Nicht erst seit der Einführung von regulatorischen IT-Maßnahmen für die Versicherungsbranche wie der VAIT im Jahr 2018 ist der Branche bewusst, dass die zügige Modernisierung der IT-Landschaft und der Ausbau digitaler Angebote alternativlos sind.

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Dr. Rainer Reitzler, CEO der Münchener Verein Versicherungsgruppe© Alexander von Spreti

Klar ist: Erfolgreiche Digitalisierung benötigt hohe Investition und Anpassungsfähigkeit. Denn wer nicht digitalisiert, verschwindet vom Markt. Wettbewerbsfähig bleiben nur die Versicherer, die die veränderten Kundenbedürfnisse ernst nehmen und den Wunsch nach digitalen Lösungen bedienen. Gerade die jüngeren Generationen wollen sich nicht mit analogen und bürokratischen Kommunikationswegen beschäftigen. Wer Millennials und die Generation Z vergisst, wird in Zukunft keinen wachsenden Kundenstamm mehr haben. Dabei dürfen der persönliche Kontakt und die individuelle Beratung aber nicht auf der Strecke bleiben, sondern müssen bei digitalen Angeboten mitgedacht werden.

Die Zusammenarbeit von traditionellen Versicherern mit Start-Ups ist notwendig, um am Puls der Zeit zu bleiben. Denn Start-Ups haben es sich auf die Fahne geschrieben, als Innovationstreiber der Versicherungsbranche Lösungen für die Digitalisierung der Assekuranz zu entwickeln. Im Laufe der 2010er Jahre erreichten die neu gegründeten Start-Ups mit Versicherungsnähe in der Branche erstmals zurecht viel Aufsehen. Auch, weil die ersten digitalen Versicherer mit BaFin-Zulassung an den Markt gingen. Sogleich befürchteten Experten eine Disruption des Versicherungsmarktes mit einer potentiellen Ablöse der traditionellen Versicherungsunternehmen durch die moderne Konkurrenz. Diese Furcht war und ist unbegründet. Im Gegenteil – Versicherungsunternehmen können auf die innovative Hilfe der Start-Ups vertrauen und von der Zusammenarbeit stark profitieren, um zum Beispiel digitale Vertriebswege zu erschließen und Prozesse effizienter zu gestalten. Die hohen Investitionssummen von Versicherern und institutionellen Investoren in die jungen, versicherungsnahen Start-Ups der letzten Jahre lassen hoffen, dass unsere Branche die große Chance der Insurtechs erkannt hat. Im ersten Quartal 2023 beliefen sich die weltweiten Investitionen in Insurtechs immerhin auf 1,3 Mrd. Euro.

Durch die Zusammenarbeit mit Insurtechs werden Versicherungsunternehmen agiler und transparenter. Auf der anderen Seite entdecken die Insurtechs Nischen für sich und spezialisieren sich zunehmend. So können Versicherer das Know-How der Start-Ups als ein Kernelement ihrer Innovationsstrategie nutzen. Dabei werden KI-unterstützte Angebote zunehmend eine wichtigere Rolle spielen.

Aber wie kommen Insurtechs und Versicherer eigentlich zusammen? Eine bewährte Methode ist der Kontaktaufbau über Innovationsplattformen wie dem InsurtechHub Munich (ITHM). Der Münchener Verein profitiert als Gründungsmitglied des ITHM seit 2017 von dem daraus entstandenen Netzwerk. Mehrere im Münchener Umkreis ansässige Versicherungsunternehmen und Insurtechs haben so den Weg zueinander gefunden. Darüber hinaus ermöglicht die Zusammenarbeit mit dem ITHM Einblicke in Branchentrends und einen „Blick über den Tellerrand“ hinaus.

Insgesamt sieben erfolgreiche Kooperationen mit Start-Ups laufen bei uns bereits, weitere werden sicher folgen. Zum Beispiel ist durch die Kooperationen ein rein virtuelles Identifikationsverfahren für Kunden bei der Registrierung für die Kunden-App möglich. Auch medizinische Dienstleistungen bereichern unser Angebot, wie eine digitale Früherkennung von Vorhofflimmern. Eine digitale und automatische Gebäudewertermittlung verkürzt zudem die Bearbeitungszeiten in der Wohngebäudeversicherung.

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Vor allem Kooperationen in die Bereiche Nachhaltigkeit, HealthTechs und künstliche Intelligenz lohnen sich für Versicherer, um ihre digitale Transformation voranzutreiben. Innovation ist eine Chance, Kundenbindung zu fördern. Und auch beim Recruiting zieht ein innovatives Unternehmen mehr exzellente Mitarbeitende an. Das Fazit lautet also: wer Innovation wagt, gewinnt!