische, von Emotionen getriebene Portfolioanpassungen eher kontraproduktiv. Und zwar aus mehreren Gründen:
- Erstens muss der richtige Zeitpunkt für den Ausstieg getroffen werden.
- Zweitens gilt es den passenden Wiedereinstiegszeitpunkt zu finden.
- Und drittens fallen für die Umschichtungen Kosten an, die erst wieder erwirtschaftet werden müssen.
Das beschriebene Phänomen könnte bald wieder aktuell werden, da manche Ökonomen ein wirtschaftlich herausforderndes zweites Halbjahr prognostizieren. Das könnte dann wieder den erwähnten Drang auslösen, das Portfolio anzupassen – mit dem Ziel, den Wirtschaftsabschwung möglichst ohne Kratzer zu überstehen. Das gelingt jedoch so gut wie nie, weil jeder Konjunkturrückgang anders verläuft.
Zudem gilt es zu bedenken, dass sich Wirtschaftsabschwünge und Aktienmärkte selten im Gleichschritt bewegen. Zwar führt der Beginn eines Abschwungs häufig zu einem Kurseinbruch. Doch in der Regel fallen die Aktienkurse schon lange vorher und steigen meist auch wieder, bevor der Abschwung vorbei ist – womit wir wieder bei dem genannten Timing-Problem sind, also dem Problem, den richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu finden.
Strategie geht vor Taktik
Da das Verhalten der Märkte während eines Konjunkturabschwungs kaum vorhersehbar ist – das gilt übrigens auch für andere Krisenereignisse – empfiehlt es sich, auf taktische Portfolioanpassungen zu verzichten und stattdessen die langfristigen Anlageziele im Auge zu behalten. Strategie geht also vor Taktik. Dass das ein guter Rat ist, zeigt eine Untersuchung von Vanguard für den US-Markt.
Demnach erzielten Fonds mit einer strategischen Asset-Allokation im Durchschnitt höhere Renditen als taktisch operierende Fonds. Ein guter Berater zeichnet sich demnach dadurch aus, dass er seine Kunden mit Ruhe und Weitsicht bei der Verwirklichung ihrer finanziellen Ziele unterstützt und sie nicht in ihren Ängsten bestärkt. Daher ist der Zeitpunkt günstig, um mit Kundinnen und Kunden über mögliche Folgen eines Abschwungs zu sprechen, die Flexibilität einer fondsgebundenen Versicherungslösung aufzuzeigen und sie darin zu bestärken, sich von temporären Kursschwankungen nicht von ihren langfristigen Plänen abbringen zu lassen. Das ist übrigens auch damit gemeint, wenn man vom Berater als Coach spricht.
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Ein wirtschaftlicher Abschwung muss nicht zwingend von Nachteil sein
Abschließend noch ein wichtiger Punkt: Für ein gut ausbalanciertes Multi-Asset-Portfolio muss ein wirtschaftlicher Abschwung ohnehin nicht zwingend von Nachteil sein. Während es im vergangenen Jahr infolge der aggressiven Zinserhöhungen der Notenbanken einen hohen Gleichlauf zwischen Aktien und Anleihen gab, deutet sich nun mit dem absehbaren Ende des Zinserhöhungszyklus an, dass Anleihen wieder eine rentable Quelle für laufende Erträge sein könnten. Der Diversifikationsnutzen, über den ein Mischportfolio in Krisenzeiten verfügt, sollte also wieder gewahrt sein.
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- Strategie geht vor Taktik