„Inflation ist auch ein soziales Problem“
Die Inflation lässt die Deutschen an ihre finanziellen Grenzen stoßen. Knapp 30 Prozent der Beschäftigten geben das in einer YouGov-Umfrage an. Der Chef-Anlagestratege der Deutsche Bank, Dr. Ulrich Stephan, sieht darin auch ein soziales Problem.
Derzeit leiden viele Menschen schmerzhaft unter den Auswirkungen der Inflation. Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage im Auftrag der Postbank gibt knapp jeder dritte Beschäftigte (30 Prozent) an, dass er finanziell an seine Grenzen stößt. 21 Prozent geben an, dass ihr Gehalt nicht ausreicht, um die Lebenshaltungskosten zu bezahlen, und knapp neun Prozent sagen sogar, dass sie mit ihrem Geld überhaupt nicht auskommen.
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„Zwar ist die Inflationsrate in den letzten Monaten leicht rückläufig, liegt aber immer noch auf einem hohen Niveau. Vor allem die steigenden Lebensmittelpreise setzen die Budgets der Verbraucher unter Druck“, erklärt Dr. Ulrich Stephan Chef-Anlagestratege der Deutsche Bank für Privat- und Firmenkunden und auch für die Marke Postbank zuständig.
Besonders belastet werden Beschäftigte mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von unter 2.500 Euro. Von ihnen kommt knapp jeder Zweite (43 Prozent) nicht über die Runden. Unter Befragten mit einem höheren Einkommen wird es hingegen nur für rund jeden Fünften (22 Prozent) eng.
„Die Inflation ist nicht nur ein ökonomisches, sondern auch ein soziales Problem. Diejenigen mit den geringsten Einkommen sind von den steigenden Preisen am meisten betroffen. Insofern kann es auch sinnvoll sein, insbesondere bei diesen Gruppen die Löhne anzuheben", sagt Dr. Ulrich Stephan. „Dabei muss aber darauf geachtet werden, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage über die höheren Löhne nicht noch weiter angeheizt wird. Denn das führt wiederum zu steigenden Preisen.“
Immerhin rechnet rund jeder zweite Beschäftigte (54 Prozent) in den kommenden zwölf Monaten mit einer Gehaltserhöhung. Die meisten von ihnen (25 Prozent) setzen ihre Hoffnungen auf bessere Konditionen durch einen Tarifabschluss oder darauf, individuell mehr Lohn aushandeln zu können (zwölf Prozent). Rund jeder dritte Beschäftigte (37 Prozent) geht nicht davon aus, dass sein Gehalt in absehbarer Zeit steigt. Wenig Hoffnung auf ein höheres Einkommen haben vor allem die Menschen, die ein Gehaltsplus besonders nötig hätten: Knapp jeder zweite Befragte, der aktuell kaum seine Lebenshaltungskosten bezahlen kann (46 Prozent), hat keine Aussicht auf höhere Bezüge - im Vergleich zu 33 Prozent, die ihr Einkommen als ausreichend bezeichnen.
Beschäftigte mit einem vergleichsweise niedrigen Einkommen haben zudem deutlich seltener Aussichten, dass die "Inflationsausgleichsprämie" ihre Einkommenssituation verbessert. Diese Prämie in Höhe von bis zu 3.000 Euro können Arbeitgeber ihren Beschäftigten noch bis Ende 2024 steuer- und sozialabgabenfrei auszahlen. Knapp 50 Prozent der Beschäftigten, deren monatliches Haushaltsnettoeinkommen bei 2.500 Euro und mehr liegt, haben die Inflationsprämie bereits erhalten oder rechnen mit der Auszahlung. Von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, denen weniger als 2.500 Euro im Monat zur Verfügung stehen, haben hingegen nur 35 Prozent den Bonus bekommen oder Hoffnung darauf.
„Die Inflationsprämie ist sicherlich ein Mittelweg zwischen einem Ausgleich für gestiegene Preise und der Vermeidung einer Lohn-Preis-Spirale“, ordnet Dr. Ulrich Stephan ein. „Allerdings werden die Preise in Zukunft kaum fallen, sondern nur weniger stark steigen. Die Prämie hat insofern einen Einmaleffekt, hilft aber den Ärmsten in den Folgejahren nicht. Ein dauerhafter Inflationsausgleich wäre hier sicherlich die geeignetere Maßnahme.“
Laut Postbank-Umfrage profitieren 43 Prozent aller Beschäftigten von der Inflationsprämie, 49 Prozent gehen leer aus, knapp sieben Prozent wissen nicht, ob sie Chancen auf die Prämie haben.
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Über die Studie:
In einer bevölkerungsrepräsentativen Online-Befragung interviewte YouGov im Auftrag der Postbank zwischen dem 24. und 27. April 2023 insgesamt 1.011 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab 18 Jahren.
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