400.000 neue Wohnungen sollen jährlich entstehen: Dieses Ziel hat sich die aktuelle Bundesregierung gesetzt, um die anhaltende Wohnungsnot und die explodierenden Mietpreise vor allem in den Großstädten zu lindern. Doch dieses Ziel rückt in immer weitere Ferne. Statt dass mehr gebaut wird, sind die Zahlen der neu erteilten Baugenehmigungen sogar stark rückläufig.

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Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte, wurde im Mai 2023 in Deutschland nur der Bau von 23.500 neuen Wohnungen genehmigt. Das bedeutet einen Rückgang um 25,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit fiel der Rückgang zwar weniger stark aus als in den Monaten April und März, als die Genehmigungen sogar um 31,9 Prozent bzw. 29,6 Prozent einbrachen. Dennoch bleibt der Trend ungebrochen: In Deutschland wird deutlich weniger neu gebaut. In den Ergebnissen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

Als Gründe nennt die Statistikbehörde die weiterhin steigenden Baukosten infolge von Inflation und Handwerkermangel sowie ungünstigere Baufinanzierungen aufgrund der stark gestiegenen Zinsen. Im Mai 2023 lagen die Bauzinsen für zehnjährige Finanzierungen zwischen 3,6 und knapp unter vier Prozent. Zwar rechnen Baufinanzierungs-Experten von Banken laut einer Umfrage des Finanzportals Biallo mehrheitlich damit, dass sich die Bauzinsen im Jahresverlauf nur leicht erhöhen bzw. stabilisieren werden. Die überwiegende Mehrheit geht aber davon aus, dass sie vorerst auch nicht wieder sinken werden.

Einbruch der Genehmigungen vor allem bei Ein- und Zweifamilienhäusern

Ein besonders starker Rückgang ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei Ein- und Zweifamilienhäusern zu verzeichnen. Ein deutlicher Hinweis, dass vor allem Privatpersonen derzeit weniger bauen.

Laut Destatis wurden in neu zu errichtenden Wohngebäuden von Januar bis Mai 2023 insgesamt 94.000 Wohnungen genehmigt. Das waren 30,5 Prozent oder 41.200 Wohnungen weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser ging um gut ein Drittel (-35,1 Prozent) auf 22.600 zurück. In Zweifamilienhäusern verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen sogar um mehr als die Hälfte (-53,5 Prozent bzw. 7.500 Wohnungen).

ifo-Institut rechnet mit weniger Wohnungsneubau

Angesichts des aktuellen Trends rechnet das Münchener ifo-Institut damit, dass der Neubau von Wohnungen bis 2025 auf nur noch 200.000 pro Jahr fallen wird: Halb so viel, wie von der Politik als Ziel ausgegeben. Eigentlich sprechen die Zuwanderung und ein kontinuierliches Wachstum der Haushaltszahlen europaweit für einen hohen Baubedarf, berichtet ifo-Experte Ludwig Dorffmeister in einem Aufsatz. „Tatsächlich erweist sich das Finanzierungsproblem (mittels Eigen- und Fremdkapital) aber gegenwärtig als großer und gleichzeitig wichtigster Hemmschuh“, so der Ökonom.

Das ifo-Institut hat den Trend beim Wohnungsneubau in Europa in einer Studie untersucht. Eigentlich müsste in vielen EU-Staaten derzeit der Wohnungsbau stark gefördert werden, schreibt der Experte. Denn auch in anderen Ländern wie Schweden, Dänemark und Ungarn sei die Zahl der Wohnungsneubauten stark eingebrochen. Aber: „Über eine attraktive Neubauförderung berichtet derzeit nur rund ein Drittel der Länderexperten“, sagt Dorffmeister.

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In Deutschland müsse sogar von stark negativen Anreizen für den Wohnungsneubau ausgegangen werden, berichtet Dorffmeister weiter. So würden sich die Kürzung der Fördermittel für die energetische Sanierung und die Verschärfung der Neubaustandards negativ auswirken. "Der Bund ignoriert damit die kräftigen Kostenzuwächse, die durch Preisanstiege und strengere Richtlinien hinsichtlich der geforderten Gebäudeeigenschaften zustande kommen", kritisiert der Experte.