Wie HUK-Coburg der Allianz Bestände abluchsen will
„Die HUK wird 2023 rote Zahlen schreiben“, erwartet HUK-Vorstand Klaus-Jürgen Heitmann. Doch das veranlasst den Versicherer nicht zu einer grundsätzlichen Abkehr vom Preiswettbewerb.
Die HUK-Coburg, Marktführer im Kfz-Bereich, rechnet mit hohen Verlusten in diesem Jahr. „Wir werden ein tiefrotes Ergebnis sehen“, sagte Klaus-Jürgen Heitmann, Sprecher des HUK-Vorstands gegenüber dem Handelsblatt.
Damit wiederholte er fast wortwörtlich eine Erwartung seines Vorstands-Kollegen Dr. Jörg Rheinländer. Dieser sagte auf der 20. Jahrestagung des Business-Forum 21 ‚Mobilität & Kfz-Versicherung im Fokus’, dass die Autoversicherung tiefrot werde (Versicherungsbote berichtete).
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Historische Schaden-Kosten-Quote
Heitmann erklärte nun, dass „auch die HUK 2023 rote Zahlen schreiben“ werde. Branchenweit habe die Schaden-Kosten-Quote eine historische Größenordnung erreicht. Heitmann geht davon aus, dass bei 108 bis 110 liegen wird.
Den steigenden Kosten stehen aber zu geringe Beitragseinnahmen gegenüber. Zum Jahreswechsel wurden die Kfz-Beiträge zwar angehoben - doch deutlich unter dem Niveau der Inflation. „Die Schäden in der Kraftfahrtversicherung verteuern sich weiter stark, auch weil die Preise für Ersatzteile immer noch nach oben gehen. Das werden die nur leicht steigenden Beitragseinnahmen wohl nicht kompensieren können“, warnte GDV-Präsident Jörg Asmussen erst im April diesen Jahres (Versicherungsbote berichtete).
Heitmann spricht gegenüber dem Handelsblatt gar davon, dass die Preise für Autoteile im Schnitt der vergangenen zehn Jahre um mehr als das Doppelte der Inflationsrate gestiegen seien. „Hier haben wir einen Monopolmarkt, dem wir ein Stück weit ausgeliefert sind“, so Heitmann. „Bei einer Werkstattbindung sehen wir immer noch Stundenlöhne, die sich um die 100 Euro bewegen. Andere Werkstätten verlangen in speziellen Fällen bereits über 300 Euro pro Stunde.“
„Weil der Konkurrenzkampf hoch bleibt, wird es in der Branche eine Gratwanderung zwischen Wettbewerbsfähigkeit und notwendigen Sanierungsmaßnahmen geben“, erwartet HUK-Chef Heitmann.
HUK will eigenes Ökosystem Mobilität aufbauen
Wie könnte diese ‚Gratwanderung‘ im Falle der HUK selbst aussehen? „Wir bauen ein Ökosystem um das Thema Mobilität“, kündigte Heitmann an. Ein Gebrauchtwagenhandel gehört dem Versicherer ebenso, wie ein Viertel der Werkstattkette ‚Pitstop‘. Dort soll es in Zukunft möglich sein, das Fahrzeug begutachten zu lassen, wenn man es verkaufen will. Und: HUK will ein eigenes Abo-Modell für Autos ins Leben rufen und würde damit zum direkten Wettbewerber von Autoherstellern.
Um Dauerkonkurrenten Allianz Bestände abzuluchsen und auf Distanz zu halten, setzen die Franken aber weiterhin auch auf Preiskampf. Erst zu Jahresbeginn 2022 kaufte sich HUK-Coburg bei dem Start-Up Neodigital ein. Gemeinsam wurde die Neodigital Autoversicherung AG ins Leben gerufen. Die startete wenige Wochen nach der erteilten BaFin-Lizenz mit ersten Kfz-Tarifen. Vergangenen Mittwoch meldete das Unternehmen, ihr Angebot an Wechseltarifen auch in den Kfz-Bereich auszudehnen.
Versicherte sollen bei diesen Tarifen den gleichen Versicherungsschutz der bisherigen Police zu einem garantierten Kostenvorteil von fünf Prozent erhalten. Angaben zum Fahrerkreis, der Kilometerleistung, dem Abstellort des Fahrzeugs oder auch die vorherigen Schadensfreiheitsklassen sind für die Nutzung des Wechseltarifs nicht notwendig, so Neodigital. Rabattschutz, Schutzbrief und GAP-Deckung für Leasingfahrzeuge werden bei Umdeckung übernommen.
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Eine Abkehr vom Preiskampf in der Kfz-Versicherung sieht anders aus.