Der starke und abrupte Zinsanstieg hat in der Branche zu teilweise erheblichen stillen Lasten geführt. Das betrifft vor allem die Unternehmen, die während der Niedrigzinsphase besonders stark in lang laufende Staats- und Unternehmensanleihen investiert haben. Mit dem Anstieg der Renditen sinken im Gegenzug die Anleihekurse, und in der HGB-Bilanz entstehen stille Lasten. Die müssen zwar nicht unmittelbar abgeschrieben werden, wenn der Versicherer die Papiere hält. In diesem Fall ist der Versicherer ist aber langfristig an diese wenig attraktiven Kapitalanlagen gebunden. Die WWK ist davon vergleichsweise wenig betroffen. Wir haben seit Jahren kaum mehr in Staats­ und Unternehmensanleihen mit langer Laufzeit investiert. Eine hohe Risikotragfähigkeit hat es uns ermöglicht, erfolgreich in renditestärkere Anlageformen wie Immobilien oder auch Aktien zu investieren: Im Fünf­jahresdurchschnitt weisen wir mit 4,3 Prozent eine der höchsten Nettoverzinsungen im Gesamtmarkt auf.

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Auf der Startseite Ihres Internetauftrittes wird die Riester-Rente als eines Ihrer Top-Themen beworben. Viele Anbieter haben sich aus dem Geschäft mit den staatlich geförderten Produkten zurückgezogen, Riester wird zunehmend kritisch diskutiert. Glauben Sie an die Zukunft der Riester-Rente: und unter welchen Bedingungen?

Riester sieht sich oft mit den Vorwürfen konfrontiert: „zu teuer“ und „zu unrentabel“. Das sehen wir anders. Für uns ist die Riester-Rente nach wie vor ein sehr attraktiver Vorsorgeweg. Dies gilt auch nach der Senkung des Höchstrechnungszinses zu Beginn des Jahres 2022. Bis sich die Bundesregierung abschließend mit der Zukunft der Riester-Rente beschäftigen wird, werden wir unser erfolgreiches Riester-Produkt weiter anbieten. Das Produkt ist für den Vermittler natürlich nicht mehr so attraktiv wie zuvor, weil wir die Provisionsregeln ändern mussten, um die Garantie weiter darstellen zu können. Wir zählen damit aber zu wenigen verbleibenden Anbietern von Riester-Renten, mit deren Hilfe ein Vermittler bestehende Kundenbedürfnisse abdecken und für seine Kunden die stattlichen Zulagen sichern kann. Wir sind allerdings sehr dafür, die bestehende Riester-Rente zu reformieren und fit für die Zukunft zu machen. Dazu gehört aus unserer Sicht in erster Linie eine Reduktion des Garantieniveaus auf beispielsweise 80 Prozent der eingezahlten Beiträge. Eine höhere Performance für den Kunden ist eben nur möglich, wenn der Kunde auch stärker ins Risiko geht. Und das funktioniert nur über die Aktienmärkte. Darüber hinaus müsste das Zulagenverfahren vereinfacht und der förderfähige Personenkreis erweitert werden. Eine Reform ist also notwendig und sinnvoll – wir hoffen, dass die Bundesregierung ihre grundsätzlichen Ideen so umsetzt, dass die erforderliche und gute Beratungsleistung der Vermittler auch angemessen honoriert werden kann.

Die Europäische Kommission und die BaFin streben eine strengere Kontrolle von Provisionen und Abschlusskosten bei Versicherungsanlageprodukten an. Hintergrund sind unter anderem die angeblich zu hohen Vertriebskosten, insbesondere bei Neuabschlüssen. Wie positionieren Sie sich zu einer strengeren Versicherungsaufsicht? Oder anders angefragt: Sind die Vorwürfe begründet, die Kosten seien zu hoch?

Wir sehen in der persönlichen Beratung einen großen Mehrwert für Kunden, insbesondere bei der Altersvorsorge. Komplexe Produkte wie Berufsunfähigkeitsversicherungen oder Fondspolicen brauchen Erklärung und Beratung durch sachkundige Vermittler. Auch darin sehen wir einen Baustein des „Kundennutzens“, den Aufsicht und Politik derzeit in den Fokus der Überlegungen rücken. Die Funktionsweise der Vorsorgeprodukte, deren Besteuerung oder die Auswahl der geeigneten Fonds bedürfen einer hohen Expertise, über die nicht jeder Kunde selbst verfügen kann. Auch soll die individuelle Vorsorge zum Anlegerprofil passen und Risikoneigung sowie Nachhaltigkeitspräferenzen des Kunden berücksichtigen. Diese und andere Aspekte rechtfertigen aus meiner Sicht eine qualifizierte Beratung, die im wahrsten Sinne des Worten wertvoll ist und nicht zum Nulltarif anzubieten ist. Wir qualifizieren Vermittler für diese Herausforderung im Rahmen eines umfassenden Aus- und Weiterbildungsangebots in unserem eigenen Schulungszentrum, der WWK Akademie. Neben Seminaren vor Ort bieten wir seit einigen Jahren auch eine Vielzahl an digitalen Webinaren in unserer Akademie-Online. Der Finanzberater ist und bleibt von entscheidender Bedeutung für eine vernünftige Beratung der Kunden. Dies sollte man bei allen kritischen Diskussionen über die Vergütung des Berufsstandes bedenken. Eine Vergütung alleine über Vermittlerhonorare erschein mir übrigens kein geeigneter Weg zu sein, um Kunden auch weiterhin in der Breite und über alle Einkommensschichten hinweg anzusprechen.

Aktuell bereitet auch die Bundesregierung eine Altersvorsorge-Reform vor. Welche Baustellen müssen hinsichtlich der privaten und betrieblichen Altersvorsorge aus Ihrer Sicht dringend angegangen werden? Haben Sie Sorge, dass sich Reformen auch zum Nachteil der Lebensversicherer auswirken könnten?

Wir begrüßen jede Initiative, die das Ziel verfolgt der Bevölkerung eine bessere Altersversorge zu ermöglichen. Unstrittig ist zwischenzeitlich, dass Rendite ein wichtiger Schlüssel ist um Rentenlücken zu schließen. Wir sind zuversichtlich, dass die Politik dabei nicht einseitig auf das Thema Kosten fokussiert und ihre grundsätzlichen Ideen gemeinsam mit der Versicherungswirtschaft umsetzt. Denn unsere Branche hat sich zu allen Zeiten als ein verlässlicher und sicherer Partner für alle Sparer erwiesen. Der Schlüssel zu guter Performance für den Kunden ist eine chancen-, damit aber auch risikoreichere Anlage für den Kunden. Attraktive Renditen sind auf diesem Weg sehr wahrscheinlich und die Risiken bleiben bei den meist langen Laufzeiten eines Vorsorgeprodukts trotzdem kalkulierbar. Wie bereits angesprochen kann die dafür erforderliche Beratung der Vorsorgesparer nur über die qualifizierten Finanzberater sichergestellt werden. Auch dies spricht für einen gemeinsamen zukünftigen Weg von Politik und Versicherungswirtschaft bei der Altersvorsorge.

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Die Fragen stellte Mirko Wenig

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