Die internationale Organisation Global Impact Investing Network (GIIN) schätzt regelmäßig das weltweite Marktvolumen des Impact Investing. Die Ergebnisse von 2022 übertreffen die der Vorjahre maßgeblich: Das GIIN schätzt die Größe des weltweiten Impact-Investing-Marktes auf 1,164 Billionen US-Dollar. Damit übersteigt die viel zitierte Schätzung der Organisation zum ersten Mal die Marke von einer Billion US-Dollar. Diese Zahl, die das zentrale Ergebnis des GIIN-Berichts „2022: Sizing the Impact Investing Market“ ist, spiegelt eine immer umfassendere Messung des weltweit verwalteten Impact-Vermögens wider. „Unsere neue Schätzung eines globalen Impact-Investing-Marktes von mehr als einer Billion Dollar stellt einen bedeutenden psychologischen Meilenstein für die Branche dar, da sie reift und an Komplexität gewinnt“, sagt GIIN-CEO Amit Bouri dazu. „Diese Zahl ist zwar ein sehr positives Zeichen für die Branche, aber auch ein Aufruf zu weiterem Handeln. Wenn wir die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung bis 2030 erreichen und bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen wollen, müssen wir jetzt viel Kapital bereitstellen und uns bewusst darauf konzentrieren, positive Auswirkungen zu erzielen.“

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Im Mittelpunkt der illiquiden Impact-Anlagen stehen Private Equity und Venture Capital

Somit wird Impact Investing für Investoren auch in Deutschland immer interessanter. Dabei stehen vor allem für Family Offices und andere professionelle Anleger illiquide Assets im Fokus. Das stellt zum Beispiel die Marktstudie „Impact Investing in Deutschland 2022“ Bundesinitiative Impact Investing (BIII) heraus. Für die Investoren sind insbesondere Private Equity-Investments interessant. In Zukunft erwarten demnach mehr als 80 Prozent der Teilnehmenden eine besonders dynamische Entwicklung im Private Equity-Segment. Public Equity, Private Debt und Public Debt sind weitere wesentliche Anlageklassen.

Im Mittelpunkt der illiquiden Impact-Anlagen stehen also Direktbeteiligungen, also Private Equity- oder Venture Capital-Investments. Als Direktbeteiligungen werden hier Beteiligungen an Unternehmen oder Projekten verstanden, die direkt von den Vermögensinhabern oder deren Investment-Vehikeln gehalten werden und nicht über Fondsstrukturen. Die Möglichkeit der unmittelbaren Einflussnahme des Investors auf die Investments resultiert in einem möglichst hohen Impact, der zusammen mit dem Management des Unternehmens/Projekts erzielt werden kann. Derartige Direktbeteiligungen werden oftmals nicht nur als Anlageobjekt angesehen, sondern auch als Mechanismus, um das eigene Unternehmer-Gen wieder in eine besonders nachhaltige Wirtschaft einzubringen.

Was soll es sein: ein Fonds oder eine Direktbeteiligung

Den Zugang zu diesen Beteiligungsmodellen finden Investoren in zwei Formen: als Fonds oder direkte Beteiligung. Während Fondslösungen großes Vertrauen in die Kompetenz des Fremdmanagements voraussetzen, ist eigenes Beteiligungsmanagement ungleich anspruchsvoller, weil man alles selbst machen muss. Daher sind es eher stark unternehmerisch geprägte Individuen oder auch Family Offices mit der entsprechenden Infrastruktur (M&A-Team/Beteiligungsmanager), die diesen Weg präferieren, während „normale“ Private Clients und typische Impact-orientierte Institutionen zu Fonds neigen, um die Erwirtschaftung der der finanziellen und der Wirkungsrendite in die Hände etablierter Dritter zu legen.

Wichtig dabei ist, einige wesentliche Fragen zu beantworten: Will man Mehrheits- oder Minderheitsbeteiligungen eingehen? In welchen Branchen sollen die Direktbeteiligungen sein, um beispielsweise eigene Kompetenz einzubringen oder bewusst zu diversifizieren in Bereiche, in denen das Vermögen sonst nicht investiert ist? In welcher Phase des Unternehmens/einer Zielgesellschaft will man investieren: in Start-ups, in die Wachstumsphase eines Unternehmens oder in reifere Unternehmen in einer späteren Phase der Entwicklung? Private Equity-Anleger beteiligen sich in der Regel an etablierten Unternehmen mit einer soliden Substanz, während Venture Capital-Investoren sogenanntes Wagniskapital beziehungsweise Risikokapital zur Finanzierung eines eher frühphasigen unternehmerischen Vorhabens zur Verfügung stellen. Alle diese unterschiedlichen Phasen kann man grundsätzlich mit unterschiedlichen Risikoklassen in Verbindung bringen. Das gilt auch bei Impact-Direktbeteiligungen und ist vor allem mit der strategischen Asset Allocation beziehungsweise des Rendite-/Risikoprofils des Investors abzustimmen.

Inhaltlichen Impact immer wieder kritisch zu reflektieren

Für viele Investoren erscheint der Einstieg in der Frühphase eines Impact-Unternehmens insofern attraktiv, als dass sie einerseits überdurchschnittlich stark an der Wachstumsstory partizipieren und andererseits durch die Kapitalmaßnahme den Weg zu mehr Impact in dem spezifischen Kontext oft erst ermöglichen. Die Einfluss-und Veränderungsmöglichkeiten sind in der Frühphase aus Impact-Sicht wesentlich höher als bei gesättigten Gesellschaften.

Wichtig dabei ist, die Beteiligungs-Performance jeweils zielgerichtet zu messen. Hierbei ist also sehr individuell vorzugehen. Allen Unternehmen im Beteiligungsportfolio sollte aber gemein bleiben, dass die zu Beginn definierten Impact-Kriterien kontinuierlich weiter erfasst und messbar gemacht werden sollten, um die Zielerreichung permanent hinterfragen zu können. Somit müssen die allgemein anerkannten betriebswirtschaftlichen Kennziffern mit den individuell definierten Impact-Kennziffern in Einklang gebracht werden. Denn nur so lässt sich das Ziel erreichen, eine marktadäquate Finanzrendite mit einer messbaren Impact-Rendite zu kombinieren.

Auch emotional haben semi-institutionelle Anleger einen Vorteil im Impact Investing. Wie Dr. Johannes Knorz von 4L Vision in seinem Aufsatz „Impact Investing im Single Family Office“ herausstellt: „Dabei sollte sich jeder Investor auch bewusst machen, dass mit seinen inhaltlichen Wertungen immer auch bestimmte Glaubenssätze und Denkrichtungen in den Investmentprozess und damit auch die gesamte Wirtschafts- und Finanzwelt Einzug halten. Dies ist angesichts der immensen ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit auch notwendig. Es ist daher unverzichtbar, über den mit einem Investment verbundenen auch inhaltlichen ‚Impact‘ immer wieder kritisch zu reflektieren, ihn zur Diskussion zu stellen und sich dann ganz bewusst und in Übereinstimmung mit den persönlichen Werten und Vorstellungen für ein Investment zu entscheiden.“

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