Ausbleibende Riester-Reform: "Verlorene Jahre, die man nicht wieder aufholen kann"
Die gesetzliche Rentenversicherung wird seit Jahren mit einem signifikanten Bundeszuschuss über Wasser gehalten. Wie sehen Sie die Entwicklungen der gesetzlichen Rente oder frei nach Norbert Blüm: Ist die Rente noch sicher?
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Ich denke, wir sollten die Vorsorge ganzheitlich sehen: Wir haben mit den drei Säulen gesetzlich, betrieblich und privat in Deutschland ein weltweit einmaliges System der Altersvorsorge. Dabei ist die gesetzliche Rentenversicherung eine wichtige Basis der Altersvorsorge und würdigt die Lebensleistung der Menschen mit einer Rente. Sie steht aufgrund der Umlagefinanzierung natürlich mit dem demografischen Wandel besonders unter Druck, gerade wenn in den kommenden Jahren die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen. In den meisten Fällen wird die Versorgung aus der gesetzlichen Rentenversicherung nur als Grundversorgung ausreichen. Zum Sichern eines angemessenen Lebensstandards sind die Menschen auf zusätzliche Vorsorge angewiesen.
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Diese Herausforderung müssen wir anpacken, jetzt gilt es, das System weiterzuentwickeln und zu reformieren. Wir müssen die betriebliche und die private Säule stärken und damit möglichst vielen Menschen in Deutschland Zugang zu verschiedenen Formen der Vorsorge bieten.
Die FDP will eine Aktienrente installieren. Was halten Sie von kapitalbasierten Komponenten in der Sozialversicherung?
Lassen Sie uns an diese Frage aus dem Blickwinkel der Kundinnen und Kunden herangehen: Die Menschen wollen für ihr Alterseinkommen nicht allein auf den Aktienmarkt angewiesen sein! Wichtig ist, nicht alles auf eine Karte zu setzen, wie wir auch bei der Energieversorgung gesehen haben. An der Börse geht es nicht immer nur aufwärts – und das trifft dann besonders hart, wenn man zu einer ungünstigen Zeit Geld fürs Alterseinkommen braucht.
Aber grundsätzlich kapitalmarktbasierte Elemente in der gesetzlichen Rentenversicherung einzuführen, das kann und muss Teil der Weiterentwicklung unseres Systems der Vorsorge sein, da eine reine Umlagefinanzierung schon lange an ihre Grenzen gestoßen ist.
Die Riester-Rente hat einen mindestens schweren Stand. Zum Teil ist dies durch zu hohe Kosten eigenverschuldet. Auf der anderen Seite kann die geförderte Altersvorsorge für viele Verbraucher sehr sinnvoll sein. Was halten Sie von der ursprünglichen Idee von Walter Riester und deren Umsetzung?
Die Fakten sprechen für sich: Riester hat über 16,7 Millionen Menschen erreicht, mit Riester wurden insgesamt über 150 Milliarden Euro angespart! Riester war und ist der Einstieg für junge Leute zur zusätzlichen Vorsorge, ein wirkungsvoller Zugang für Frauen zu einem zusätzlichen Alterseinkommen und ein wesentlicher Baustein zur Vorsorge für Menschen mit niedrigem Einkommen.
Und gerade deshalb hätten wir längst eine Reform auf den Weg bringen oder ein starkes Nachfolge-Angebot einführen müssen. Derzeit ziehen sich Anbieter zurück und es schließen weit weniger Menschen neue Verträge ab. Das heißt: Sie verlieren wertvolle Jahre der Vorsorge. Verlorene Jahre, die man nicht wieder aufholen kann.
Eine Arbeitsgruppe des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat ein Konzept für eine neue staatlich geförderte Altersvorsorge ausgearbeitet. Was kann die Bürgerrente, was die Riester-Rente nicht kann und warum kann dieses Modell den Ansatz einer staatlich geförderten Altersvorsorge retten?
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Im Vorschlag der Bürgerrente ist das umgesetzt, was wir bei Riester hätten verbessern sollen: Die Bürgerrente ist einfach und schlank aufgebaut, mit niedrigerer Beitragsgarantie vereint sie Sicherheit mit Renditechancen und ist verbunden mit einer leicht verständlichen Förderung. Das Konzept der Bürgerrente ist von den Bedürfnissen der Menschen her gedacht. Genau das ist eine wesentliche Voraussetzung für das Gelingen einer staatlich geförderten Altersvorsorge, egal ob nun Bürgerrente oder ein anderer Vorschlag: Wir müssen die Bürgerinnen und Bürger für eine moderne Basis-Vorsorge wirklich gewinnen.
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