Wie können Versicherer in Zeiten niedriger Zinsen noch ausreichend Rendite erwirtschaften? Eine inzwischen sehr beliebte Antwort auf diese Fragestellung sind Investitionen in Infrastruktur- sowie Immobilienprojekte. Diese werden für die Versicherungswirtschaft immer beliebter. Gleichwohl sind auch diese Anlagen mit Risiken behaftet. So können politische Entscheidungen teilweise gefährlich an der Kalkulation rütteln. Selbst die Allianz bekam dies schon zu spüren. Bei der Beteiligung am norwegischen Offshore-Gasnetz hatte die Regierung in Oslo die Durchleitungspreise einseitig gesenkt.

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Bereits 2015 war die Allianz in mehrere Infrastruktur-Projekte eingestiegen. So stieg der Versicherer im August in einem Konsortium mit Münchener Rückversicherung und Investoren aus Kanada und Abu Dhabi bei der Autobahn-Raststättenkette Tank & Rast ein. Kurz darauf wurde das Investment in das Londoner Abwassersystem bekannt. Über 550 Millionen Euro plane der Versicherungsriese in das Projekt zu stecken.

Darauf folgten noch diverse andere Investments: Im November 2017 vermeldete der Versicherungsriese den Einstieg in das Immobilien-Geschäft in China. Gemeinsam mit dem Immobilien-Investor TH Real Estate wurde ein geschlossener Fonds aufgelegt. Dessen Schwerpunkt werde auf Premium-Outlet-Centern in China liegen. Insgesamt solle der Fonds Zusagen in Höhe von 640 Millionen Euro (750 Millionen US-Dollar) erhalten. Zuletzt hatte der Versicherungskonzern verstärkt Kapital in Logisitik-Immobilien gepumpt. Vor allem in den Jahren 2021 und 2022 seien gleich mehrere hochkarätige Transaktionen abgeschlossen worden. So sei beispielsweise das italienische Logistikportfolio auf mehr als 500 Millionen Euro aufgestockt worden. In Summe sei dadurch das globale Logistikportfolio um ein Drittel (32 Prozent) auf 11,6 Milliarden Euro verwaltetes Vermögen angewachsen.

Nun vermeldet die Allianz ein weiteres spannendes Investment. Demnach werde der Versicherer per Minderheitsbeteiligung beim Projektentwickler Fuella AS („Fuella“) einsteigen. Dazu hat die Unternehmenstochter Allianz Capital Partners im Namen der Allianz Versicherungsgesellschaften eine Vereinbarung unterzeichnet. Das Unternehmen aus Norwegen ist ein unabhängiger Entwickler von kommerziellen Großprojekten zur Herstellung von grünem Wasserstoff und grünem Ammoniak. Für die Umsetzung der Projekt-Pipeline und die Beschleunigung der Geschäftsentwicklung hat der Versicherer Eigenkapital in Höhe von 20 Millionen Euro bereitgestellt.

„Die Investition in Fuella passt sehr gut zu unserer übergreifenden Anlagestrategie in die Energiewende und unterstreicht die Bedeutung, die wir grünen Molekülen für die Energiewende in Europa beimessen.“, sagt Dr. Michael Pfennig, Co-Head of Infrastructure bei Allianz Capital Partners. „Mit unserem zweiten Investment in eine Power-to-Gas-Plattform in den nordischen Ländern unterstreichen wir das große Potential, das wir für die Produktion von grünen Molekülen in dieser Region sehen. Wir sind sehr stolz darauf mit dem innovativen und motivierten Team von Fuella, gemeinsam das Wachstum dieser vielversprechenden Plattform mit vielen weiteren Projekten in der Zukunft voranzutreiben.“, fügt Igor Lukin, Senior Portfolio Manager bei Allianz Capital Partners, zu.

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Im Dezember 2022 hatte die Allianz eine Minderheitsbeteiligung am finnischen Projektentwickler Ren-Gas erworben. Damals war Eigenkapital in Höhe von 25 Millionen Euro zur Verfügung gestellt worden. Auch hier sollte das Kaptial in die Umsetzung des Projektportfolios und die beschleunigte Geschäftstätigkeit des Unternehmens fließen.